Ausbau der Hotels, aber weniger Betten
Von Simone Hoepke
Oberflächlich betrachtet ist der Tourismus gut durch die Krise geschwommen“, findet Franz Hartl, Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT). In der Zeit von 2008 bis 2011 haben Hoteliers „ungebremst weiter investiert“, erst Mitte 2012 seien sie auf die Bremse gestiegen. Im zweiten Halbjahr 2013 sind die Kreditansuchen aber wieder um 50 Prozent in die Höhe geschossen.
Investiert wird vor allem in die Optimierung der Betriebsgrößen – und da haben heimische Hoteliers im internationalen Vergleich auch Aufholbedarf.
Wellnessanlagen rechnen sich erst ab einer bestimmten Bettenzahl. Deswegen gilt es international als Faustregel, zumindest hundert Betten zu haben, um hohe Fixkosten auf möglichst viele Gäste verteilen zu können. In dieser Liga spielen auch die meisten 5-Stern-Betriebe Österreichs (durchschnittlich 101 Betten). Zum Vergleich: Drei-Stern-Betriebe halten laut Statistik bei nur 39 Betten.
Auch wenn in Wien immer mehr Hotels eröffnen, ist das Bettenangebot österreichweit rückläufig. 2002 wies die Statistik 596.000 Gästebetten aus, zehn Jahre später 569.000. Vor allem Inhaber von Pensionen und Beherbergungsbetrieben im unteren Preissegment haben ihre Häuser mangels Erfolgsaussichten geschlossen.
Erkaufte Gäste
Die Auslastung der Betriebe verbessert sich. Allerdings erkaufen sich viele Hoteliers Nächtigungen mit Billigangeboten. So liegt der durchschnittliche Netto-Nächtigungserlös pro Bett und Nacht in der 4- und 5-Sternhotellerie derzeit bei 69 Euro. „Bei den hohen Investitionen ist das nicht gerade ein brüllendes Ergebnis“, kommentiert ÖHT-Geschäftsführer Wolfgang Kleemann.
Kleemann schätzt, dass die 12.000 Beherbergungsbetriebe des Landes insgesamt etwa 2,8 Milliarden Euro jährlich in ihre Häuser stecken müssen, um den Status Quo zu halten. Dafür Geld von der Bank zu bekommen, ist immer schwieriger, sagen 39 Prozent der Unternehmer in einer Umfrage der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Die ÖHT ist für kleine und mittelständische Tourismusbetriebe Anlaufstelle für Finanzierungen und wickelt die Tourismusförderungen des Bundes ab. 2013 wurde ein Gesamtfinanzierungsvolumen von 800 Millionen Euro von ÖHT, etwa in Form von Haftungsübernahmen und Zuschüssen, mitbetreut.