News-Verlag soll 2016 schwarze Zahlen schreiben
Von Christoph Silber
Am kommenden Samstag kommt das erste News unter der neuen Chefredakteurin Eva Weissenberger auf den Markt. Der Geschäftsführer der Verlagsgruppe Horst Pirker über sein Flaggschiff, Personalrochaden, neue Magazine und Geschäftsfelder, Startups und schwarze Zahlen.
atmedia.at: Herr Pirker, es vergeht kaum eine Woche in der es nicht eine Personalmeldung die Verlagsgruppe News betreffend gibt. Ist es nicht mal Zeit für Beruhigung?
Horst Pirker: Das betrifft vor allem das Magazin News und da wird auch das eine oder andere an Erneuerung noch kommen. Und zwar aus einem einfachen Grund: Ich bin fest davon überzeugt, dass die Antwort auf die Frage, wie erfolgreich News in der Zukunft sein wird, darin liegt, welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wir für diesen Weg gewinnen können. Das gilt sowohl für die Redaktion als auch für den kommerziellen Bereich.
atmedia.at: Wie schaut das Ziel aus? Was wurde Ihnen von der jüngsten Beiratssitzung mitgegeben?
Pirker: Diese Beiratssitzungen sind vor allem Arbeitsgespräche. Das wird, wohl historisch bedingt, überhöht. Es wird ja vielleicht wieder einmal spektakulärer, aber es dient der Sache sehr, dass es derzeit so ist, wie es ist. Die Grundstrategie steht, wir befinden uns bereits in der Phase der Umsetzung.
Pirker:Der für uns wichtigste Punkt ist die Herstellung von Vertrauen in die MarkeNews. Und ich nehme da ganz bewusst nicht das Wort „Wiederherstellung“ in den Mund. Das versuchen wir über Personen zu erreichen, die für journalistische Qualität und Seriosität aber auch für journalistischen Mut und Dynamik stehen. Das ist auf dem Markt auch entsprechend angekommen. Um das zu unterstreichen: Es geht nicht um eine Fortschreibung eines Kurses und auch nicht um ein Retro-News, wie es vor 20 Jahren war. Das neueNews, das sowohl redaktionell wie wirtschaftlich vor allem von Frauen verantwortet wird, wird eine zeitgemäße Interpretation eines General-Interest-Magazins für die Jahre 2015 und folgende.
atmedia.at: Rückt damit News tatsächlich näher ans profil, wie vielfach vermutet wird?
Pirker: Das News neu wird möglicherweise noch weiter vom profil entfernt sein, als das in der jüngeren Vergangenheit der Fall war. Trotzdem bin ich froh, wenn die Redaktion des profil die Bewegungen beim Schwesternmagazin mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und das auch wettbewerblich auffasst. Das tut dem profil gut.
atmedia.at: Wie sehen Sie das profil?
Pirker: profil liegt besonders stabil im Markt liegt, was in Zeiten wie diesen schon für sich eine Leistung darstellt und dieser Mann-/Frauschaft mit Christian Rainer an der Spitze zu verdanken ist. Aber auch für diese Redaktion gilt, dass eine gemeinsame kompetitive Anstrengung noch Potenzial erschließen kann. Deshalb kann ich auch personelle Verstärkungen unterstützen: In kommerzieller Hinsicht ist das geschehen mit Gustav Soucek, der als Markenverantwortlicher auch die Monetarisierung der Marke beschleunigen kann. Ebenso wichtig sind die Zugänge junger Journalisten, weil im profil durch die vielen Jahre der Sparkurse fast schon Generationen an Journalisten fehlen. Und wenn man beim profil über News neu spricht, dann zeugt das von Aufmerksamkeit - desinteressierte Gelassenheit würde mir hingegen Sorgen machen.
atmedia.at: Weitere große Namen im Magazin-Spektrum Ihres Hauses sind trend und Format, wobei letzterer verschwinden soll.
Pirker: Für die intensiv an Wirtschaft interessierten Menschen in Österreich werden unsere Angebote unter einer Marke – trend – gebündelt. Dieses Angebot wird zumindest bestehen aus: einem wöchentlichen Angebot auf Papier, einem monatlichen Angebot auf Papier sowie einer Reihe von digitalen Angeboten vom Newsletter über ePaper bis eMagazine. Es soll ein richtiges Kraftfeld unter der Marke trend entstehen, in dem Anklänge aus den beiden bisherigen Quellen zu finden sein werden.
