Wirtschaft

Banker-Umfrage: Die Zukunft trägt Dunkelgrau

Österreichs Banker sind nervös: In keinem anderen Land schauen die Manager skeptischer in die Zukunft, ergab eine Umfrage der Beratungsfirma EY (Ernst & Young) unter 294 Banken in 13 europäischen Ländern. Das Sample ist freilich überschaubar: In Österreich hat EY 13 Banken befragt, die mindestens 40 Prozent des Marktes abbilden.

Augenfällig ist die Verunsicherung durch den EZB-Stresstest, dessen Ergebnisse erst Ende Oktober vorliegen werden. Offenkundig können einige Manager noch gar nicht abschätzen, ob sie Kapitalbedarf haben werden oder nicht: Auf die Frage, ob ihr Institut plant, sich nach der EZB-Überprüfung frisches Geld zu besorgen, antworteten vier Befragte (31 Prozent) mit "vielleicht". Ein einziger Befragter aus Österreich rechnet fix mit einer Kapitalerhöhung; acht Manager (61 Prozent) schließen das aus.

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Zum Vergleich: In Deutschland sehen 94 Prozent der 44 befragten Banken keinen Kapitalbedarf. "Prominente Häuser haben sich im Vorfeld des Stresstests Geld beschafft, das könnte eine Rolle spielen", sagt Studienautor Dirk Müller-Tronnier zum KURIER.

Aus Österreich nehmen nur sechs Institute direkt am EZB-Stresstest teil. Die Raiffeisen Bank International, Erste Group und Bawag PSK haben sich in den letzten beiden Jahren mit Kapitalerhöhungen gerüstet. Als Wackelkandidat gilt vor allem die teilstaatliche Volksbanken AG (ÖVAG). Finanzminister Michael Spindelegger äußerte sich am Dienstag nicht, ob die ÖVAG eine vorsorgliche Finanzspritze erhalten soll: Er denke nicht dran, die Bank schlechtzureden. Dass die Republik erneut Steuergeld in die Hand nimmt, hat er bis dato ausgeschlossen.

Frage der Mentalität

Unterdessen zieht sich der düstere Ausblick wie ein rot-weiß-roter Faden durch die EY-Befragung. In allen anderen Ländern erwarten die Bankmanager mehrheitlich ein Steigen der Kreditvergabe – nicht so in Österreich. Schuld sei die schwache Nachfrage, sagt Franz Rudorfer, Branchensprecher in der Wirtschaftskammer. Das Kreditvolumen liege in Österreich über, die Preise unter dem Europa-Durchschnitt.

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Die Umfrage macht deutlich, dass die Branche im Umbruch ist. Sechs der 13 Befragten erwarten in den nächsten drei Jahren eine "erhebliche" Bereinigungswelle. Sieben Manager sagen, der Personalabbau gehe weiter.

Aber ist die Lage wirklich so trüb, oder nur die Stimmung am Boden? "Ich bin überzeugt, die Situation ist signifikant besser als hier dargestellt", so Rudorfer. Der Stresstest sei ein hochkomplexes Thema. Das per Umfrage abzuhandeln, bereite ihm "Bauchweh". Für die gedämpfte Laune sei die "sehr hohe, ertragsunabhängige Bankenabgabe" mitverantwortlich. Eine Rolle spiele auch die Mentalität, hat Müller-Tronnier festgestellt: "Die Deutschen sind skeptischer als andere, die Österreicher haben das auch im Blut." So hätten Spaniens Manager bei vorangegangenen Studien schon gejubelt – etwas voreilig.

Bei der Kreditvergabe leer auszugehen, beklagen Betriebe häufig. Allerdings nur hinter vorgehaltener Hand, um nicht auch noch an Reputation einzubüßen. Jener Unternehmer, der sich nun an den KURIER gewandt hat, um seinen Fall zu schildern, will ebenso anonym bleiben.

Der Architekt ist seit Jahrzehnten erfolgreich in der Branche tätig und bis zur Finanzkrise war es laut seiner Schilderung kein Problem, ein Darlehen zu erlangen. Doch dies sei mittlerweile anders. Bei einem Projekt suchte er um einen Kredit von drei Mio. Euro an. Das Ergebnis war bei drei Banken nahezu ident: Sie verlangten rund 30 Prozent an Eigenmittel, weitere 30 Prozent stellte der Wert des Grundstücks dar und obendrein sollten 20 Prozent aus den Honoraren für den Architekten kommen. „Diese hätte ich erst nach Ende des Projekts ausbezahlt bekommen.“

Unterm Strich wurden also an Sicherheiten 82 Prozent der Kreditsumme gefordert. Zu viel aus seiner Sicht. Gespräche hätten nichts gebracht („Wir haben unsere Vorschriften“). Schließlich holte er private Financiers an Bord.

Das Hypo-Gesetz, das am 8. Juli vom Parlament abgesegnet wurde, lässt Moody’s seine Ratings überdenken: Für das Investmentklima und die Banken in Österreich sind die Konsequenzen negativ. Das Argument, es handle sich um einen Einzelfall, zieht nicht: Die Agentur sieht eine höhere Bereitschaft, Nachranggläubiger zu rasieren. Dass die Interessen der Steuerzahler über Gläubigerrechte gestellt werden, sei beispiellos, weil dafür eine Garantie des öffentlichen Sektors gebrochen worden sei, so Moody’s. Die Folgen für die Kreditwürdigkeit der Republik sind gemischt: Bankenrettungen könnten den Staat künftig weniger kosten, das sei positiv. Allerdings stelle es die politische Zuverlässigkeit in Zweifel, was dem Investitionsklima schadet. Für andere Branchen, die auf öffentliche Garantien zählen, sieht Moody’s keine negativen Folgen.

Im ersten Quartal 2014 sind Österreichs Staatsschulden gegenüber dem Vorquartal von 74,5 auf 75,1 Prozent geklettert. Die Hypo-Bad-Bank ist noch nicht enthalten.