Wirtschaft

Millionenpleite eines baumax-Lieferanten

Die Firma Herneth Gartenbau KG mit Sitz in Graz, einer der größten Gartenbaubetriebe Österreichs, musste Insolvenz anmelden. Das Unternehmen hat ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beantragt und will den Gläubigern 30 Prozent Quote anbieten.137 Mitarbeiter, darunter elf Lehrlinge, sind von der Insolvenz betroffen. Das bestätigen die Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 dem KURIER. Die Löhne und Gehälter für September wurden nicht mehr ausgezahlt. Das Unternehmen soll aber fortgeführt werden.

Der Familienbetrieb produziert und vermarktet sowohl Jungpflanzen, als auch Fertigware und spezialisierte sich auf Balkon-, Beet- und Topfpflanzen und ist im Großhandel mit Blumen und Pflanzen tätig. Mit fast 200.000 Quadratmetern Gesamtkulturfläche, sprich Glashäusern und Freiflächen, ist Herneth einer der größten Pflanzen-Aufzuchtbetriebe Österreichs. Weitere Anbauflächen und Foliengewächshäuser sind zusätzlich gepachtet. Neben Blumen produziert und vermarktet das Unternehmen auch Bio-Gemüsejungpflanzen sowie Herbst-, Allerheiligen- und Weihnachtssortimente. Zuletzt wurden rund 13,2 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.

1000 Mitarbeiter in Kenia

In Kenia unterhält Herneth einen operativen Schwesternbetrieb, der mit rund 1000 Mitarbeitern Pflanzungen in Folientunnels mit einem Umfang von 40 Hektar betreibt. Zugleich ist Hernet Alleingesellschafter an einem Transportunternehmen. Die Herneth Transport GmbH und die HG Plantation Plants GmbH sind aber vom Sanierungsverfahren nicht betroffen.

Zu den Großkunden zählen sämtliche Baumarktketten, darunter baumax, die Lagerhäuser, die ÖBAU-Märkte und Hagebau sowie der Metro-Cash & Carry Österreich, und Lebensmittelketten wie Spar, Hofer, Lidl, Zielpunkt und Pfeiffer. "Darüber hinaus zählen kleinere und mittlere Gartenbaubetriebe in der Steiermark zu ständigen Kunden", heißt es weiter.

Die Pleite-Ursachen

Mehrere Ursachen werden für die Insolvenz angeführt: Erstens wurde im Geschäftsjahr 2012/13 ein Verlust in Höhe von 670.000 Euro eingefahren, der laut Firmenangaben von einem schneereichen Winter verursacht wurde. Der frühe Wintereinbruch Ende Oktober 2012 und der Spätwinter im Frühjahr 2013 habe zu erhöhten Energiekosten geführt. Im Jahr 2013/14 betrug das Minus 303.500 Euro. Zuletzt machte der Verlust rund eine Million Euro aus.

40 Prozent Umsatz mit baumax

Zweitens hat der Wegfall des Kunden baumax Herneth massiv getroffen. Die baumax AG war einer der größten Kunden des steirischen Unternehmens. Mit baumax wurden rund 40 Prozent des Gesamt-Umsatzes erwirtschaftet. "Bereits im Frühjahr 2014 soll der Großkunde bestellte Ware im Wert von zirka 1,2 Millionen Euro mehr nicht abgenommen haben". Die Planzen mussten "zum Teil "an andere Kunden unterpreisig verkauft werden". Und drittens hat sich ein neues Pflanzenaufzugsmodell, eine sogenannte Hydroponik-Kultur, "letztlich als nicht durchführbar" erwiesen. Die investierten 700.000 Euro musste Herneth als "Fehlinvestition" verbuchen. Viertens machte der Preisdruck durch "Billigimporte" dem Grazer Unternehmen zuschaffen. Fünftens plagen den Betrieb hohe Lohn- und Energiekosten.

"Die Verluste in den vergangenen Monaten haben zu einem Vertrauensverlust unserer Hausbank geführt", heißt es im Sanierungsantrag weiter. Es gelang dem Familienunternehmen schließlich nicht mehr, "die Kreditlinien frei zu bekommen". Mit 15. September 2015 habe die Bank sämtliche Kredite fällig gestellt.

Die Schulden

Die Verbindlichkeiten werden mit 19,09 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 13,649 Millionen Euro auf die Hausbank, 3,5 Millionen Euro auf Lieferanten, und 750.000 Euro auf offene Ansprüche der Mitarbeiter; mit 600.000 Euro steht der Betrieb bei der Gebietskrankenkasse in der Kreide und mit 440.000 Euro bei der Finanz; rund 100.000 Euro entfallen auf Schadenersatzforderungen und 50.000 Euro auf ein Darlehen. Die Bankschulden bei der Hausbank sind in Höhe von 10,3 Millionen Euro besichert. "Daneben haften auch die Privatliegenschaften von Günther und Sabine Herneth für die Kreditrückführung und Günther Hernetz auch noch persönlich", heißt es im Sanierungsantrag.

Das Vermögen

Die Aktiva werden mit 12,18 Millionen Euro angegeben, davon entfallen insgesamt 10,3 Millionen Euro auf zwei Liegenschaften, die an die Hausbank verpfändet sind. Das freie Vermögen wird mit lediglich 1,883 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 800.000 Euro auf Vorräte, 680.000 Euro auf offene Forderungen, die von der Bank freigegeben wurden; und weitere 200.000 Euro an Forderungen wurden noch nicht fakturiert.

Hausbank ermöglicht Fortbetrieb

"Wir beabsichtigen, unser Unternehmen im Rahmen eines Sanierungsverfahrens fortzuführen", heißt es im Insolvenzantrag. Aus dem Finanzierungsplan sei ersichtlich, dass es in den nächsten drei Monaten bei den Einnahmen einen Überhang gegeben wird. Auch die Quote für die Gläubiger (30 Prozent) soll aus der Fortführung finanziert werden. "Die Fortführung und der Finanzplan wird erst durch die aktive Mitwirkung unserer Hausbank ermöglicht", heißt es weiter. "Diese hat sämtliche zu ihren Gunsten zedierten Zahlungseingänge ab dem 1. Oktober 2015 freigegeben. "Nachsatz: "Die Hausbank hat somit auf ihr zustehende Forderungen verzichtet."

Personalreduktion

"In der Produktion konnten durch die Vereinfachung von Arbeitsschritten Personen abgebaut werden", heißt es im Antrag weiter. Von den 137 Mitarbeitern sollen 30 bis 40 gekündigt werden. "Am Beispiel des Kunden baumax hat sich im Frühjahr 2014 gezeigt, dass auch Fixbestellungen keine Garantie dafür sind, dass der Kunde die bestellte Ware auch abnimmt", so das Unternehmen. Herneth ist bereits seit dem Jahr 2012 Alleinlieferant des Diskonters Hofer. Geliefert werden biologische Gemüse- und Gewürzpflanzen, die unter der Marke " Zurück zum Ursprung" vertrieben werden. Seit Herbst 2014 liefert Herneth auch konventionelle Pflanzen an Hofer. Mittlerweile werden bereits ein Drittel des Gesamtumsatzes mit diesen Gemüse- und Gewürzpflanzen eingefahren. "Die verstärkte Ausrichtung auf den Kunden Hofer führt zu einer gleichmäßigen Auslastung der Produktion", heißt es weiter.

Mehr zum Thema