KommAustria hat wieder den ORF im Visier
Von Christoph Silber
Die KommAustria hat von Amts wegen ein Verfahren eingeleitet, in dessen Zentrum die Gegengeschäfte des ORF mit Printmedien stehen. Das bestätigte die Medienbehörde dem Branchenportal atmedia.at. Nähere Erklärungen gibt es nicht.
Beim ORF gibt sich Kommunikationschef Martin Biedermann vorerst gelassen. Es sei ein Fragenkatalog eingetroffen und innerhalb der 14-tägigen Frist beantwortet worden. "Da war nichts Spannendes dabei. Es wurden die Gegengeschäfte ja auch erst im Vorjahr von der Prüfungskommission untersucht, und da hatte es keine Beanstandungen gegeben." Den Prüfbericht haben ORF-Stiftungsräte nicht zugestellt bekommen. Es gab lediglich eine Einschaumöglichkeit für sie.
Vorwürfe
Auf die Juristen der Medienbehörde wartet eine komplexe Aufgabe, wenn sie in die Tiefe gehen. Denn seit Jahren steht der Vorwurf im Raum, dass der ORF mit mehrerlei Maß misst.
Bei diesen Gegengeschäften tauschen ORF und Printmedien in der Regel Werbeleistungen und das zu stark rabattierten Preisen. Allein die Volumina der Spitzenreiter – die Gratismedien Heute und Österreich sowie Krone – liegen jeweils im siebenstelligen Bereich. Das begründet der ORF mit deren Marktanteilen und Auflagen.
Konkurrenten kritisieren nun nicht nur die Volumina für Massenzeitungen. Es geht auch darum, was im Rahmen der Gegengeschäfte, vom ORF akzeptiert, abgerechnet werden darf – oder nicht. Hier reicht das Spektrum von Patronanzsendungen, für die manche extra zahlen müssen – und manche nicht – bis zur Übernahme von Kurzberichten von Fußball-WM-Matches.
Was Werbung für Printprodukte im ORF betrifft, so gibt es klare gesetzliche Vorgaben: Inhalte sind verboten. Weshalb aktuell ein Österreich-Spot für Stirnrunzeln sorgt, in dem für den Sportteil geworben wird – mit den Worten: "Heute mit Sportzeitung". Da die ORF-Juristen als restriktiv gelten, nährt dies das Gerüchte, man meine es in der ORF-Generaldirektion mitunter sehr gut mit dem Gratisblatt.