Eine Soap als scharf kalkuliertes Wagnis
Von Christoph Silber
Für Gregor Schütze endet ein turbulentes Jahr. Im Oktober wechselte der Sprecher der langjährigen Ministerin Maria Fekter zu ATV. Dort wird es nicht minder turbulent.
KURIER: ATV startet mit „Wien – Tag & Nacht“ zunächst online. Wie geht’s los?
Die Soap soll fünf Millionen Euro kosten. Wie stemmt das ATV und was sagen die Werber?
„Wien – Tag & Nacht“ wird sehr positiv von der Werbewirtschaft angenommen. Natürlich ist der Erfolg von „Berlin – Tag & Nacht“ bei RTL2 ein großer Treiber. Aber man traut es uns aufgrund der vielen Eigenproduktionen zu, dass wir etwas Eigenständiges schaffen – wir haben einen tollen österreichweiten Cast, das erste Drehmaterial ist erfolgversprechend. Dazu kommt die Verschmelzung von Online und TV, mit der sowohl Zuseher als auch Werbewirtschaft auf ihre Kosten kommen.
Was tut sich bei Facebook?
Die Facebook-Seite bleibt auch nach dem Start der Soap ein zentraler Punkt des Formats. Dort dreht sich während der 24 Stunden eines Tages die Geschichte weiter, dort spielt sich das Leben unserer Protagonisten ab. Die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen. Das macht „Wien – Tag & Nacht“ auch so besonders. Wir werden uns auch intensiv um die Community bemühen – es wird Votings und Gewinnspiele geben, und wir werden auch einiges mit Shazam machen. Wir haben ja bereits Online-Kompetenz: „Bauer sucht Frau“ hat zum Beispiel über 100.000 Likes.
Ab wann ist „Wien – Tag & Nacht“ ein Erfolg?
Was möglich ist, zeigt „Berlin – Tag & Nacht“. Wir erhoffen uns in der Zeitzone, in der „Wien – Tag & Nacht“ spielt, eine Verdoppelung der Marktanteile von ATV, also über zehn Prozent in der Zielgruppe 12 bis 49 Jahre.
Nun zur Medienpolitik. Die Ansagen dazu im Regierungsprogramm sind dürftig. Welche Erwartungen knüpft ATV daran?
Wir haben mehrere Anliegen: Zum Beispiel die Erhöhung der Privat-TV-Förderung. ATV hat bereits einen hohen Anteil an Eigenproduktion, aber wir könnten noch viel mehr machen. Wichtig ist uns auch eine gesetzliche Regelung, wonach ein österreichischer Sender auf allen Plattformen auf vorderen Plätzen für die Konsumenten verfügbar sein muss.
Sie waren bei Maria Fekter im Kabinett. Was ist der größte Unterschied zwischen dem Politik- und dem Mediengeschäft?
Das kann man nicht vergleichen. Es hat beides eine große Dynamik und Faszination. Ich freue mich sehr, jetzt im Mediengeschäft mitgestalten zu können.
Seit 14. Oktober 2013 ist Gregor Schütze Mitglied der ATV-Geschäftsführung. Er verantwortet die Bereiche Finanzen, Marketing, Presse und Public Relations sowie Sales & New Media. Der 1983 geborene Oberösterreicher ist Jurist
und arbeitete in der Unternehmensberatung, bis er 2008 bei Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) Pressesprecher und dann zusätzlich stv. Kabinettschef wurde. 2011 folgte er Fekter ins Finanzministerium.