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Insgesamt 1,1 Mio. Seher bei "Elefantenrunde"

Die TV-Konfrontation zur Wien-Wahl am Montag haben insgesamt rund 1,1 Millionen Zuseher verfolgt. Veranstaltet wurde die "Elefantenrunde" von ORF 2 und Puls 4, wo parallel live aus den Sofiensälen übertragen wurde.

Im ORF freute man sich über "die erwartete Topreichweite": Durchschnittlich 972.000 Zuseher wollten sich (bei 34 Prozent Marktanteil) die einzige Fernsehkonfrontation aller Spitzenkandidaten im Vorfeld der Wahl nicht entgehen lassen.

Auf dem Privatsender Puls 4, hier wurde die Diskussion unter dem Titel "Kampf um Wien" beworben, verfolgten im Schnitt 123.100 Zuseher die TV-Konfrontation, das entspricht einem Marktanteil von 4,2 Prozent (bei den 12-49-Jährigen). Über den Livestream auf puls4.com waren 12.000 Zuseher online mit dabei. Auf der ORF-TVThek gab es 31.700 Live-Zugriffe während der Übertragung.

Hohes Interesse an Wahl-Specials

Bemerkenswert ist, dass Puls 4 mit seinem im Anschluss gezeigten Wahl-Spezial "Pro und Contra" Seher dazugewann: Im Durchschnitt waren 288.500 Zuseher dabei, mit einem Marktanteil von 13,3 Prozent (E 12-49) - damit erreichte die Sendung "Pro und Contra" laut Senderangaben einen neuen Rekordwert.

Der ORF konnte mit seiner verlängerten "ZiB 2" ebenfalls beachtliche Werte erzielen. Immerhin 751.000 blieben bei der öffentlich-rechtlichen Nachberichterstattung vor den Fernsehgeräten.

Kritik an Moderation

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WährendPuls 4-Infochefin und Anchor-Woman Corinna Milborn für ihre Moderation gute Rückmeldungen erhielt, gab es an der Performance vonORF Wien-Chefredakteur undModerator Paul Tesarekeinige Kritikin den sozialen Netzwerken.Die Kritikpunkte: Bei Themen wie Steuern oder Verkehr brachte sich Tesarek inhaltlich in die Diskussion ein und verhielt sich dabei nicht ganz unparteiisch, gegenüber der NEOS-Kandidatin Beate Meinl-Reisinger trat derORF-Moderator unhöflich bis unwirsch auf.

Der ORF wies die Kritik am Dienstag zurück. "Paul Tesarek ist Chefredakteur und Moderator mit jahrzehntelanger unbestrittener journalistischer Erfahrung und Kompetenz. Geschmäcklerische Bewertungen von Moderationen gibt es bei jeder politischen Diskussion. Das kommentieren wir nicht", erklärte ORF-Kommunikationschef Martin Biedermann der APA.

Warum der ORF bei der österreichweit im Hauptabendprogramm ausgestrahlten TV-Debatte nicht erfahrene Talk-Moderatoren wie Ingrid Thurnher, Armin Wolf oder Hans Bürger einsetzt, erklärt man mit der föderalen Struktur des öffentlich-rechtlichen Senders. "Da es eine Diskussion zur Wiener Landtagswahl war, wurde die Sendung wie auch sonst in anderen Bundesländern vom Landesstudio produziert und daher auch vom Chefredakteur des Landesstudios moderiert", so Biedermann.

"Reindl-Reisinger"

Tesarek sprach Meinl-Reisinger versehentlich mit falschem Namen als "Reindl-Reisinger" an, die daraufhin meinte, Tesarek könne gerne auch "Reinl-Meisinger" sagen. Dass Tesarek auch noch einen Homoehe-"Scherz" beisteuerte, sorgte bei einigen Sehern ebenfalls für Verwunderung. FPÖ-Chef Strache meinte schließlich, dass ohnehin jeder Zuseher wisse, wie man ORF-Chefredakteur beim ORF Wien werde. Strache spielte damit offenbar auf den Umstand an, dass einigen ORF-Landesstudios eine besondere Nähe zur jeweiligen Landeshauptmann-Partei nachgesagt wird.

