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Jay Leno gibt das Talk-Zepter ab

Aus dem grau melierten Komiker mit Betonfrisur und wuchtigem Kiefer ist ein schlohweißer alter Ironiker geworden: Jay Leno (63) gilt immer noch als der größte amtierende amerikanische Talkmaster, auf dessen Fauteuils mit Barack Obama auch erstmals ein US-Präsident Platz nahm. Diese Woche hört Leno auf – genau gesagt Donnerstagabend, wo er seinen allerersten Talkgast in der „Tonight Show“, Billy Crystal, begrüßt. Der Schauspieler war 1992 in die Show gekommen.

Goldene Ära

Wie schon Lenos Vorgänger, Johnny Carson, der vor ihm 30 Jahre die „Tonight Show“ geleitet hatte, repräsentierte Leno eine goldene Ära, die mit ihm auch zu Ende gehen dürfte. Als Lenos Stern Anfang und Mitte der 1990er aufstieg, war der Late Night Talk die Königsdisziplin im Fernsehen, die boomte: Selbst im deutschen Fernsehen gab es zahlreiche Nachahmer, und nicht zuletzt der heute auf dem Abstellgleis stehende Harald Schmidt (er hört im März bei Sky auf) machte sich im Fahrwasser von Leno, David Letterman und Co. einen Namen. Leno war bis zuletzt ein Fels in der Brandung mit vier Millionen Sehern täglich: Als er die „Tonight Show“ 2009 kurzzeitig an Conan O’ Brien übergeben musste, brachen die Quoten weg, und NBC musste Leno wieder reaktivieren. Für den Autosammler, der auf YouTube eine eigene Serie zu seltenen Fahrzeugen betreibt, ist nun aber wirklich Schluss, wie er versicherte.

Die Stargäste bei Jay Leno

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In den mehr als 4600 Folgen der „Tonight Show“ machten ihm Stars und Sternchen gerne die Aufwartung. Unvergessen bleibt etwa der Auftritt von Hugh Grant 1995, in dem er seine Prostituiertenbesuche erklären musste. „Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“, fragte Leno schelmisch.

Seine vielversprechende Nachfolge tritt übrigens Jimmy Fallon an, ein Comedian neuen Schlags, der Social Media nutzt und rappt.