Neue ORF-Serie: "Zusammen supercool"
Von Anna Gasteiger
Buchhalter Felix' Leben verläuft in geregelten Bahnen. Bis plötzlich dieser Halbbruder auftaucht, von dem niemand etwas wusste. Ronnie ist chaotisch, lebenslustig, bunt - genau das Gegenteil von Felix. Bald stehen die ungleichen Brüder vor der Frage, ob sie das Detektivbüro, das sie von ihrem Vater geerbt haben, gemeinsam übernehmen sollen. Johannes Zirner, am Münchner Residenztheater engagierter Theaterschauspieler, ist der zwänglerische Felix; seien Bruder spielt Musicaldarsteller Serkan Kaya ("Hinterm Horizont"). Im KURIER-Interview sprechen die beiden über die neue Serie.
KURIER: Sie sind beide vielbeschäftigte Bühnendarsteller. Herr Kaya, Sie haben sich für die Dreharbeiten im letzten Sommer eine Auszeit genommen, und Sie, Herr Zirner, sind monatelang zwischen Wien und München hin und her gehetzt. Was hat Sie an diesem Projekt so interessiert?
Johannes Zirner: Ich wollte das unbedingt machen, das habe ich dem Theater gegenüber schon relativ früh formuliert. Die Unterschiedlichkeit der beiden Brüder hat mich total gereizt. Wie sie sich ergänzen in ihrer Unterschiedlichkeit. Bei vielen Serien denkt man sich: Kennt man, hat man schon gesehen. Das war für mich was Neues. Wir hatten 83 Drehtage insgesamt. Da gab es zwischenzeitlich sicher auch eine kleine Krise – aber das ist normal.
Serkan Kaya: Wir haben angefangen, die zweite, dritte, vierte und fünfte Folge zu drehen. Von Anfang an haben wir uns super verstanden. Und als wir dann die erste Folge gedreht haben , da wo sich die beiden kennenlernen und gar nicht grün sind, da hatten wir plötzlich diese kleine private Krise.
Zirner: Der Regisseur hat sich Sorgen gemacht. Der hat das mitgekriegt und dachte: Oh Gott, jetzt kloppen sich die Hauptdarsteller. Da sind wir aber relativ cool. So, dass man sich auch alles wieder vergibt, wenn man einmal über die Stränge geschlagen hat. Wir konnten uns auch immer gut anstacheln gegenseitig, was der Serie sicher auch gut tut.
Kaya: Bei mir war das immer so, wenn ich mit einer Person privat nichts anfangen kann, dann wird das Projekt auch nicht gut.
Zu welchem Zeitpunkt habt Sie einander kennengelernt?
Zirner: Wir hatten ein Casting, dann hat es ein Monat gedauert und ich dachte schon, das wird nichts. Als dann die Zusage kam, habe ich erfahren, dass Serkan den Ronnie spielt. Wenn ein Monat und viel Arbeit dazwischen liegen, kann es das schon mal sein, dass man was vergisst. Aber an ihn konnte ich mich sofort erinnern.
Zirner: Ich glaube, das war auch das Ausschlaggebende. Die Entscheidung fiel für uns zusammen. Weil wir zusammen halt einfach supercool sind.
Es gibt nicht sehr viele Detektivserie. Was ist an diesem Genre interessant?
Zirner: Dass man nicht gebunden ist. Detektive können so arbeiten, wie sie wollen. Das ist bei der Polizeiarbeit natürlich anders. Wenn man einen Film macht über einen Polizisten, muss man immer versuchen, genau das einzuhalten. Ich glaube der Beruf Detektiv ist dem des Schauspielers sehr nahe. Man geht detektivisch an die Rolle heran und muss die Figur profilen, um sie sich überstülpen zu können.
Kaya: Die Fälle, die wir als Privatdetektive bekommen, sind meistens die Fälle, die bei der Polizei nicht ankamen. Und damit haben wir mehr Möglichkeiten in Fälle hineinzustolpern, die erstens mehr Skurrilität zulassen, und in denen wir zweites mehr Raum als Figuren einnehmen können.
