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Formel-1-Millionen für Österreichs Film

Trotz positiver Meldungen über die ORF-Wirtschaftslage steht Finanz-Direktor Richard Grasl weiter auf der Kostenbremse.

KURIER: Sie haben bei der Entscheidung für Wien als Song-Contest-Ort Ihre Ablehnung im Protokoll festschreiben lassen. Haben Sie das Geschäft Ihrer politischen Unterstützer erledigt?

Richard Grasl: Es ist die Aufgabe des Finanzdirektors, das wirtschaftlich beste Angebot zu forcieren. Das hat nichts mit einer Ablehnung Wiens zu tun. Ich habe darauf hingewiesen, dass die Angebote aus den Bundesländern wirtschaftlich besser waren. Würde ich das nicht getan haben, müsste ich mir zurecht kritische Fragen gegenteiligen Inhalts anhören.

Von den ORF-Finanzen gab es zuletzt positive Meldungen. Haben Sie zuvor zu sehr Schwarzmalerei betrieben?

Wir haben in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Sanierungspaket umgesetzt. Aber wir stehen weiter vor großen Herausforderungen: Die Werbeerlöse sind unter Druck. Es gibt steigende Kosten und bei den Gebühren wurde die Refundierung nicht verlängert. Wir müssen also weiter auf der Kostenbremse stehen. Der Unterschied zu früher ist, dass wir auch in Neues investieren: HD-Offensive, Online-Plattform, Modernisierung des Standorts Küniglberg.

Der ORF will die technologische Führerschaft. Andere Sender machen zum Beispiel Start-up-Shows. Nur beim ORF ist nichts?

Ich meine, dass der ORF-Standort der Zukunft auf dem Küniglberg neben modernen Arbeitswelten auch einen pulsierenden Innovationscluster braucht. Ich stelle mir eine Art Start-up-Campus vor mit jungen Unternehmen. Es gibt dafür internationale Beispiele, etwa die BBC. Wenn wir jetzt über den ORF-Standort der Zukunft nachdenken, dann gehört so ein Entwicklungslabor mitgedacht. Ich habe den Auftrag gegeben, jetzt Business-Pläne dafür zu erstellen, die ich dann der Geschäftsführung vorlegen und, so es die Zustimmung gibt, dem Stiftungsrat präsentieren werde.

Welcher Zeitrahmen schwebt Ihnen für die Umsetzung vor?

Ich will da keine Zeitvorgaben machen, es könnte aber um den Jahreswechsel so weit sein.

ORFeins soll österreichischer werden. Woher sollen die Mittel dafür kommen, wenn Sie, wie es heißt, auf dem Geldsack sitzen?

Erstens: Man kann nicht mehr Geld ausgeben, als man hat. Das Fernsehbudget ist ein herausforderndes, ganz sicher. Wir brauchen Formate, die auch ORFeins einen österreichischen Charakter verleihen, weil – wie das Generaldirektor Wrabetz jüngst richtig festgestellt hat – bestimmte Programme zu verwechselbar werden. Es ist jetzt an den Programmmachern, darüber nachzudenken. Wir ziehen hier alle in die gleiche Richtung.

Als Geldquelle fürs Programm haben Sie einmal die Formel 1 genannt. Ist das eine Option?

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Ja, ich bleibe dabei. Ich bin nicht gegen die Formel 1, sie funktioniert auch sehr gut. Da der ORF aber nicht mehr das Geld für alles hat, muss man Prioritäten setzen und wir mussten nach dem Auslaufen der Refundierung die Mittel für die österreichische Filmwirtschaft erheblich kürzen. Deshalb würde ich das Geld nach Ablauf des Formel-1-Vertrages 2016 lieber in österreichische Produktionen investiert wissen. Wir könnten so österreichischen Content schaffen, der auch wiederholbar ist, es wäre unverwechselbares Programm, und wir würden österreichische Wertschöpfung und Arbeitsplätze schaffen.

2016 sind ORF-Wahlen. Man kann da mitmachen oder nicht.

Wir haben hier viel Neues begonnen, zum Beispiel die Modernisierung des Standortes. Das möchte ich jedenfalls fertig machen. Es wäre logisch, wenn die Geschäftsführung, die dieses Mega-Projekt begonnen hat, die Sache auch zu Ende führt.

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