Pirker: Das ist ein Arbeitstitel, aber wir sind da noch im Findungsprozess. Wir werden das mit professioneller Unterstützung klären. Umgesetzt wird diese Namensumstellung und die inhaltliche Erneuerung im Herbst. Wieweit sich das personell an der Spitze abbilden wird, ist noch nicht endgültig entschieden. Schön wäre es, wenn wir beide – also Andreas Weber und Andreas Lampl - in der einen oder anderen Aufgabenstellung, an unser Haus binden könnten.
atmedia.at: Haben Sie vor, an weiteren bestehenden Titeln Veränderungen durchzuführen?
Pirker: @media ist gerade in den Fokus-Gruppen mit einem vollkommen neuen Konzept. Es wird an Yacht- und Golfrevue gearbeitet. Es wird an tv-media gearbeitet. Es sind also eine ganze Reihe von Titeln in Arbeit und wir werden die eine oder andere Verbesserung noch heuer zu sehen bekommen.
atmedia.at: Magazine leben nicht nur vom Verkauf auf dem Lesermarkt sondern auch vom Werbemarkt. Wie sind da die Reaktionen, wie sind die jüngsten Zahlen?
Pirker: Das wäre schon sehr früh, jetzt schon Zahlen zu nennen oder Kursänderungen zu behaupten. Nur so viel: Wir liegen in den ersten beiden Monaten des Jahres über Plan. Das heißt, dass der langjährige Abwärtstrend für den Moment gestoppt ist, bzw. sogar umgekehrt wurde. Aber das ist mit größter Vorsicht zu genießen und wir werden auch noch Rückschläge erleben. In den vergangenen Jahren wurde das Vertrauen der Werbewirtschaft etwas strapaziert, für den Augenblick aber gibt es jedenfalls eine positive Entwicklung. Da spielt auch mit, dass es bei der Verlagsgruppe News viele gibt, die über Jahre hinweg, hart dafür gearbeitet haben.
atmedia.at: Die Magazine der Verlagsgruppe haben zum Teil ja auch deshalb Probleme bekommen, weil die Marketingausgaben massiv beschnitten wurde. Öffnen Sie das Füllhorn, um Leser zu gewinnen?
Pirker: Wir haben keine geheimen Geldquellen erschlossen, sondern müssen uns selbst an den Haaren aus den schwierigen Gewässern ziehen. Ich will da auch gar nicht auf Hilfe vom Markt oder von Eigentümerseite hoffen. Wir gehen davon aus, dass diese Übung aus eigenem zu schaffen ist. Es gibt eine starke strategische Festlegung: Wir werden das Abonnement ganz massiv forcieren und folgerichtig den Einzelverkauf in seiner internen Gewichtung zurücknehmen. Unser Flaggschiff News wechselt im Zuge dieser Neuausrichtung in der Zustellung aus der Post zur Hauszustellung der Mediaprint. Wir glauben, dass dadurch sich die Bindung des Leser intensiveren lässt und die stärkste Bindung ist schließlich das Abonnement.
Pirker:Wenn wir das für die effizienteste Maßnahme hielten, würden wir das tun. Ich gehe aber davon aus, dass wir eher auf leisen Sohlen und mit unserer konkreten Arbeit uns den Lesern und potentiellen Lesern nähern werden.
atmedia.at: Für eine in die Zukunft gerichtete Neuaufstellung eines Verlagshauses ist das Digital-Geschäft samt Mobile eine wesentliche Säule. Wie lautet hier die Strategie, wie wollen sie Geld verdienen? Kommen Bezahlschranken?
Pirker: Ich betrachte den Digitalbereich als eine Notwendigkeit und auch als Chance, unsere, von der Herkunft her analogen Marken durch weitere Plattformen und Darstellungsformen zu ergänzen. Da denken wir über das gesamte Spektrum – vom klassischen Online-Auftritt bis zum Smartphone – nach.
atmedia.at: Das ist das Ende der News Networld.
Pirker: Diese Sonderwelt namens News Networld hat keinen Platz mehr. Es bedarf konkreter markenstärkender Ergänzungen der einzelnen Printmarken, was die News Networld nie gebracht hat. Künftig soll das so sein: Jede Marke wird eine attraktive Webseite haben, jede Marke wird das meiner Meinung nach effziente Tool des Newsletters in einer zeitgenössischen Interpretation anbieten, wir werden ePaper forcieren und durch die verstärkte Integration von Bewegtbild in Richtung e-Magazine entwickeln. Verstärkt werden zudem alle Social-Media-Aktivitäten. Natürlich werden wir uns, wegen begrenzter Ressourcen, auf mobile Anwendungen konzentrieren.
atmedia.at: Wie bewerten Sie Bezahlschranken als Geldquellen für Verlagshäuser wie Ihres?
