Atos setzt auf Österreich als Drehscheibe
Von Anita Staudacher
Der französische IT-Dienstleister Atos setzt nach der Übernahme der Siemens IT Solutions and Services (SIS) weiterhin auf Wien als Drehscheibe nach Zentral- und Osteuropa. Ex-SIS-Chef Hanns-Thomas Kopf steuert als neuer Atos-Chef für Österreich sowie Zentral- und Osteuropa nun von Wien aus 23 Länder: "Wir haben auch noch Russland und Polen dazubekommen", erzählt Kopf dem KURIER. Zuvor wurden die Osteuropa-Agenden bei den Franzosen von Deutschland aus gelenkt. Dass Siemens Österreich bereits stark nach Osteuropa expandiert hatte, kam dem Standort zugute.
Siemens verkaufte Ende 2010 seine seit Jahren kriselnde IT-Sparte an den französischen Mitbewerber Atos Origin und beteiligte sich im Gegenzug mit 15 Prozent am Unternehmen. In Österreich wechselten 1700 SIS-Mitarbeiter zu Atos, die bisher nur mit rund 100 Mitarbeitern vertreten waren. "Die Zusammenführung wurde in großer Geschwindigkeit abgewickelt", berichtet Kopf. Bestehende Siemens-Kunden konnten erhalten werden, der befürchtete, größere Jobabbau sei ausgeblieben.
SAP-Berater gesucht
Aktuell beschäftigt Atos knapp 1800 Mitarbeiter in Österreich und 5300 in der ganzen Gruppe. Wie viele in der Branche sucht Kopf derzeit vergeblich nach SAP-Beratern oder Systemadministratoren. "Wir haben aktuell 100 offene Stellen im Technik-Bereich."
Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Atos Österreich und Osteuropa den Umsatz um knapp zehn Prozent auf 311 Mio. Euro steigern. In Österreich gab es laut Kopf nur ein kleines Plus, das größte Wachstum werde derzeit in der Türkei, Russland und Polen erzielt.
Für heuer ist der Atos-Chef gedämpft optimistisch. Vor allem die geplanten Einsparungen beim Staat würden auch die IT-Branche treffen. Ein Drittel des Umsatzes entfalle auf den
öffentlichen Sektor. In der Industrie sowie bei Banken hofft Kopf mit Outsourcing punkten zu können. Im Bereich Cloud Computing kooperiert Atos künftig eng mit EMC und VMware. Einer der größten Atos-Kunden ist übrigens Siemens. Die Deutschen sicherten beim Verkauf als eine Art Mitgift ein weltweites Auftragsvolumen von 5,5 Mrd. Euro in den nächsten sieben Jahren zu.