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Mehr Radio-Kanäle für die digitale Zukunft

In den letzten Wochen gingen die Emotionen hoch bei den ORF-Radios wegen des Umzugs auf den Küniglberg, dem der Stiftungsrat zustimmte.

KURIER: Herr Direktor, Sie haben den Beschluss für den Umzug des Funkhauses auf den Küniglberg mitgetragen. Wie gehen Sie damit um, dass das gegen die Interessen Ihrer Belegschaft ist?
Karl Amon: Erstens ist nicht die ganze Belegschaft dagegen. Zweitens ist dieser Schritt in die Trimedialität, in der TV, Radio und Online zusammenarbeiten, notwendig. Ich beschäftige mich seit Jahren mit diesen Fragen und es gibt in den USA oder in Westeuropa keinen erfolgreichen Sender, der nicht diesen Schritt macht oder schon gemacht hat. Gleichzeitig war und bin ich auch der Meinung, dass der ORF ein Stadtstudio braucht und dass wesentliche Teile des ORF-Kulturbetriebs und des Off-air-Betriebs in der Argentinierstraße bestehen bleiben sollen. Im wesentlichen sind das RadioKulturhaus, RadioCafe, der Große Sendesaal, das Klangtheater, die Räumlichkeiten des Radio-Symphonieorchester RSO und das Hörspielstudio.

Im Zusammenhang mit RSO und RadioKulturhaus will der Stiftungsrat nähere Auskünfte, ob die Budgetvorgaben eingehalten werden können. Es geht um ein Einsparungsvolumina von einer Million beim RSO bzw. 500.000 Euro beim RadioKulturhaus. Sie wollten dafür auch Sponsoren auftreiben. Wie steht es da?
Der Stand der Dinge ist positiv, die Details werden ich gern dem Stiftungsrat erläutern. Nur so viel: Beim RadioKulturhaus überschreiten wir die Ziellinie, beim RSO sind wir kurz davor. Es gibt entsprechendes Sponsoring und das Orchester hat zudem wirklich deutliche Einschnitte hingenommen. Beim RadioKulturhaus konnten durch verschiedene Maßnahmen, etwa der neuen RadioKulturhaus-Karte, sowohl die Auslastung als auch die Einnahmen gesteigert werden.

Es stimmt also nicht, dass die Hörfunk-Direktion Probleme beim Budget hat?
Nein. Das Gesamtbudget betrachtet schaffen wir trotz Sparkurs eine Punktlandung. Die Werbeeinnahmen liegen über Plan, das ist aber das Verdienst von ORF-Enterprise-Chef Oliver Böhm.

Es ist aber trotzdem davon die Rede, dass der Sparkurs fortgesetzt wird. Radio-Mitarbeiter fürchten den Abbau im Zuge des Umzugs und schlechtere Arbeitsbedingungen.
Durch die Zusammenarbeit von TV, Radio und Online wird es mehr Zeit geben für tiefergehende Geschichten, für noch intensivere Recherche, da bin ich optimistisch, auch weil ich die Beispiele von der BBC in London bis zu RTL in Köln kenne.

Und der Mitarbeiter-Abbau im Radio?
Warum sollte das sein, unsere Mitarbeiter sind unser Kapital. Sollten Ressourcen frei werden, dann können wir sie dort einsetzen, wo wir sie dringend brauchen, etwa für den Ausbau des Online- bzw. Social-Media-Bereichs oder eine zusätzliche Nachrichten-Sendung.

Wann sollte die sein?
In der Früh. Wenn es finanziell möglich wäre, würde ich aus der Ö1-Morgenstrecke einen durchgehende Informationssendung machen. Noch fehlen die Ressourcen dafür.

Es steht die Entscheidung für die Ö1-Führung an.
Ich kann da nur wie eine Gebetsmühle wiederholen, dass ich noch nie eine Personalentscheidung getroffen habe, die nicht die Siegerin oder den Sieger des Hearings gekürt hat.

Umstrittene gab es trotzdem, zum Beispiel jene der Radio Innenpolitik.
Auch die Bestellung von Edgar Weinzettl fußte auf dem Ergebnis des Hearings. Weinzettl war der Hearing-Sieger und auch diese Entscheidung hat sich als fachlich völlig richtig herausgestellt. Ich räume ein, dass ich diesmal die Präferenz einer Besetzung aus dem Haus habe. Sollte das Hearing etwas anderes ergeben, so soll das auch sein. Mitte April sollte aber die Ö1-Führung fix sein.

Ein Umzug allein macht noch keine Zukunft. Wie sieht die beim Radio aus?

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Radio ist ständig in Bewegung, das wird an einem Beispiel besonders deutlich: Wir Radiomacher bekommen Konkurrenz von überraschender Seite – von den Autokonzernen. Diese beginnen, ihre Fahrzeuge so auszustatten, dass sie über eine Fülle von Daten verfügen werden, etwa auch, was die Verkehrslage betrifft. Das ist ein wichtiger Bestandteil eines erfolgreiches Radio-Senders. Und wenn sich große Konzerne zusammentun, wird es für Radios schwer. Deshalb setzen wir uns auf Ebene der EBU (die Vereinigung der Öffentlich-Rechtlichen in Europa) damit auseinander. Ein Ziel muss dabei sein die europaweite Verbreitung und das geht nur über digitale Radio-Sender. Wir denken auch über Kooperationen mit den Autoherstellern, Handy- oder mit Navi-Herstellern nach.

Sie plädieren für digitale ORF-Radios?
Wir müssen den Einstieg in einen digitalen Testbetrieb durchdenken. Es spricht natürlich auch viel gegen die Digitalisierung: Die ORF-Radios haben einen Marktanteil von 75 Prozent und die Digitalisierung bringt mehr Konkurrenz. Aber wenn wir in den Testbetrieb gehen, muss der ORF die Möglichkeit für mehr Radio-Kanäle haben. Ein Probebetrieb wäre noch kein Problem, der wäre aber auf ein halbes Jahr limitiert. Das heißt, wir müssen der Politik vermitteln, dass der ORF das machen darf, was der Markt von uns verlangt. Diese Anpassung im Gesetz wird notwendig werden. Solch ein digitales Bouquet würde die bisherigen ORF-Radios umfassen und könnte dann auch ein Jugend-Radio oder auch einen Integrationssender nach deutschem Vorbild beinhalten. Die digitale Terrestrik hat auch große Vorteile gegenüber dem Internet -Radio, das aber daneben weiter zu entwickeln wäre.

Haben Sie noch weitere Überlegungen?
Ich denke auch daran, einen Radiopreis ins Leben zu rufen, unter dessen Dach sich sowohl der Öffentlich-Rechtliche als auch die ganzen privaten Radio-Stationen zusammenfinden sollen. Ich hoffe und bin optimistisch, dass es bald den ersten österreichischen Radio-Preis geben wird. Das ist auch wichtig für die Gattung Radio selbst. Ein Beirat gemeinsam mit Vertretern der Privaten wurde bereits gegründet.

Danke für das Gespräch.