Schauen Sie selbst Krimiserien im Fernsehen?
Zirner: Meine letzte Serie war „Boardwalk Empire“. Man kommt einfach nicht so viel dazu.
Kaya: Zu der Uhrzeit, wenn interessanter Sachen laufen, stehen wir selber oft auf der Bühne.
Sie haben beide einen Wien-Bezug. Wir war das, für die Dreharbeiten wieder länger in Wien zu sein?
Kaya: Eine Stadt hat‘s erstmal schwer bei mir, weil ich so loyal bin. Es dauert fast ein halbes Jahr bis ein Jahr, bis mir die Stadt doch gefällt. Und so war es auch mit Wien. Im ersten halben Jahr hab ich die Stadt überhaupt nicht ertragen können. Und dann hab ich sie so ins Herz geschlossen, dass ich, wenn ich mit dem Flugzeug ankam, das Gefühl hatte, ich bin wieder zu Hause. Deswegen war es für mich toll, hier zu drehen. Wir haben an allen möglichen Orten in Wien gedreht.
…mit der Creme de la Creme der österreichischen Schauspielerzunft.
Kaya: Die haben uns sehr bereichert. Regisseur Michi Riebl hat zu jeder Folge eine Lesung gemacht. Der hat uns zusammengesetzt an einen Tisch und dann haben wir alle zusammen gelesen, das ganze Ensemble. So fühlte sich jeder wichtig und eingebunden in das Konzept und konnte sich einbringen. Es hat auch uns immer wieder Spaß gemacht, die neuen Leute kennenzulernen.
Herr Zirner, Sie haben familiäre Verbindungen nach Wien.
Wäre das Burgtheater jetzt wieder eine Option?
Zirner: Ich war ja sogar mit Hartmann mit einem Stück hier. Ich hätte unter ihm auch herkommen können, aber ich habe mich anders entschieden. Ich finde es wichtig, dass man auch immer wieder einen Wechsel macht. Wenn man zu lange irgendwo bleibt, kommt man in so einen Trott. In München kennen mich nicht so viele, da habe ich wieder einen ganz anderen Ehrgeiz und Antrieb, mich nach oben zu arbeiten.
Ist das auch ein Grund dafür, dass Sie Theater und TV-Projekte abwechseln?
Zirner: Für mich ist das total wichtig. Bei mir ist es oft so, das, was man hat, will man gerade nicht. Wenn ich drehe, habe ich Lust, Theater zu spielen. Es ist beides für mich wichtig und ergänzt sich auch sehr gut.
Kommt eine zweite Staffel von „Die Detektive“?
Zirner: Wir haben beide Lust, das weiterzumachen, aber eine Entscheidung gibt es noch nicht.
Kaya: Ich hab vor Kurzem „Planet Ottakring“ gedreht, auch mit dem Michi zusammen, und der Großteil des Teams war auch an den „Detektiven“ beteiligt. Als ich die wiedersah, haben sie alle gefragt: Wird es eine zweite Staffel geben? Die haben auch große Lust darauf, dass es weitergeht. Es hat so viel Spaß gemacht. Es gäbe noch viel zu erzählen.
Johannes Zirner, 1979 geboren, ist der Sohn von August Zirner. Er studierte am Wiener Max-Reinhardtseminar und war danach am Wiener Burgtheater engagiert. Von dort ging er ans Schauspielhaus Bochum. Seit 2011/12 ist er Ensemblemitglied am Münchener Residenztheater. Außerdem war er in TV-Produktionen wie der Sat.1-Serie "Der Cop und der Snob" zu sehen.
Serkan Kaya, 1977 in Leverkusen geboren, ist ausgebildeter Schauspieler und Musicaldarsteller. Er war u.a. in Harry Kupfers "Elisabeth" als Luigi Lucheni zu sehen, auch mit "Musical Rocks!" gastierte er bereits in Österreich. In "Hinterm Horizont" spielt er derzeit in Berlin die Rolle des Udo Lindenberg. Die Kommisar Rex-Folge "Ein tödliches Match" zeigte ihn 2008 in seiner ersten TV-Filmrolle.