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Sascha Hehn steht auf der schwarzen Liste

Anton, Conni, Berti, Edi, Det und Fritzchen. Seit April 1963 wuseln die kurzbeinigen Mützenträger über den Bildschirm. Die Mainzelmännchen hat man irgendwie lieb gewonnen, doch irgendwie sind sie alt geworden. Das passt gut zum Sender, dessen Symbol sie sind.

Dass es schon bessere Zeiten gab, weiß man im ZDF ganz gut. Den 50er feiert der Mainzer Sender mit einer gnadenlosen Parodie auf sich selbst: Ex-Schönling Sascha Hehn, in den 80ern einer der größten Stars des ZDF (Udo Brinkmann in der „Schwarzwaldklinik“, Chef-Steward auf dem „Traumschiff“), sucht in der neuen Comedy-Serie „Lerchenberg“ einen Job. Den er nicht kriegt, weil er auf der „schwarzen Liste“ steht – gemeinsam mit Thomas Gottschalk. Er wird irgendwann kaputte Mainzelmännchen reparieren.

Der 58-jährige Hehn feierte ein doppeltes Comeback: Er wird 2014 „Traumschiff“-Kapitän: „Der richtige Rentner-Job“, sagte er der Welt am Sonntag. Der Mann hat Humor, denn gleichzeitig spielt er in der TV-Satire, in der es heißt: „Das Traumschiff ist grenzwertig“.

Die Satire kommt rechtzeitig zur Krise. Das ZDF ist breit aufgestellt wie nie zuvor: Ein Hauptprogramm, drei Digitalkanäle, Gemeinschaftsprojekte wie 3SAT, Phoenix und Arte. Doch jetzt heißt es sparen. Das Unternehmen muss Personalkosten reduzieren, Sendungen streichen und schafft ZDFkultur ab.

Dazu kommt ein Dilemma, das auch der ORF kennt: öffentlich-rechtlicher Anspruch versus Streben nach Quote. Mit dem Kriegsepos „Unsere Mütter, unsere Väter“, das mehr als sieben Millionen Deutsche und 622.000 Menschen in Österreich sahen, zeigte das ZDF, was es heißt, anspruchsvolles Fernsehen und trotzdem Quote zu machen. Ein seltener Glücksfall. Zu lange laboriert man schon am Samstagabend, wo in den vergangenen Jahren Dieter Bohlen und die Privaten die Nase vorn hatten. Zuletzt hieß es, die Carmen-Nebel-Show stünde vor dem Aus: Sie ist zwar Quotenqueen, aber nur beim Publikum 50 plus.

Da hilft bloß die Flucht nach vorn: „Wenn einer antritt, um neue Wege zu gehen, hat er es nicht leicht im ZDF“, heißt es in „Lerchenberg“. Das ZDF geht den Weg, den man schon im US-Fernsehen gegangen ist: Einen Ex-Star ausgraben und in einer Sitcom über einen TV-Sender wiederbeleben. Sascha Hehn ist nicht Alec Baldwin und „Lerchenberg“ nicht „30 Rock“. Aber im Lachen über sich selbst und den Fernsehbetrieb sind sie alle gut.

ZDFneo, 28. 3., 22.45 Uhr. Im ZDF ab 5. 4., 23 Uhr.