Österreichs erfolglose TV-Baustelle
Von Anna Gasteiger
Dass die beiden großen ORF-Fernsehsender nur drei Prozent Marktanteil erreichen, kommt selten vor. Kinder- und Jugendsendungen am frühen Morgen und zu Mittag sind zum Beispiel so eine Schwachstelle. Oder Wiederholungen von Telenovelas mitten in der Nacht.
Um so bemerkenswerter, dass ORFeins jüngst im Abendprogramm so einen Wert zustande brachte: Nur 39.000 Zuschauer sahen den Kurzfilm „Void“ über den Fall Bakary J. Das ist schade, weil „Void“ ein Film ist, dem man mehr Publikum gewünscht hätte; bringt aber die Quotenprobleme des Öffentlich-Rechtlichen gut auf den Punkt. Das Sorgenkind Nummer eins ist der ORFeins-Mittwochabend, ebenjener Sendeplatz, auf dem „Void“ ausgestrahlt wurde.
Mäßiger Erfolg
Alles begann mit Umwälzungen bei den Fußballrechten: Der ORF verlor die „Champions League“, deren Spiele oft am Mittwoch stattfinden, an den Privatsender PULS 4 (der damit jetzt Spitzenquoten einfährt) und zeigt statt dessen die „Europa League“ am Donnerstag. Der frei gewordene Tag musste neu programmiert werden – bisher mit mäßigem Erfolg. Einzig das internationale Format „Undercover Boss“ erreichte gute Marktanteile (18 Prozent bei den 12-49-Jährigen). Die jüngst gestarteten Dokusoaps „Österreichs härteste Jobs“ und „Lebe deinen Traum“ kamen in den ersten beiden Wochen auf 14 bzw. zehn Prozent bei den 12-49-Jährigen, bei allen Sehern über zwölf Jahren auf zehn bzw. sieben.
Im Umfeld von Fernsehdirektorin Zechner gibt man sich mit den jüngsten Zahlen zufrieden: Gegen die Präsentation des neuen Papstes auf ORF 2 (13. März) sei eben schwer ankommen. Am vergangenen Mittwoch erreichten die beiden Sendungen allerdings auch nicht bessere Werte – ohne übermächtiges Gegenprogramm. Zechner will ihren Kurs jedenfalls „mit voller Power und Kreativität“ weiter verfolgen.
ZiB Magazin
Das neue „ZiB Magazin“ ist nach Ansicht der Fernsehdirektorin „stabil in der jüngeren Zielgruppe gelandet“ – mit durchschnittlich elf Prozent bei den 12-49-Jährigen. Besser als Dominic Heinzls „Chili“ im Vergleichszeitraum vor einem Jahr (neun Prozent), freuen sich die Macher. Jedoch: Heinzls Sendung wurde wegen Erfolglosigkeit eingestellt. Das „ZiB Magazin“ soll Zeit bekommen, um sich zu entwickeln.