Wirtschaft

Bawag warnt vor Zinsfalle bei Wohn-Krediten

Als der gebürtige Deutsche Peter Karst, seit Jahresbeginn Leiter des Marketings und der Produktentwicklung der Bawag PSK, den österreichischen Wohnbau-Kreditmarkt analysierte, traute er seinen Augen nicht: "Die Finanzierungen sind fast ausschließlich zu variablen Zinssätzen abgeschlossen. Das ist riskant", warnt Karst im Gespräch mit dem KURIER .

Die Zinsen seien derzeit zwar sehr niedrig und die Rückzahlungsraten für die Kredite daher auch. Doch das Zinstief werde nicht über die gesamte Kreditlaufzeit anhalten. "Wenn die Zinsen steigen, wird das gefährlich", erklärt der Marketing -Profi. Dann schnappe die Zinsfalle zu. Mit variabel verzinsten Krediten gehe man davon aus, dass mit den Zinsen auch die Einkommen steigen. Das entspreche aber nicht der Realität. Vielmehr gebe es immer wieder Phasen mit stagnierenden oder sogar fallenden Nettoeinkommen. In Deutschland würden daher für den Wohnbau kaum variabel verzinste Kredite vergeben. 90 Prozent aller Wohnbaufinanzierungen seien dort fix verzinst.

Die Bawag PSK versucht den Strom der Kunden zu fixen Zinsen umzuleiten und bietet Fixzins-Wohnbaubank-Kredite ab 2,75 Prozent auf vier Jahre und ab 3,75 Prozent auf zehn Jahre (Gebühren kommen noch dazu) an. "Die Zinsen sind jetzt so attraktiv, dass es sinnvoll ist, sich das Niveau für einen längeren Zeitraum zu sichern", rät Karst. Er gibt allerdings zu, dass noch nicht viele Häuslbauer davon überzeugt werden konnten: "Es ist ein Kampf gegen Windmühlen".

Sparzinsen

Einen Herdentrieb ortet Karst auch bei den Sparern: "Alle legen ihr Geld sehr kurzfristig – ein halbes bis höchstens ein Jahr gebunden – an", erklärt er. Die Kunden hoffen, dass die Zinsen steigen und sie ihr Geld dann rasch auf höher rentierliche Produkte umschichten zu können.

Dabei gehen die Kunden aber davon aus, dass sie die Zinsen dauernd beobachten und regelmäßig in besser verzinste Veranlagungen umsteigen. Karst findet das unrealistisch. Daher rät der Bawag-PSK-Marketingchef, Teile des Angesparten in Produkte mit längeren Bindungsfristen zu investieren. Im Vergleich zu Deutschland seien die Sparzinsen in Österreich ohnehin gut. Sie liegen laut Karst hierzulande um 0,5 Prozentpunkte höher.

Zudem versucht Karst das Interesse der Anleger wieder zurück zu Wertpapieren zu lenken.