Wirtschaft

Benko bastelt an großem Warenhaus-Konzern

Vor dreieinhalb Jahren hatte er einen ersten erfolglosen Anlauf genommen, jetzt dürfte er kurz vor dem Ziel sein: Der österreichische Immobilien-Tycoon René Benko hat dem deutschen Metro-Konzern ein Kaufangebot für dessen Warenhaus-Tochter Kaufhof gelegt. Die Signa Retail, die Tochter seiner milliardenschweren Signa Holding, soll nach Angaben des deutschen Handelsblatt rund 2,9 Milliarden Euro für die rund 120 Kaufhof-Warenhäuser bieten. Kaufhof beschäftigt rund 21.500 Mitarbeiter und erwirtschaftete zuletzt (2013/14) rund 3,1 Milliarden Euro Umsatz.

Ein entsprechender Vertrag zwischen Signa und Metro könnte noch im Mai unter Dach und Fach gebracht werden. Signa selbst will zum geplanten Deal keine Stellungnahme abgeben.

"Die geschäftliche Fantasie dahinter ist klar. Benko will einen großen Warenhauskonzern in Deutschland aufziehen", sagt ein Insider zum KURIER. Denn: Im Vorjahr hat der Tiroler schon die angeschlagene Kaufhauskette Karstadt mit 83 Filialen, 27 Sporthäusern und drei Premium-Standorten (KaDeWe-Group) übernommen.

"Durch die Bündelung von Karstadt und Kaufhof werden sich große Synergien ergeben, unter anderem im Einkauf, der Verwaltung und in der Logistik", weiß der Insider. "Und es gibt mit Kaufhof eine sehr geringe Überschneidung bei den Standorten."

Karstadt setzte im Geschäftsjahr 2013/14 mit rund 16.500 Mitarbeitern etwa 1,41 Milliarden Euro um. Seit einem Dreivierteljahr wird das Warenhaus vom früheren Aufsichtsratschef Stephan Fanderl saniert. Am Ende der Restrukturierung sollen 76 der 83 Warenhäuser erhalten werden. Karstadt steht in einem harten Wettbewerb. Zu den großen Konkurrenten zählen der Textilkonzern Peek & Cloppenburg und das Modehaus Bräuninger. Signa gehören heute nur noch zwei Karstadt-Standorte: einer in Stuttgart, der geschlossen wird, und einer in Berlin, der aufgemotzt wird. Indes hat Kaufhof ein mehr als respektables Immobilien-Vermögen: Die Hälfte aller Filialen gehören der Mutterfirma Galeria Kaufhof.

Fusion macht Sinn

Für Benko ist der geplante Zusammenschluss eine Mega-Herausforderung. Es gibt keinen härteren Handelsstandort als den in Deutschland, sagen Experten. "Die Warenhäuser zählen seit Jahren zu den Verlierern und sie verlieren weiter Marktanteile", sagt Boris Hedde vom Institut für Handelsforschung in Köln zum KURIER. "Aber in einem konsolidierten Markt macht es Sinn, dass sich zwei Unternehmen zusammentun und ihre Kräfte für eine neue Zukunft bündeln." Nachsatz: "Der Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof ist mehr als sinnvoll, wobei Kaufhof besser aufgestellt ist." Fakt ist auch: Im Handel bestimmt vor allem die gute Qualität des Standorts den Erfolg. "Kaufhof hat hoch attraktive Standorte in zentralen Innenstadt-Lagen, die noch dazu in ihrem Eigentum stehen", sagt der Kölner Experte. "Die Idee des Warenhauses ist nicht tot. Dass sie lebt, sehen wir sehen zum Beispiel in Frankreich." Es stelle sich aber die Frage, wie das Warenhaus der Zukunft im Zeitalter des Online-Handels aussehen wird. Hedde: "Die wesentlichen Merkmale werden dabei die Sortimentsvielfalt, die Wertigkeit der Produkte, die zeitgemäßen Multi-Channel-Ansätze und die Erlebnisvermittlung sein."