Wirtschaft

AT&S-Vorstandschef Andreas Gerstenmayer wirft das Handtuch

Der steirische Leiterplattenkonzern AT&S muss sich einen neuen Chef suchen. Der bisherige CEO Andreas Gerstenmayer gab am Dienstag seinen Rücktritt bekannt. Gerstenmayer scheidet mit 30. September vorzeitig aus dem Vorstand aus. Sein Vertrag wäre noch bis Mai 2026 gelaufen und wurde erst 2020 verlängert. 

Die Entscheidung sei "völlig überraschend", erklärte ein Unternehmenssprecher auf APA-Anfrage ohne weitere Details zu den Hintergründen oder der Nachfolge zu nennen. 

Der Industrielle Hannes Androsch, dessen Stiftung mit 18 Prozent am Leiterplattenhersteller beteiligt ist, sprach von einer "persönlichen Entscheidung" Gerstenmayers. Zwischen Androsch und Gerstenmayer hatte es seit der gescheiterten Kapitalerhöhung im Vorjahr gekriselt. Androsch war mit der vom Vorstand angedachten Beteiligung der Staatsholding ÖBAG bei AT&S nicht einverstanden. 

Kleinaktionärsvertreter: "Eine erwartbare Konsequenz"

Florian Beckermann vom Interessensverband der Anleger (IVA) sieht im Abgang des CEO eine "erwartbare Konsequenz" aus den Dissonanzen zwischen den beiden Männern seit dem vereitelten ÖBAG-Deal. Gerstenmayer streut er Rosen, er hätte AT&S gut geführt. 

Die Causa treffe das Unternehmen in einer schwierigen Zeit, der Aufsichtsrat um Androsch trage dafür die volle Verantwortung und müsse jetzt rasch einen Nachfolger finden. Bis dahin müsse es eine Interimslösung geben. "Die Abgangszeit ist extrem kurz". 

AT&S leidet derzeit unter der aktuellen Nachfragekrise in der Industrie. Erst am Montag gab das Unternehmen den Verkauf seines Werkes in Ansan/Südkorea an die italienische Somatics bekannt. 

Wegen des Verkaufs und des wegfallenden Umsatzes musste das Unternehmen seine Umsatz- und Ergebnisziele anpassen. Bei Vollzug wird für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 ein Umsatz zwischen 1,6 und 1,7 Mrd. Euro, nachdem zuvor 1,7 bis 1,8 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden waren. Die bereinigte operative Marge (EBITDA-Marge) soll zwischen 24 und 26 Prozent (zuvor: zwischen 25 und 27 Prozent) liegen. 

Für 2026/27 rechnet AT&S mit einem Umsatz von rund 3 Mrd. Euro, nach zuvor rund 3,1 Mrd. Euro. Die EBITDA-Marge soll sich weiter zwischen 27 und 32 Prozent einpendeln. Die Analysten der Erste Group erwarten von Verkauf der AT&S Korea positive Auswirkungen auf die Kapitalstruktur der AT&S. Die Risiken für Anleger dürften damit deutlich gesunken sein, schreiben sie in einer ersten Reaktion.

Der Kurs der AT&S-Aktie gab nach Bekanntwerden des CEO-Abgangs am Dienstag um mehr als fünf Prozent nach.