Wirtschaft

Was sich für die Kunden ändert

Ein Verkauf des österreichischen Privatkundengeschäfts der Bank Austria an die Bawag dürfte der BA-Konzernmutter UniCredit weit weniger bringen als die kolportierten 800 Millionen Euro. Die Sparte schreibt laut Insidern deutliche Verluste, daher dürfte kaum Geld fließen. Der Vorteil liege vor allem im Wegfall dieser Verluste.

Ein besseres Geschäft dürfte der Verkauf des Wien-Mitte-Einkaufzentrums "The Mall" an ein Konsortium rund um Morgan Stanley Real Estate sein. Der Preis wird zwar geheim gehalten, der Wert wurde im Vorfeld aber auf mehr als eine halbe Milliarde Euro geschätzt.

Der KURIER hat recherchiert, was sich für Bank-Austria-Kunden durch einen Verkauf ändert.

Müssen Bank-Austria-Kunden automatische die Bawag-Konditionen übernehmen?

Nein. Im Prinzip ist ein Verkauf einer Sparte an eine andere Bank wie eine Fusion von zwei Instituten, weiß Bernd Lausecker, Finanzexperte des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). Auch dabei laufen alle Verträge (Kredite, Sparbuch, Kontoführungs-Konditionen etc.) unverändert weiter.

Wenn ich nicht Bawag-Kunde werden will, kann ich dann mein Gehaltskonto im Zuge des Verkaufs kostenfrei auflösen und zu einer anderen Bank wechseln?

Das ist rechtlich nicht eindeutig geregelt. VKI-Experte Lausecker geht aber davon aus, dass andere Banken die BA-Kunden mit gezielten Angeboten anlocken werden. Die Übernahme der Kosten für die Kontoauflösung könnte so ein Zuckerl sein.

Kann ich auch meinen Kredit zu einer anderen Bank verlagern?

Grundsätzlich kann man etwa den Kredit vorzeitig tilgen. Fehlt einem dafür das Geld, kann man auch eine andere Bank suchen, die den Kredit übernimmt. Allerdings fallen dabei die Kreditgebühr und auch Bearbeitungsspesen an. VKI-Experte Lausecker empfiehlt, über die Kredit- und Bearbeitungsgebühr mit der neuen Bank zu verhandeln. Denn auch bei Krediten dürften die anderen Banken Kreditnehmern – vor allem solchen mit guter Bonität – gezielte Angebote machen.

Muss ich beim Wechsel zur Bawag alle meine Einziehungs- und Daueraufträge ändern?

Nein. Diese werden automatisch mit übernommen.

Die Bawag hat andere AGBs (Allgemeine Geschäftsbedingungen). Muss ich die automatisch akzeptieren?

Nein. Gegen neue Bedingungen gibt es ein gesetzlich festgelegtes Widerspruchsrecht, dann gelten vorerst die alten Regelungen. Mittelfristig kann die Bawag aber durchsetzen, dass ihre AGBs gelten, wenn man Kunde bleiben will.

Zu hohe Kosten, zu wenig Gewinn und zu viele Risiken: Vor allem die großen drei – Bank Austria, Erste Group und Raiffeisen – schnitten im europäischen Vergleich schlecht ab. „Die Banken werden sich massiv anstrengen müssen. Und das wird nicht gehen, ohne dass es die Kunden merken“, sagte Ittner.

Kreditzinsen und Gebühren werden steigen

Merken – damit meint er Bankgebühren, Kreditzinsen und Service. Die Aktionäre werden sich mit schmäleren Renditen begnügen müssen. Denn bei den Gebühren lägen die heimischen Banken weit unter dem europäischen Durchschnitt. Auch Kredite seien hierzulande weitaus billiger als in anderen EU-Ländern. „Die Margen der Banken sind mager und sinken noch immer“, erklärte Ittner. Denn die Banken könnten die Sparzinsen nicht weiter senken. Diese sind ja schon nahe null. Aber der enorme Wettbewerb um Kreditkunden drücke die Zinsen für die Finanzierungen. Die Folge: Die Banken verdienen noch weniger.

Der Wettlauf um die Kunden sei in Österreich besonders intensiv, weil es hier eine sehr große Anzahl an Bankstellen gebe. „Zwölf Prozent der Banken im Euroraum sind in Österreich. Das ist vier Mal so viel wie unser Anteil an der Euroraum-Wirtschaftsleistung“, verdeutlicht Ittner die hohe Bankstellendichte. Bei den Zinsmargen (Differenz zwischen Kredit- und Einlagenzinsen) rangieren unsere Banken aber seit Jahren am unteren Ende der Eurozone. Für Firmenkredite verlangen heimische Banken laut OeNB etwa 1,3 Prozent, der Durchschnitt im Euroraum liege bei 1,6 Prozent.

Hohes Ost-Risiko

Zur geringen Profitabilität kämen noch zwei besondere Risiken der heimischen Geldinstitute: jenes in Osteuropa und jenes der Fremdwährungskredite. Die Qualität der Kredite im Osten sei schlechter geworden, betonte Ittner. Zwölf Prozent der Ausleihungen dort wackeln. In Österreich liege die Vergleichsziffer bei drei Prozent. Auch die vielen Schweizer Franken-Kredite der privaten Haushalte beunruhigen die Nationalbank. Trotz der schon deutlich reduzierten Gesamtsumme seien es noch immer 25 Milliarden Euro. „Das ist sehr hoch“, betonte Ittner. Zumal die großen Geldinstitute für neue Krisen nicht gut gewappnet seien, die Eigenkapitalquoten seien niedrig. Verglichen mit Banken ähnlicher Größe im Euroraum sei die Eigenkapitaldecke unsere drei Marktführer um ein bis 1,6 Prozentpunkte zu dünn. „Da werden unsere Banken nachbessern müssen“, sagte Ittner. Gleichzeitig lägen die Verschuldungsquoten der heimischen Großbanken über jenem ihrer Euroland-Konkurrenten. Zu all dem komme noch eine Bankensteuerlast, die Mitwerber im Ausland nicht zu tragen hätten.