Der Cast von "Orange Is The New Black" über den Erfolg der Serie und die Signalwirkung für Hollywood.
"Die Rollen, die wir spielen, hätte sonst niemand spielen können", ist sich Laura Prepon sicher. Man glaubt es ihr nur zu gerne. Mit ihren 1,78 Meter (die Stöckelschuhe sind da noch gar nicht miteingerechnet) und ihrer dunklen Stimme, mit der ehemalige "Die Wilden 70er"-Star beim Pressegespräch zum Start der dritten Staffel die ganze Suite im Berliner Adlon-Hotel erfüllt, ist die 34-Jährige so etwas wie die Verkörperung der Netflix-Serie.
"Orange Is The New Black" (OITNB) ist die vielfältigste Ansammlung starker Frauencharaktere, die aktuell im TV (bzw. im Fall von Netflix im Internet) zu sehen ist. Eine weiße Butch-Lesbe, schwarze Ghetto-Mädels, und vom Crack gezeichnete "White-Trash"-Gören – das sind die Insassinnen im Gefängnis von Litchfield. In besonderer Weise trifft die selbstbewusste Ansage aber auf Laverne Cox zu. Die Transgender-Frau hat neben Prepon Platz genommen und überragt diese noch einmal um zwei Zentimeter. Ein echte Erscheinung, die sich von einer Nebenrolle zu einem der Stars der Serie entwickelt hat. Als Sophia Burset spielt sie eine Transgender-Frau, die wegen Kreditkartenbetrugs im Gefängnis gelandet ist. Die Rückblenden, in der man Burset noch als Mann sieht (gespielt von Cox’ eineiigem Zwillingsbruder), gehören auch in Staffel drei zu den stärksten Szenen der Serie. So etwas hat man bisher noch nicht im gesehen.
Die 31-jährige Cox wurde vergangenes Jahr als erste Transgender-Frau für einen Emmy nominiert. Ein Novum mit (noch verhaltener) Signalwirkung für die Unterhaltungsindustrie. In immerhin zwei Filmen wird das Thema Transgender noch vor Jahresende thematisiert werden. Mit "Tangerine" startet in den USA im Juli ein Spielfilm über zwei Transgender Prostituierte, in "The Danish Girl" wird Oscar Preisträger Eddy Redmayne als Transgender-Malerin Lili Elbe zu sehen sein. Dass man das Thema nun auch in Hollywood aufgreife, begrüßt die politisch aktive Cox zwar, "das soll aber nicht davon ablenken, dass es noch immer eine politische Realität gibt, in der Diskriminierung auf der Tagesordnung steht." Im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Konventionen und persönlichen Ambitionen findet auch die Hauptfigur Piper Chapman, die von ihrem früheren Leben eingeholt wird, ihren Platz in Litchfield. Zehn Jahre zuvor hatte sie für ihre damalige Geliebte Alex (Laura Prepon) Drogengelder geschmuggelt.
15 Monate Frauenknast reißen sie nun aus ihrem inzwischen superbürgerlichen Leben. "Es klingt paradox, aber Piper hat sich durch ihren Gefängnisaufenthalt auch befreien können", spricht Taylor Schilling, die dritte im Bunde beim Pressetag in Berlin, von ihrer Rolle. OITNB zeigt diese Frauen und ihre Geschichten, ohne sie zu Opfern zu machen. Im Gegenteil.
Das Gefängnis ist richtig unterhaltsam. Komödie ist Tragödie plus Zeit, heißt es bei Woody Allen. Und auch das ist ein Novum, das man aus thematisch verwandten Serien wie "Prison Break" oder "OZ" bisher nicht kannte: Dass in Gefängnisserie, wo die Zeit bis zur Entlassung von hinten gezählt wird, die heiteren Seiten überwiegen. Alle 13 Episoden sind aktuell bei Netflix abrufbar.