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Axtmörder, keine Vorstrafe

Es hat ihm ganz einfach gereicht. Jahrzehntelang hat sie ihn gedemütigt. Wie einen Trottel behandelt. Irgendwann hat er zur Axt gegriffen. Um sich das Blut von den Händen zu waschen, hat Doktor Friedhelm Fähner, 72, praktischer Arzt im Ruhestand, keine Vorstrafen, kurz den Ehering abgenommen, ihn nachher gleich wieder über den Ringfinger gestreift. Und dann hat er Selbstanzeige erstattet. „Fähner. Mariannenstraße. Ich hab Ingrid kleingemacht.“

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Edgar Selge spielt den schwäbischen Kleinstadtarzt, dem stockend die Details seines traurigen Lebens entkommen. Josef Bierbichler den bayrisch breiten Anwalt Leonhardt. Er ist die verbindende Figur der sechsteiligen Serie „Verbrechen nach Ferdinand von Schirach“, die dasZDFab heute an drei aufeinanderfolgenden Sonntagabenden um jeweils 22 Uhr und um 22.45 Uhr zeigt.

Die 45-Minüter basieren auf dem Bucherfolg „Verbrechen“ von Ferdinand von Schirach. Der 2009 publizierte Erzählband des deutschen Strafverteidigers blieb 54 Wochen auf der Bestseller-Liste des Spiegel. Die Kurzgeschichten erzählen von Schirachs anwaltlichem Alltag.

Bedrohlich

Sechs dieser Geschichten hat Produzent Oliver Berben nun für das ZDF verfilmt. Dem minimalistischen Stil Schirachs entgegnet die Serie mit unkonventionellen Mitteln: Blutige Tatwaffen, die als gezeichnete Bilder immer wieder ins Bild rücken, dazu laute Musik. In einer traumartigen Sequenz, in der sich Mörder Fähnrich an seine Frau erinnert, werden Schwarz-Weiß-Bilder nur teilweise eingefärbt: In einem Standbild ist der ganze Garten grau, nur die Äpfel grellbunt. Der Arzt wird sich einen davon greifen und genüsslich hineinbeißen. Die bedrohliche Musik lässt ahnen, dass das keine gute Idee ist.

Im Kontrast zu dieser poppigen Inszenierung steht der ruhige, massige Anwalt Leonhardt, der in breitem Bayrisch zum unglücklichen Arzt sagt: „Herr Fähner, jetzt derzähln S’ doch einmal.“

Aus Leonhardts Perspektive wird berichtet, und er hält die thematisch vielfältige Serie auch zusammen. Die Geschichten reichen vom fürchterlichen Ehealltag bis hin zu vertrottelten Kleinkriminellen aus Berlin-Neukölln, die den Falschen berauben und sich in der Folge einem Berufskiller gegenübersehen. Könnte gut sein, dass sich das ZDF nach „Unsere Mütter, unsere Väter“ nun den nächsten Quotenerfolg zum 50. Geburtstag schenkt.