Wirtschaft

Bausparen verliert an Beliebtheit

Die vier heimischen Bausparkassen blicken auf ein "extrem herausforderndes Jahr" zurück, wie es Josef Schmidinger, Generaldirektor der sBausparkasse und Vorsitzender des Arbeitsforums Österreichischer Bausparkassen (ABÖ), formuliert. Grund sind die tiefen Zinsen, die auch vor dem Bausparen nicht Halt machen. So gibt es beispielsweise bei einem Anbieter im ersten Jahr noch zwei Prozent Zinsen fix. In der restlichen Laufzeit von fünf Jahren ist die Verzinsung aber abhängig von den aktuellen Marktbedingungen. Derzeit werden nur bescheidene 0,25 Prozent geboten. Wer durchgehend auf Fixzinsen baut, erhält für die gesamte Laufzeit nur 0,5 Prozent.

Angesichts dieser Umstände verwundert es nicht, dass die Zahl der Neuverträge im Vorjahr stark rückläufig war (um minus 8,5 Prozent, siehe Grafik). Dennoch bleibt Bausparen die beliebteste Geldanlage der Österreicher.

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"Zum einen geht die Sparleistung generell zurück", sagt Schmidinger. So konnten private Haushalte im Vorjahr nur 6,7 Prozent des verfügbaren Einkommens zur Seite legen. 2014 waren es noch 7,8 Prozent. Zum anderen wird das Geld lieber für Kreditrückzahlungen oder Konsum verwendet. Das Bausparsystem sei trotzdem robust, da die Einlagen stabil mehr als 20 Milliarden Euro ausmachen.

Hohe Fixzinsen

Laut Raiffeisen-Bausparkasse-Chef Manfred Url liegen 20 Prozent der Gelder länger als die Bindungsfrist von sechs Jahren. Im Normalfall zu aktuellen, variablen Zinssätzen. Es gibt aber Ausnahmen. Früher aber wurden Verträge mit hohen Fixzinsen abgeschlossen. Nach Ablauf der Vertragsdauer gelten im Vertrag definierte Mindestzinssätze. Diese sind bis heute aufrecht und können rund vier Prozent ausmachen.

Das macht den Kassen natürlich Kopfzerbrechen. "Die Verträge tun weh, wenn sie hochverzinst sind", sagt Url. Bei der s Bausparkasse, so berichtet Schmidinger, seien es 400 Verträge mit mehr als 50.000 Euro, 44 davon sogar mit mehr als 300.000 Euro. Vor Kurzem seien in einem Fall 3,6 Millionen Euro, verzinst mit 3,5 Prozent, ausgezahlt worden. Manche Kunden wollen sogar ihre Guthaben aufstocken. Dies wird mittlerweile von den Kassen mit Billigung der Finanzmarktaufsicht aber abgelehnt.

Denn das alles sei nicht der Sinn des Bausparsystems, so Schmidinger. Die Kassen müssten das Kollektiv schützen, und das müsse sich auch gegen eine Überdehnung des Systems wehren können. Daher hat die s Bausparkasse all diese Kunden angeschrieben, ihre Verträge auf aktuell gültige Konditionen umzustellen. Allerdings, so räumt Schmidinger ein, hätten nur wenige Kunden dies angenommen.

Die Raiffeisen Bausparkasse prüft, was rechtlich möglich ist, die start Bausparkasse hat nur rund 40 bis 50 dieser Verträge und wartet vorläufig ab. Wüstenrot soll die meisten dieser problematischen Altverträge haben (Zahlen werden keine genannt) und hat bereits Kunden mit Vertragskündigung gedroht. Die Arbeiterkammer prüft, ob dies möglich ist. In einem gerichtsanhängigen Fall gewann in erster Instanz Wüstenrot.