Wirtschaft

Bank Austria: Mamma mia, UniCredit

Als Bank mit einer italienischen Mutter hat man's derzeit nicht leicht. Zuerst wurde Italien von den Ratingagenturen herabgestuft, dann die Großbanken des Landes und, mitgehangen mitgefangen, auch die Bank Austria. Österreichs größtes Kreditinstitut wurde vergangene Woche von A1 auf A2, Ausblick negativ, nach unten korrigiert. Heißt im Klartext: Die Gelder sind sicher - falls keine Großereignisse passieren.

Die Korrektur kam für die Finanzwelt nicht überraschend. Die Schuldenpolitik von Staatschef Silvio Berlusconi, der übrigens immer wieder versuchte, direkten Einfluss auf die UniCredit zu bekommen, belastet auch die Banken. Das Mailänder Institut, Nummer zwei in Italien, sitzt auf italienischen Staatsanleihen über beträchtliche 40 Milliarden Euro. Am Markt werden die Papiere bereits mit kräftigen Abschlägen gehandelt. Ein Downgrading durch die Ratingagenturen hat für Banken die unangenehme Folge, dass die Refinanzierung, also die Aufnahme von frischem Geld, teurer wird.

Unabhängig vom aktuellen Rating wird in der Finanzwirtschaft heftig darüber spekuliert, ob UniCredit-Chef Federico Ghizzoni versuchen wird, die Tochter Bank Austria an den Mann zu bekommen. Die Gerüchte über einen Verkauf sind hartnäckig. "Vermutlich nicht innerhalb der nächsten paar Monate, so lange wird sich die UniCredit möglichst unauffällig verhalten.

Aber 2012 wäre das schon eine Option", meint etwa ein Spitzenbanker, der bei Aussagen über den Mitbewerber lieber nicht namentlich zitiert werden will. "Natürlich wird am Markt intensiv darüber geredet", bekräftigt der Vorstand einer heimischen Großbank.
Interessenten gebe es, meinen Insider, trotz sich neuerlich abzeichnender europaweiter Bankenkrise zur Genüge.
Genannt werden vor allem britische und amerikanische Großbanken, die noch nicht oder kaum in Osteuropa engagiert sind.

Warum aber sollte sich die UniCredit ausgerechnet von ihrem wertvollsten Asset trennen und das Familiensilber verkaufen?
Um sich selbst zu stärken. Weil keiner weiß, wie groß die Risiken der UniCredit in Italien tatsächlich sind und wie's beim südlichen Nachbarn weiter geht. Neben den Berlusconi-Anleihen ist die Bankengruppe mit Krediten an Privat- und Firmenkunden sowie als Financier der Großindustrie mit weit über 200 Milliarden Euro im Heim-Markt engagiert.

Zocker

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Die UniCredit selbst steht schon seit Längerem im Visier internationaler Zocker. Wenngleich Ghizzoni eine feindliche Übernahme derzeit für "schwierig" hält, sprach er vor wenigen Tagen davon, "kleinere Beteiligungen zu verkaufen und die Risiken zu senken".

Vielleicht wird's doch ein größerer Deal? "Das entbehrt jeder Grundlage. Wir sind integraler Bestandteil der UniCredit-Gruppe und daran gibt es nichts zu deuteln", dementiert Bank-Austria-Chef Willibald Cernko energisch.

Stimmt schon, die Bank Austria ist ein Kern-Bestandteil des Konzerns. Ohne die Wiener Tochter würde die UniCredit vom europäischen Player wieder zurück in die Regional-Liga absteigen. 19 der 22 Länder, in denen die Gruppe präsent ist, gehören zur Bank Austria: Österreich, ganz Osteuropa, wo man unter den ausländischen Banken die Nummer eins ist, sowie die boomende Türkei. Dann gäbe es nur noch Italien, Deutschland mit der Tochter HypoVereinsbank (HVB) und Polen.

Wien haftet

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UniCredit, Bank Austria und HVB tauchten jedenfalls ohne Staatshilfe durch die Finanzkrise. Dass die Bank Austria derzeit wesentlich höhere Prämien für Kreditausfallversicherungen ( CDS) als die Konkurrenz zahlt, hängt wieder mit der italienischen Mutter zusammen. Die mit einer Kernkapitalquote von 9,12 Prozent grundsätzlich gut aufgestellt ist, die Tochter hat nach eigenen Angaben zehn Prozent. Zum Vergleich: Die Latte für die Eigenkapitalvorschriften Basel III liegt bei sieben Prozent.

Wobei die Bank Austria ihrer wechselvollen Vergangenheit ein zusätzliches Asset verdankt. Aus der Zeit der alten Zentralsparkasse gibt es noch Haftungen der Stadt Wien für Anleihen. Die werden zwar immer weniger, liegen zurzeit aber immerhin noch bei mehr als neun Milliarden Euro.

Das Finanzministerium und die Oesterreichische Nationalbank verfolgen die Entwicklung in Italien trotzdem mit Argusaugen. Auch in Deutschland sind Bankenaufsicht und Finanzministerium wachsam. HVB-Chef Theodor Weimer soll vor Kurzem zu Finanzminister Wolfgang Schäuble zitiert worden sein. Wegen Befürchtungen, die Mailänder Zentrale sauge zur eigenen Stärkung Kapital aus München ab. Was auch in italienischen Medien kolportiert wurde. Stimmt nicht, heißt es in der HVB dazu.

Die HVB ist mit einer hohen Kernkapitalquote von 17 Prozent (20 Milliarden Euro) die Nummer zwei hinter der Deutschen Bank. Die Kohle stammt noch vom Verkauf der Bank Austria. Zur Erinnerung: Unter Gerhard Randa wurde die Bank an die HVB verscherbelt. Die Deutschen gaben die Bank Austria dann an die Italiener weiter und durften - zumindest bis jetzt - den Erlös behalten.

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