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Salzburg verlieh ORF-Sport Flügel

ORF-Sport-Chef Hans Peter Trost über die Europa-League-Saison und Wünsche an die Politik.

Am Sonntag ging das Cup-Finale über die Bühne, das St. Pölten in die Qualifikation für die Europa League bringt. Die Quoten waren mittelmäßig. Was heißt das für den EL-Sender ORF?

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Hans Peter Trost: Für uns Fernsehsender ist es sowieso schwierig, weil viele Fragen bei so einem Bewerb offen sind: Welche Gegner bekommen die Vereine zugelost? Wie kommen sie aus der Sommerpause zurück? Ich habe mir auch abgewöhnt, nach Namen zu gehen. Ich erinnere nur an die Saison mit Pasching und mit Euro-Edi Glieder. Es gibt da auch das österreichische Phänomen, dass, egal wer Österreich vertritt, dass sich die Menschen vor dem TV-Schirm versammeln, wenn diese Vereine in Regionen vorstoßen, wo es um etwas geht. Das war auch heuer bei Salzburg so. Bei den Spielen geht Ajax Amsterdam war über 900.000 Zuseher dabei, so etwas hatte es zuvor bei der Europa League noch nie gegeben.

Vergangene Woche endete die Europa-League-Saison mit dem Finale Benfica gegen Sevilla. Wie lautet ihre Saison-Bilanz?

Dieses Europa-League-Jahr hat dem ORF sehr viel Freude gemacht. Natürlich war der Auftritt von Salzburg in der Europa League wunderbar für uns. Ich habe eigentlich damit gerechnet, dass sie es weiter schaffen, aber so ist Fußball. Im Vergleich zu Vorjahr hatten wir dadurch im Durchschnitt fast 100.000 Seher mehr und auch die Marktanteile waren deutlich besser.

Wie sehen sie die Leistungen des ORF bei den Übertragungen?

Es ist immer Luft nach oben. Vom technischen Knowhow sind wir sehr weit. Bedingt durch den Sparkurs geht aber nicht alles, was international State oft he Art ist. Letztendlich aber geht es immer darum, wie erzählt die Regie die Geschichte und was machen die Journalisten rundherum daraus. Das ORF-Problem ist, dass er mit einer relativ kleinen Sportmannschaft sehr viele Sportarten abzudecken hat. Es ist natürlich toll, wenn Menschen so flexibel sind, es wird aber auch zum Teil ab einer gewissen Tiefe der Materie zum Nachteil. Aber daran arbeiten wir.

Und bei den Analysen?

Bei den Fach-Analysen haben wir einen ordentlichen Sprung gemacht, nicht nur, was die Analytiker selbst betrifft. Mit Blick auf die Bundesliga kann ich sagen, es wird da umgesetzt, was ich als Vorgabe ausgegeben habe. Es gibt nun taktische Analysen auch in den Beiträgen. Es geht ja nicht nur darum, dass jemand irgendwelche Pfeile herum zeichnet und darüber erzählt, sondern der Journalist muss, natürlich unterstützt von einem Fach-Analytiker, in einem Beitrag erläutern können, wie etwa Pressing funktioniert, welche Systeme gespielt werden und warum zum Beispiel Salzburg gegen Ajax so gespielt hat, wie es gespielt hat. Da stehen wir, obwohl wir ein Vollprogramm sind, natürlich in Konkurrenz zu Web-Journalisten, Plattformen und ähnlichem, die sich mit Einzelaspekten intensiv beschäftigen können. Dieses Fach-Niveau müssen natürlich wir auch erreichen, das muss die Forderung sein.

Mit Blick auf die unmittelbare Konkurrenz in Österreich, z. B. Puls4, gibt es etwas was Ihnen aufgefallen ist?

Da wäre zum Beispiel die Studio-Situation mit Zusehern. Das ist bei uns auch immer ein Thema, wie das am besten umzusetzen ist. Daran knüpft sich eine Zukunftsfrage des Sports im Fernsehen, nämlich, wie schafft man es, journalistisch relevante Information mit Unterhaltung zu verknüpfen. Der Unterhaltungseffekt wird immer wichtiger.

In den Stadien sind die Zuschauerzahlen der Bundesliga zurückgegangen. Wie ist es beim ORF?

Da ist es nicht so, die ORF-Zahlen sind stabil geblieben, Tendenz nach oben. Der Grund: Die Ankick-Zeit am Sonntag wurde nach hinten verlegt und dadurch ist häufig Formel I die Lokomotive vorne weg, die auch einem breiteren Zugang bringt. Dazu kommen dann noch die journalistisch interessanter aufbereiteten Analysen und Kurz-Beiträge, weil die Mitarbeiter mehr Zeit dafür haben. Wir versuchen also mehr aus dem Produkt Fußball zu machen. Natürlich geht da immer ein Blick zur Konkurrenz, was machen die anders, besser, wo können wir lernen, wo können wir uns weiter entwickeln.

Der ORF hat ab der Saison 2015/16 die Champions League. Aber wird er sich nach den guten Erfahrungen des heurigen Jahres auch noch um die Europa League bemühen?

Das besonders Interessante an der Saison 2015/16 ist für die Zuseher und für den ORF gleichermaßen, dass Österreich erstmals mit zwei Vereinen in der Qualifikation vertreten sein. Das kann extrem interessant werden. Was darüber hinaus die Europa League betrifft, ist halt immer die Frage, wieviel Fußball kann man in einem Vollprogramm den Zuseherinnen und Zusehern zumuten. Da ist noch keine Entscheidung gefallen. Ich schließe aus meiner Sicht gar nichts aus. Die letzte Entscheidung liegt bei der Fernseh-Direktorin und beim Generaldirektor.

Der ORF kann ja auch nicht einfach Sportarten in den Spartenkanal Sport+ verschieben. Gibt es diesbezüglich Wünsche an die Politik?

Ein Riesenproblem für uns gibt es dahin gehend, dass es für Zuseher oft nicht nachvollziehbar ist, warum wir etwa da oder dort zeigen. Warum zeigen wir zum Beispiel die Spiele der Eishockey-A-WM auf Sport+, die Spiele der österreichischen Nationalmannschaft aber nicht? Weil die österreichische Nationalmannschaft Premium-Content ist, USA und Kanada aber nicht. Oder wenn sich zufällig die Situation ergibt, dass man aufgrund von Zeitverschiebungen dann in ORFeins Formel I hat und in ORF2 Fußball zeigt und dann auf Sport+ auch noch etwas bringt. Das ist oft nicht nachvollziehbar, was ich verstehe. Das wäre vielleicht ein Wunsch an die Politik, dass genauer definiert wird, was überhaupt Premium-Content ist und dass auch darauf geschaut wird, was Sinn für die Zuseherinnen und Zuseher macht, zumal, wenn es sich um Inhalte handelt, die niemand anderer überträgt.

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