Bernkopf: "Starke Marke der Bank Austria bleibt"
Helmut Bernkopf ist bei der UniCredit im Vorstand für Private Banking zuständig. Robert Zadrazil bekleidet diese Funktion bei der Tochter Bank Austria. Im KURIER-Interview sprechen sie über die schwierige Lage am Kapitalmarkt.
KURIER: Sie haben letztes Jahr das Private
Banking der
UniCredit in
Europa übernommen. Was sind Ihre Ziele?
Helmut Bernkopf: Das UniCredit Private Banking zählt schon heute zu den Top-Fünf-Playern in Europa. Mein Ziel ist es diese Marktstärke auch bekannt zu machen. Dafür müssen wir noch besser als bisher performen. Wir werden Synergien in der Gruppe nutzen und beispielsweise europaweit mit unserem Firmenkundengeschäft kooperieren. Als größter Kreditgeber der europäischen Wirtschaft sind wir bei Unternehmern bestens verankert.
Wie schätzen Sie die aktuelle Lage
Griechenlands ein?
Bernkopf: Aus Gruppensicht ist Griechenland keine große Affäre. Wir beobachten die Lage aber schon sehr genau, weil man nicht abschätzen kann, was eine Pleite in Europa auslöst. Es ist schwer vorauszusagen, aber ich bin überzeugt, dass sich die wirtschaftliche Vernunft durchsetzen wird. Eine Eskalation wäre für alle der teuerste und schlechteste Weg.
Wie teuer wäre das für die UniCredit?
Bernkopf: Der geringe Anteil an griechischen Staatsanleihen von etwas mehr als 600 Millionen Euro ist großteils wertberichtigt. Der unmittelbare Effekt wäre also nicht das Thema, sondern die Auswirkungen auf die Anleihen anderer Länder wie Spanien oder Italien. Es ist zu hoffen, dass mittlerweile so viel Stabilität eingekehrt ist, dass sich die Auswirkungen in Grenzen hielten.
Die Ratingagenturen sehen die Lage nicht so positiv und haben die
UniCredit herabgestuft.
Bernkopf: Wir nehmen es ernst, aber man darf es nicht überschätzen. Das Rating der UniCredit ist immer mit dem des Heimatlandes verbunden und kann daher nicht viel besser sein.
Was ist an den ständigen Gerüchten zum Verkauf der
HVB oder der Umbenennung der Bank Austria dran?
Bernkopf: Nichts. Zurzeit stellt sich die Frage nicht. Sie war noch nie ein Thema in den Gremien und auch die Mehrjahresplanung sieht das nicht vor. Auch die starke Marke
Bank Austria bleibt bestehen.
Es gab vor Kurzem eine Kapitalerhöhung. Ist jetzt der Kapitalbedarf gedeckt?
Bernkopf: Wir erfüllen jetzt als eine der ersten Großbanken Europas alle Kriterien der Europäischen Bankenaufsicht. Bis Juni werden sich noch einige Konkurrenten überlegen müssen, wie auch sie ihre Ziele erreichen. 99,8 Prozent der Aktionäre haben bei unserer Kapitalerhöhung ihre Bezugsrechte ausgeübt, das ist ein klarer Vertrauensbeweis.
Über den UniCredit-Kurs sind die Aktionäre aber sicher nicht glücklich, Dividende gibt es obendrein keine ...
Bernkopf: Aktionäre blicken sehr stark in die Zukunft und da gibt es großes Potenzial. Es wird aber einige Zeit dauern, bis dieses Potenzial gehoben wird, weil das Umfeld noch belastend wirkt. Eine Bank wie die UniCredit, die ihre Hausaufgaben gemacht hat, wird sich aber früher nach oben bewegen. Generell war aber in den letzten Jahren mit keinem Banktitel viel zu holen.
Wie ist derzeit die Stimmung bei den Kunden?
Bernkopf: Das Risikoverhalten der Kunden hat sich seit 2008 verändert. Es gibt einen stärkeren Trend zu einfacheren und kurzfristigeren Produkten. Es ist eine gewisse Risikoaversion zu verspüren, die dazu führt, dass höhere Cash-Bestände gehalten werden. Aber unsere Kundenzufriedenheitswerte sind nach wie vor auf hohem Niveau.
Robert Zadrazil: Wir machen für jeden Kunden eine Bedarfsanalyse und haben in der Tochter Schoellerbank fünf verschiedene Risikoklassen. Mittelfristiges Ziel ist es, dem Kunden mehr zu bieten als nur den Durchschnitt zu schlagen. Das gelingt uns ohnehin. Die Kunden sind aber realistisch und wissen, dass in Zeiten von Verlusten von 20 Prozent bei Aktien wir nicht 30 Prozent Gewinn erzielen können. Aber mit unserer diversifizierten und globalen Vermögensverwaltung sind wir auch in diesen Phasen um Häuser besser. Bei den Kundengesprächen können viele oft gar nicht glauben, dass sich ihr Portfolio besser entwickelt hat als von ihnen erwartet.
Wie viele Kunden haben Sie im Private
Banking durch die Causa Madoff verloren?
Zadrazil: Die Zahl ist vernachlässigbar. In der Schoellerbank haben wir das Thema überhaupt nicht gehabt. Natürlich ist die Causa für uns als Bank und für die Kunden unangenehm. Aber das Gesamtvertrauen zum Berater hat darunter nicht gelitten. Einige Entscheidungen sind dazu noch offen, es gibt aber auch zwei rechtskräftige Urteile zu unseren Gunsten.
Macht es Sinn, in
Österreich zwei Private-Banking-Schienen zu fahren?
Zadrazil: Eindeutig ja, weil wir über die Schoellerbank ein komplementäres Angebot stellen. Wir betreuen viele Kunden, die beim Mitbewerb ihre normale Geschäftsbeziehung haben und die Schoellerbank ist ihr Zweitinstitut.