Pirker: Bei einem General Interest-Titel wie News wird das eher schwierig werden. Bei unseren Special-Interest-Titeln, die sich ja auch unter unseren 14 Magazinen befinden, kann das Sinn machen. Wir werden das individuell entscheiden. Es gibt ja funktionierende Beispiele dafür, wenn wir etwa auf das Handelsblatt schauen. Allerdings ist Deutschland auch zehnmal größer und es gibt schon so etwas wie eine kritische Untergrenze von Traffic. Die Frage ist also beispielsweise, ob sich eine Bezahlschranke mit einer Wirtschaftscommunity in Österreich ausgeht. Es geht da weniger darum, Geld damit zu verdienen, als unsere zahlenden Abonnenten zu schützen.
atmedia.at: Sie sprachen Bewegtbild an. Soll die Verlagsgruppe News auch Bewegtbild-Produzent werden? Oder gar ein Fernsehsender, wie das Fellners vorgeben zu tun?
Pirker: Österreich macht eh alles, was ich nicht nur ironisch meine. Was mir aber schon imponiert, ist der unternehmerische Geist und die Kreativität. Die kämpfen unter schwierigen Rahmenbedingungen und führen damit auch einen für die Branche wichtigen Kampf, wenn auch mit Mitteln, die mir nicht unbedingt besonders sympathisch sind. Man muss aber nicht alles nachahmen. Der Einsatz und die Produktion von Bewegtbild ist ein großes Thema für uns.
atmedia.at: Sie wollen auch neue Titel auf den Markt bringen. Welchen Zeitrahmen haben sie, welche Bereiche könnte das betreffen?
Pirker: Wir arbeiten bereits an Titeln und werden 2015 noch an weiteren neuen Titeln zu arbeiten beginnen. Ohne mich da einem Zeitdruck aussetzen zu wollen, wird es spätestens 2016 die eine oder andere Neuerscheinung in unserem Portfolio geben. Vielleicht geht es auch schneller. Es wird sich um Titel handeln, die derzeit noch nicht im heimischen Markt eingeführt sind. Aber Vorrang hat die Stabilisierung und die Trendumkehr beim Bestandsgeschäft.
atmedia.at: Manch deutsches Verlagshaus versucht sich mit Diversifikation abseits des Kern-Verlagsgeschäftes. Ist das auch für Sie ein Thema?
Pirker: Das wird bei uns sicher auch stattfinden. Aber was auch immer passiert, geschieht markenbezogen in einem Eco-System. Wir denken in Communities und Eco-Systemen. Es gibt ja schon Beispiele, die aber bisher eher anlassbezogen waren. Bestens gelungen ist etwa der Woman-Day. Dieser Einkaufstag ist eine ganz tolle Ergänzung des Printmediums mit vielen Vorteilen bei Partner-Unternehmen. Da übersteigen die Umsätze jene der Einkaufssamstage vor Weihnachten. Der Woman-Day wird nicht das einzige Beispiel für ein Element im Eco-System bleiben. Es wird da ein Bündel an Aktivitäten geben, die die einzelnen Marken beleben, abrunden, aufladen. Ein Beispiel aus dem vergangenen Herbst wäre die Speed-Party der Autorevue, wo bei strömenden Regen 3000 Autofreaks ins Magna Racino gekommen sind, um ihrer Leidenschaft zu fröhnen. Das sind spannenden Akitivitäten, die neue Möglichkeiten erschließen, sowohl was die Emotionalisierung der Marken betrifft als auch deren Monetarisierung. Diese Aktivtäten wollen wir heuer nicht nur punktuell sondern strukturiert für die Verlagsgruppe angehen.
atmedia.at: Was vielerorts auch ein Thema ist, das auch in ihrem Haus publizistisch begleitet wird, sind Startups. Wie weit können Sie sich vorstellen, dass die VGN hier zum Akteur wird?
Pirker: Das ist zwar ein Thema, das eher ins Jahr 2016 gehört, aber es ist natürlich ein Thema, wenn wir dann die Hausaufgaben um die bestehenden Marken einigermaßen auf Schiene haben. Bei Startups denke ich vor allem an "digital-only", also an Marken, die nur für die digitalen Welt geschaffen werden. Im Augenblick befinden wir uns disbezüglich alledings eher noch im Passivmodus und prüfen Dinge, die an uns herangetragen werden.
atmedia.at: Wie lautet ihr höchstpersönlicher Zeitplan für die Sanierung der Verlagsgruppe News?
Pirker: 2015 müssen wir die Wirkung der gesetzten Maßnahmen sehen. Die sehen wir zwar wie gesagt auch schon im Moment, das muss sich aber als nachhaltig erweisen. 2016 soll sich die Gruppe operativ in die schwarzen Zahlen wiederfinden. Das ist der Zeitplan, an dem ich mich orientiere und an dem ich nicht rütteln möchte.
atmedia.at: Vielen Dank für das Gespräch.