Nicht feucht, aber dafür fröhlich
Von Luise Hahn
Wer surrealen und makaberen Humor liebt, wird sich bei der neuen Show „Keine Chance – Stermann gegen Grissemann“ königlich unterhalten (Freitag, ORFeins 20.15 Uhr). Denn bei ihrer Übersiedlung in den Hauptabend haben die zwei Meister des Absurden keineswegs ihren satirischen Biss aufgegeben. Und das, obwohl sie während der Show auf ihren gewohnten „G’spritzen“ verzichten müssen. „Es ist zum ersten Mal, dass wir nüchtern eine Sendung präsentieren“, übte sich Stermann prompt in Selbstironie, „um 20.15 Uhr darf man ja im Fernsehen noch keinen Wein trinken.“
Die tv.woche war bei der Aufzeichnung dieser „trockenen“ Show mit dabei und stellte bald fest, dass „Keine Chance“ gleich mehrere Formate der TV-Welt auf die Schaufel nimmt. Beginnend beim Titel „Keine Chance“, der die Vorgänger auf diesem Sendeplatz persifliert: „Die große Chance“ und „Die große Comedy Chance“. Ein Wink an die „Millionenshow“ ist die Siegesprämie von „Keine Chance“: eine Million Cent. Und als Spieleshow macht sich „Keine Chance – die Stermann gegen Grissemann Show“ über die Pro7-Hits „Schlag den Raab“ und „Joko gegen Klaas“ lustig – und bedient sich dabei derer Spielmuster.
In der Sendung von ORFeins treten Stermann und Grissemann wohl gegeneinander an, lassen aber sechs Spielrunden lang ihre aus jeweils drei Personen bestehenden Teams für sich arbeiten. Erst in der letzten Runde müssen sich die zwei Kontrahenten selbst physischen Mühen unterziehen.
Ärzte gegen Kranke
Besagte Teams sind nicht zufällig zusammengewürfelt. Sie gehören polarisierenden Berufs- oder anderen Gruppen an – bei der Premiere von „Keine Chance“ spielen Ärzte gegen Kranke. Wobei Gynäkologin, Pathologe und Zahnärztin bei Weitem nicht so schlagfertig agieren wie ein Kandidat mit Knochenschwund, Platz- und Höhenangst sowie Schmuckphobie und die auf einem Ohr taube Frau mit Tinnitus. Und der junge Mann mit Fraktur des Mittelfußknochens war bei sportlichen Spielen trotz seiner „Behinderung“ voll im Einsatz.
Bei einem der originellen Spiele heißt es „ertasten und erraten Sie das Tier zum Schwanz“. Weshalb Grissemann ausruft: „Liebe Tierschützer zu Hause, die Tiere sind natürlich nicht zu Schaden gekommen, wir haben nur die Schwänze hier!“ Die letzte Runde ist von politischer Aktualität. Sie heißt „Zwirnzittern in Liechtenstein“, wohin Stermann und Grissemann mit Geldkoffern beladen über die Grenze laufen und ein Geschäft „einfädeln“ müssen.
ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm sagte im Gespräch mit der tv.woche, es werde im ersten Halbjahr 2013 zwei weitere Folgen der Show geben, sollte die Premiere eine „gute Akzeptanz“ des Publikums zeigen. Besonders interessant sei dabei die Altersgruppe bis 49. „Der nächste Sendetermin kann aber erst im Mai sein, weil der Freitagabend bis dahin von der Ski-WM aus Schladming, Faschingsveranstaltungen und ,Dancing Stars‘ besetzt ist“, erklärte Böhm.