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Neues Format: Mehr Klartext auf ATV

Ab 20. Oktober präsentiert ATV sein neues Diskussionsformat. Moderator Martin Thür im Interview.

Sie haben für ATV ein neues Politformat entwickelt, das Sie auch moderieren werden. Was erwartet uns?

Martin Thür: In unserer neuen Sendung "Klartext" versuchen wir, das Format einer politischen Diskussion ein bisschen anders anzugehen als bisher. In TV-Diskussionen geht es oft darum: Wer ist lauter, wer kann besser schreien? Wir wollen uns stärker auf die Themen konzentrieren und diesen Schaukampf vermeiden.

Das heißt, es wird keine weitere Live-Konfrontation sein? Sie wird nicht live sein, nein.

Nimmt man damit nicht ein wichtiges Element aus der politischen Diskussion heraus, nämlich, dass Meinungen aufeinandertreffen und man spontan reagieren kann? Ich weiß noch nicht, ob es ganz so sein wird, aber wenn es so wird, fände ich es auch nicht so schlimm. Das Problem ist: Am Ende endet jede TV-Diskussion in der Langeweile oder im Streit. Und beides halte ich nicht für das perfekte Ergebnis einer Debatte. Mein Ziel ist eher, den Zuseher wissender zu entlassen.

Sie wollen sich auch nicht so sehr von Tagesaktualität treiben lassen. Wie wählen Sie die Schwerpunkte aus? Wir werden natürlich auf aktuelle Entwicklungen reagieren, wir werden das nicht fernab jeder Tagesaktualität machen. Natürlich werden wir über die großen Themenblöcke diskutieren, von aktuellen Konflikten über Gesundheit bis hin zu Bildung. Aber wir haben uns vorgenommen, andere Zugänge zu finden.

Ein allgemeines Problem ist die Politikverdrossenheit der Jungen. Ist "Klartext" auch ein Versuch, mehr junge Menschen zu erreichen? Ich halte sehr wenig davon, wenn man versucht, möglichst viel Zuckerstreusel drüberzustreuen und zu sagen: "Das ist ja nicht so schlimm, das ist nur Politik." Ein guter Sager ist ein guter Sager und das bleibt er in der Hauptnachrichtensendung eines sehr seriösen öffentlich-rechtlichen Senders, genauso wie in den jungen Nachrichten eines Privatsenders. Das bleibt er auch auf Social Media, genauso wie in einem Zeitungsinterview.

Hat sich das Anforderungsprofil an Politiker in Zeiten von Social Media verändert? Dadurch, dass sich die Medien so rasant ändern, ändern sich auch die Politiker. Aber es gab schon in den 70ern Politiker, die sehr gut mit den damals neuen Medien umgehen konnten. Was sich in unserer Zeit sehr verändert hat, ist die Geschwindigkeit, mit der Politiker antworten müssen. Das Stellen kritischer Fragen und das Aufdecken von Skandalen durch Journalisten ist in den letzten 15 Jahren enorm wichtig geworden. Das fordert sicherlich auch die Politik sehr.

Was sind Ihre Quotenerwartungen für die geplanten sieben Folgen? Genaue Zahlen sind schwierig, da das ein komplett neuer Sendeplatz ist. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass unser Konzept funktioniert. Wir probieren das jetzt einfach mal aus.

Mitarbeit: Jonas Divjak