Wirtschaft

Bahn-KV - Gewerkschaft: Es kann sehr schnell sehr laut werden

Nicht nur die Kollektivvertragsverhandlungen bei den Metallern stocken, sondern auch jene bei den Eisenbahnern. Dort gibt es zwar noch keine (Warn-)Streiks, die Arbeitnehmervertreter fühlen sich vor der achten Verhandlungsrunde am 21. November gestärkt. Grund dafür sind zwei Umfragen - eine unter den eigenen Mitarbeitern und eine unter Bahnfahrern.

Demnach sind einerseits 85 Prozent der Eisenbahner (n = 7.896) der insgesamt rund 60 Eisenbahnbetriebe streikbereit, bekommen sie nicht akzeptable Zugeständnisse von den Arbeitgebervertretern. Andererseits sei die Kundenzufriedenheit mit 94 Prozent sehr gut und auch 69 Prozent der Bahnfahrer würden das von den Arbeitgebern gemachte Angebot einer "freiwilligen" Entgeltanhebung von 3 Prozent nicht goutieren, so die Umfragen. 73 Prozent der Mitarbeiter gehe es auch um einen rechtlichen Anspruch zur besseren Freizeitgestaltung wie etwa der 4-Tage-Woche.

Bisher seien die Verhandlungen zwar themenorientiert gelaufen, so der oberste vida-Gewerkschafter Roman Hebenstreit am Dienstag. "Aber es kann sehr schnell sehr laut werden im Eisenbahnbereich." Das habe unterschiedliche Gründe. Jedenfalls stehe den Beschäftigten ein "fairer Anteil" daran zu, dass sie Österreich zum Eisenbahnland Nummer 1 in der EU gemacht hätten. Das 3-Prozent-Anbot der Arbeitgeber sei inakzeptabel.

Forderungen

Einen konkrete Forderung wollte Hebenstreit, bei einer Pressekonferenz flankiert von hochrangigen Eisenbahn-Gewerkschaftern, auf Nachfrage auch heute nicht nennen. "Was wir wollen ist, dass eine Inflationsabgeltung, das Wirtschaftswachstum und die Produktivitätssteigerung bei den Beschäftigten ankommt", sagte Günter Blumthaler, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn. Man wolle wissen, was man den Arbeitgebern wert sei und verlange ein ernst zu nehmendes Angebot in der kommenden Runde, so Hebenstreit und Blumthaler.

"Wir haben die Hände ausgestreckt. Die Eisenbahner haben viele Hände, diese sollten nicht weggeschlagen werden", warnte Blumthaler. Freilich wurde von allen Gewerkschaftern auch die gegebenen Gesprächsbereitschaft mehrmals betont. Aber das 3-Prozent-Angebot bringe lediglich einen realen Lohnzuwachs von 0,2 Prozent, so die Kritik.

In der Branche würden heuer 7 Mio. Überstunden anfallen, das heiße, es gebe 4.000 Jobs zu wenig, warnte vida-Lokfahrdienst-Sprecher Gerhard Tauchner. Im Lichte einer bevorstehenden Pensionierungswelle müsste es ordentliche Gehälter geben, um genügend neues Personal zu finden, sagte der Betriebsratsvorsitzende der Raaberbahn, Rudolf Kaiser. Es gehe auch um die Motivation für die Mitarbeiter, ihre hervorragenden Leistungen fortzuführen, sagte Olivia Janisch von der vida.

Die Sozialpartner verhandeln die Kollektivverträge für rund 45.000 Beschäftigte in rund 60 heimischen Eisenbahnunternehmen. Mit Abstand größte Firma sind die staatlichen Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).