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Ärger nach Talk mit Kurz

Und jetzt also Lou Lorenz-Dittlbacher. Die "Zeit im Bild 2"-Moderatorin ist die vorerst Letzte in einer Reihe von Mitarbeitern der ORF-Information, die in den vergangenen Monaten mit Problemen nach nebenberuflichen Auftritten konfrontiert ist.

Anlass für Aufregung um sie ist ein "Business Talk mit Sebastian Kurz", den eine Salzburger Bank nicht nur veranstaltete. Mit der Überzeile "Anzeige" und mit Foto versehen landete der Talk mit dem schwarzen Außenminister jüngst auch in einer großen Tageszeitung.

Das bringt Lorenz-Dittlbacher mehrfach Probleme. Zunächst: Laut ORF-Gesetz dürfen Personen, die regelmäßig Nachrichtensendungen präsentieren, weder in Bild noch Ton in "kommerzieller Kommunikation" vorkommen. "Das war selbstverständlich nicht so vereinbart, dazu hätte ich nie mein Einverständnis gegeben", erklärt Lorenz-Dittlbacher dem KURIER zu der Werbung. Und der ORF unterstreicht, dass das Vorgehen der Bank "selbstverständlich nicht genehmigt war. Mögliche rechtliche Schritte werden gegebenenfalls mit dem verantwortlichen Veranstalter zu klären sein."

Problematik

Eine weitere Problematik bei Nebenbeschäftigungen ist, dass man Gesprächspartner von dort schon bald wieder im ORF-Studio treffen könnte. Wie da zu gewährleisten sei, dass "keine Zweifel an der Unabhängigkeit des ORF aufkommen", wie es die Programm-Richtlinien vorschreiben? "Eine Grundbedingung bei Moderationen von mir ist, dass nur ich selbst Themen und Fragen festlege. Hier gibt es keinerlei Einflussnahme", erläutert Lorenz-Dittlbacher ihren Zugang zu Nebenjobs. Zudem betont sie: "Ich bin, was Nebenbeschäftigungen betrifft, extrem zurückhaltend. Ich habe heuer lediglich vier beantragt – und eine davon ist meine Lehrtätigkeit an der Fachhochschule."

Ethikrat

Sicher ein Thema werden diese Nebenjobs beim ORF-Ethikrat. "Wenn diesem ein Sachverhalt zur Kenntnis gebracht wird, was nun passiert ist, müssen wir aktiv werden", erklärt Fritz Wendl, der die Redakteursseite in dem gesetzlich normierten Gremium vertritt. Das prüft unter anderem, ob und wie die Nebentätigkeit beantragt und warum es eine Genehmigung gab – bei einem absehbaren Zusammentreffen mit einem Politiker geschehe das selten, heißt es.

Für den ORF ist offiziell alles klar: Da sie "als Moderatorin keinerlei Entscheidungsbefugnis über Berichterstattung im Rahmen der Informationssendungen des ORF zukommt", sei die Erteilung der Genehmigung zulässig gewesen.

Besonderheit

Es gibt in diesem Fall allerdings eine Besonderheit: In erster Instanz hätte das TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher zu entscheiden – der Ehemann der Journalistin. Das Problem wurde und wird umschifft, indem "ZiB 2"-Chef Wolfgang Wagner diese Aufgabe übernimmt, letztlich verantwortlich ist dann die Fernseh-Direktion. "Ich verstehe nicht, warum man mir immer wieder meinen Mann vorhält. Ich habe meine Karriere ohne ihn gemacht und er seine ohne mich", betont Lou Lorenz.