Wirtschaft

Beppo Mauhart: Im Auftrag der Bildung und der Kunst

Beppo Mauhart hat während seiner Zeit an der Spitze der Austria Tabak unzählige Diskussionen über Rauchen und Nichtrauchen geführt – mit sehr viel Gelassenheit. Bei der aktuellen Debatte missfällt dem Freidenker deren Verbissenheit: "Der Zugang über Verbote ist auf alle Fälle falsch. Ich halte die liberale, österreichische Lösung für durchaus vernünftig". Es sei unverständlich, warum Gastronomen nicht die Freiheit haben sollten, "selbst zu entscheiden, wie sie mit einem Produkt umgehen, das legal zu erhalten ist".

Der einstige Kettenraucher rührt zwar seit 1964 keine Zigaretten mehr an, genießt aber nach wie vor mit viel Freude Zigarren. Er habe das Rauchen "mit sehr viel Stil, mit sehr viel Grandezza" zu einer Kultur gemacht, attestierte ihm kürzlich der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im rauchfreien Rathaus bei der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens.

Viel beschäftigt

War nicht so einfach, einen Termin dafür zu finden. "Pensionisten haben bekanntlich keine Zeit", blättert der in der Wolle gefärbte Sozialdemokrat und Sohn eines oberösterreichischen Gastwirtes im Terminkalender. Von Ruhestand kann bei dem 81-Jährigen keine Rede sein.

Mauhart sitzt im Aufsichtsrat der Saline, im Publikumsrat des ORF, ist Vize-Präsident der "Bildungsinitiative für die Zukunft", die das Bildungsvolksbegehren ins Leben rief, und präsidiert die "Wirtschaftsinitiative Neues Künstlerhaus" (WINK).

Die Kunst beschäftigt Mauhart derzeit am meisten. Er gründete vor einigen Jahren den Verein, um in der Privatwirtschaft Geld für die Sanierung des Gebäudes zu lukrieren. Zwei bis drei Millionen Euro kostet die Erneuerung der Außenfassade. Der bestens vernetzte Mauhart erwies sich als sehr brauchbar beim Geldaufstellen. Er kam auch auf die Idee, die Fassade zu vermarkten. Was nicht ganz einfach war. Abgesehen von der amtlichen Bewilligung waren etliche der Künstler, denen das prächtige Gebäude gehört, skeptisch. Um das Künstlerhaus innen zu einem modernen Ausstellungszentrum zu gestalten, sind weitere 14 bis 20 Millionen notwendig. Darüber hinaus lässt Mauhart bei der Gesamtgestaltung des Karlsplatzes in Kombination mit dem Wien-Museum nicht locker.

Von der Austria Tabak hat sich Mauhart emotional immer noch nicht verabschiedet. Obwohl es schon fast zwei Jahrzehnte her ist, dass Mauhart mit seinen Vorstandskollegen gehen musste. Wegen der Übernahme der Sportartikel-Gruppe HTM, die als Sanierungsfall eingekauft worden war. Das Unternehmen wurde dann an den schwedischen Investor Johan Eliasch praktisch verschenkt. "Ausgestattet mit der Weisheit des Rückblicks bin ich überzeugt davon, dass die Sanierung gelungen wäre und in Österreich ein international starkes Unternehmen hätte entstehen können." Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern hätte Mauhart die spätere Privatisierung der Austria Tabak leidenschaftlich bekämpft. Heute noch kommentiert er den Abverkauf der staatlichen Zigarettendreher mit tiefer Erbitterung: "Das war eine der größten politischen Sünden. Dieses Unternehmen wurde zerschlagen und abverkauft. Eine Sauerei, die dem Staat viel Schaden zufügte und Hunderte Arbeitsplätze gekostet hat." Das traurige Ende ist bekannt. Vor drei Jahren drehte der Eigentümer Japan Tobacco in Hainburg die letzte Produktionsstätte zu. Das von Mauhart gegründete Tabakmuseum wurde schon vorher leer geräumt.

Wäre noch der Fußball. Nur ein Jahr lang wollte Mauhart 1984 auf Ersuchen des damaligen Gewerkschaftsbosses Anton Benya Präsident des ÖFB bleiben, 18 Jahre wurden es. Der Fußballbund war völlig heruntergewirtschaftet. "Das Einzige, was im ÖFB funktioniert, ist die Mittagspause", lästerte damals Trainer Max Merkel.

"Ein Schleudersitz mit Kurzzeit-Garantie", erinnert sich Mauharts einstiger Chef Hannes Androsch. Der Dachverband überschuldet, das baufällige Praterstadion bereits baupolizeilich gesperrt, zwei Drittel der Nachwuchs-Trainer ohne Ausbildung und eine völlig ineffiziente, rückständige Organisation.

Bei Mauharts Abschied war der Dachverband finanziell und organisatorisch solide aufgestellt, das "Ernst-Happel-Stadion" überdacht und von der UEFA mit fünf Sternen ausgezeichnet, Trainerausbildung und Nachwuchsarbeit professionalisiert und der ÖFB in Wirtschaft, Politik und Kultur akzeptiert.

Stronachs Regeln

Trotz dieser Erfolgsbilanz ging Mauhart "nicht freiwillig. Ich wollte Frank Stronach verhindern". Er habe persönlich überhaupt nichts gegen den Magna-Gründer und Kurzzeit-Politiker gehabt, "doch Stronach wollte die Regeln ändern". Wenn der Austro-Kanadier auf seine Kandidatur verzichte, werde er dies auch tun, ließ Mauhart wissen. Neuer ÖFB-Chef wurde Lotterien-Chef Friedrich Stickler.

Mauharts Karriere begann als Pressesprecher im Kabinett von Androsch. Er schrieb dem damals jüngsten Finanzminister der Republik etliche Budgetreden. Die beiden Studentenpolitiker waren einander anfänglich nicht sympathisch. "Beide haben wir uns nicht schmecken können, beide fanden wir uns arrogant", gestand Androsch bei der Ordensverleihung. Aus der Antipathie wurde eine "lange, verlässliche Freundschaft" (Androsch), die seit 57 Jahren hält. Nachsatz Mauhart: "Eine verlässliche, belastbare Freundschaft. Aber nie mit Verhaberung, immer mit Eigenständigkeit".

Bei seiner launigen Abhandlung über die Geschichte und den Sinn von Orden im Wiener Rathaus fand Mauhart interessante Parallelen zu Anfütterungsverbot. Laut Wikipedia verbinde der Verleiher mit der Auszeichnung zumeist die Erwartung von Dankbarkeit, Ergebenheit oder wenigstens Loyalität. „Das klingt doch sehr – infolge neuester Rechtspraxis – nach Gesetzesverletzung, nach dem neuen Tatbestand Anfütterung. Das Anfüttern ist – ich weiß nicht, ob Sie das wissen – die Methode der Fischer, Karpfen anzulocken, um sie sicher an die Angel zu bekommen. Warum der Gesetzgeber gerade diesen Begriff, der eine hinterhältige Methode der Täuschung mit tödlichem Ausgang umschreibt, zur Hebung der öffentlichen Moral ins Strafgesetzbuch entlehnt hat, bleibt mir allerdings bis heute verborgen. In diesem Akt animalischer Solidarität ist auch keinerlei Logik festzumachen.“