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Jimmy Fallon: Der Neue am Schreibtisch

New York scheint einen neuen König zu haben. Er residiert im Rockefeller Center und ist täglich ab 23.30 Uhr auf NBC zu sehen. Und an seinem Beispiel dürfte sich weisen, ob man die zerfaserten Zielgruppen in einer modernen TV-Sendung mit Internet-Bandenspiel weiter zusammenhalten wird können: Jimmy Fallon (39) hat am Montag sein viel beachtetes Debüt als Nachfolger von Jay Leno in der „Tonight Show“ gegeben, die er zurück an die Ostküste holte. Er gehört einer neuen Generation von Talkshow-Hosts an, die weiß, wie man im Internet virale Hits schafft und wie die Menschen heute eigentlich so reden (zum Beispiel mit viel Hip-Hop-Slang).

Zum Auftakt gab es eine Starparade, die eines roten Teppichs bei den Oscars würdig wäre: Will Smith himself etwa tanzte mit Fallon Hip-Hop-Schritte im Outfit eines Rappers aus den frühen Neunzigern (der Smith ja selbst einmal war). Robert De Niro, Lady Gaga, Mike Tyson, Mariah Carey, Lindsay Lohan und andere Stars dieser Preisklasse kamen für wenige Sekunden ins Studio, um dem Neuen am Schreibtisch Hundert-Dollar-Noten hinzulegen – vorgeblich ein verlorener Wetteinsatz, weil sie es Fallon nie zugetraut hätten, einmal das Flaggschiff der Spätabend-Unterhaltung zu übernehmen.

Hype

Der Hype um die erste Folge war gewaltig. Neben vielen hymnischen Kritiken meldeten sich aber bereits die ersten Zweifler, ob Fallon der Richtige sei – sogar Conan O’Brian war schließlich in der Show gescheitert. Fallon gab sich zunächst einmal bescheiden: Wiewohl er schon bisher ein Star war und bisher die „Late Night Show“ moderierte, die NBC im Anschluss an die„Tonight Show“ zeigt), stellte er sich artig vor, lud seine Eltern ins Studio ein und schien auch sonst eher um sanfte Zustimmung bemüht.

Zwar sei Fallon ein großer Performer, schrieb Variety online, aber „über seinen Fähigkeiten, aus Nichts Magie zu machen, schwebt immer noch ein Fragezeichen“. Gerade in den Dialogen hätten Talkshow-Legenden Johnny Carson und David Letterman brilliert.

Die New York Times sieht die Sendung zwar in guten Händen, zeigt sich aber eher pessimistisch, was das Zuschauerverhalten angehe: Immer weniger würden den Fernseher aufdrehen, und die Jungen würden sich die „Tonight Show“ ohnehin lieber am iPhone am nächsten Tag ansehen. Fallon hat diese Front präventiv abgedichtet: Neben einem YouTube-Kanal mit Ausschnitten aus der Sendung gibt es auch eine eigene App, mit der die Seher mit der Show interagieren können. Comedy braucht eben ihr Publikum – egal, wovor es sitzt.