Ö3 erhöhte Österreich-Quote
Von Christoph Silber
Nach heftiger Kritik hat Ö3 den Anteil an österreichischer Musik erhöht, erklärt dessen Chef Georg Spatt.
KURIER: Ö3 hat sich auch beim jüngsten Radiotest stabil gehalten. Privatsender verfolgen das mit Argwohn und sehen sich zum Teil kopiert.
Georg Spatt: Diese Zahlen machen deutlich, dass Ö3 nicht nur in der Wahrnehmung sondern auch in der gemessenen Reichweite sehr gut dasteht. Schaut man zum Vergleich ins benachbarte Ausland, dann ist Ö3 Reichweiten-Primus. Ich freue mich aber auch, dass der österreichische Radiomarkt insgesamt sehr lebendig ist, egal, ob es dabei um den ORF-internen Mitbewerb geht oder die sogenannten Privaten. Für Letztere gilt: Wir würden unseren Job nicht machen, würden wir ignorieren, was unser Umfeld tut. Ein so contentlastiges und damit wortreiches Programm wie Ö3 erfordert auf der anderen Seite ein paar Sendungen und Sendungszonen, die sich sehr stark über die Musik positionieren. Das finde ich richtig und hat auch mit dem Umfeld zu tun.
Ist Ö3 also ein Kommerzsender?
Ö3 muss auch kommerziell erfolgreich sein. Das ist mit eine unserer Aufgaben. Das wird in den Diskussionen rund um Ö3 nur immer wieder verkürzt dargestellt. Und diese Aufgabe erfüllen wir innerhalb desselben gesetzlichen Auftrages, wie es FM4, die Regionalradios und Ö1 machen, die durch Einnahmen auch von Ö3 finanziert werden. Dazu müssen wir auf dem Publikumsmarkt – auch kommerziell – erfolgreich sein.
Zuletzt gab es heftige Diskussionen um den Anteil österreichischer Musik bei Ö3. Das kommt immer wieder. Spielt Ö3 nun mehr davon?
Die Diskussion im Frühjahr hat Kritik öffentlich gemacht, die es seit Langem gibt, und die ich zum Gutteil verstehe. Ich bekenne mich dazu: Ö3 muss im Rahmen seines Auftrags und seiner Verantwortung dem Publikum gegenüber ein entsprechendes Programm machen. An diesem Punkt gibt es viele Missverständnisse: Das Ö3-Radioprogramm richtet sich eben nicht primär an Menschen, die sich aktiv mit Musik auseinandersetzen, sondern vor allem an jene, die sich gerne in ihrem Alltag von Musik unterhalten lassen. Seit den 60er-Jahren basiert unser Programm auf dem Besten aus den Bereichen Rock und Pop. Das ist schon von seiner DNA her, weil eben aus dem Angloamerikanischen kommend, per se nicht besonders "österreichisch". Gleichzeitig gibt es in Österreich hervorragende Pop- und Rockmusik. Diese beiden Ansätze zusammenzubringen, gelingt uns manchmal besser, manchmal schlechter. Und ja, nach dem Lichtenegger-Shitstorm haben wir den Anteil österreichischer Musik erhöht von etwa acht (im April) auf nun elf bis 13 Prozent. Das liegt im Schnitt der letzten fünf Jahre.
Über den Sommer lief die Reihe "Ö3 Next Radiostars". Steht ein Generationswechsel bevor?
Ö3 wird in zwei Jahren 50 und hat weder als Marke, noch im Programm, noch bei seinen Personalitys oder der Musik ein "Altersproblem". So erreichen wir zum Beispiel bei den 10- bis 29-Jährigen aktuell 40 Prozent! Wir sind in einem ständigen Wandel, deshalb hört man zurzeit ständig neue Stimmen: Etwa am Samstagnachmittag Gabi Hiller und Philipp Hansa, während der Woche in "Peter und Peter" Olivia Peter als neue Stimme und Peter L. Eppinger als relativ etablierten Moderator oder auch Sheyda Kharrazi und Elke Lichtenegger, um einige zu nennen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, und es wird dementsprechend in nächster Zeit Neues geben.
Gibt es Änderungen beim "Wecker"? Wie lange wird man dort noch Robert Kratky hören?
Wir werden ihn hoffentlich noch lange hören, und ja, auch der "Wecker" muss sich dauernd neu aufstellen, damit er bleibt, was er ist.