Häupl in Puls4-Umfrage vorn

Puls 4 ließ unmittelbar nach der Show vom Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer (OGM) erheben, wie die einzelnen Diskussionsteilnehmer beim Publikum abgeschnitten haben. Spitzenreiter ist hier Bürgermeister Michael Häupl. 31 Prozent der 500 repräsentativ ausgewählten Befragten fanden, dass der SPÖ-Spitzenkandidat sie am meisten überzeugt hat, 29 Prozent hielten Heinz-Christian Strache für den Gewinner, 17 Prozent stimmten für Maria Vassilakou, 8 Prozent für Beate Meinl-Reisinger und 7 Prozent gaben an, Manfred Juraczka habe sie am meisten überzeugt. 8 Prozent enthielten sich der Stimme.

Zum Nachschauen:

Die Konfrontation auf der ORF-TVThek
Die Konfrontation auf puls4.com

Die Wiener Elefantenrunde verlief am Montagabend erwartungsgemäß unergiebig. In der einen Ecke federte siegesgewiss Heinz-Christian Strache ("Können wir bitte über die Ausländer reden!"), in der anderen lehnte unbeeindruckt Michael Häupl ("..die Autochtonen..."). Daneben plapperten die anderen drei Kandidaten von grün, schwarz und pink durcheinander, ohne thematisch mehr zu liefern als – Sie ahnen es: Ausländer.

Überraschend weit im Ring stand dabei Moderator Paul Tesarek (ORF Wien), der dort aber sogleich sehr peinlich ausrutschte. In der von einem Millionenpublikum verfolgten Sendung fiel er zunächst als Stichwortgeber für Häupl auf, danach maßregelte er auf unpassende Weise Neos-Kandidatin Beate Meinl-Reisinger. Den Gipfel der journalistischen Unvernunft erreichte er schließlich, als er sie "Reindl-Reisinger" nannte.

Unser Tipp für die nächste Wahlrunde: Wer einen Topf nicht mehr vom Kaffeeröster unterscheiden kann, sollte Livesendungen vermeiden.

Die einzige TV-Konfrontation mit allen Spitzenkandidaten vor der Wien-Wahl brachte weniger Überraschungen als erwartet. Einen großen Raum in der Debatte nahm wie erwartet das Flüchtlingsthema ein.

Die wichtigsten Aussagen und größten Aufreger der Spitzenkandidaten:

Zu Beginn die Frage an die kleinen Parteien, wie man sich gegen SPÖ und FPÖ behaupten will:
Maria Vassilakou (Die Grünen) ist überzeugt: "Spätestens seit der Oberösterreich-Wahl weiß man: Häupl braucht um seine Wiederwahl nicht zu fürchten. Deshalb müssen wir uns darauf konzentrieren, wer die Stadt weiterregieren will."

Manfred Juraczka (ÖVP): "Ich sehe in keiner der Umfragen eine Mehrheit für einen Bürgermeister Strache. Es geht nicht ums gschafteln, sondern um die Inhalte."

Beate Meinl-Reisinger (NEOS) merkt an: "In dieser Wahl geht es um Veränderungen. Aber die Politik ist faul und korrupt geworden."

Auch Heinz-Christian Strache meldet sich in dieser Frage zu Wort: "Wir haben gehört, dass alle gegen Strache sind, insofern wird sich nichts verändern".

Großes Thema in allen Phasen der Elefantenrunde war die Flüchtlingsproblematik. Emotional wurde zwischen Strache und Häupl diskutiert, wer nun der Charakterschwächere sei. Der FP-Chef zitiert eine Aussage des Bürgermeisters, in der Häupl ihm vorwirft, er hätte gesagt, man solle Menschen nach Syrien zurückschicken.

Das sei eine Lüge: "Wenn es um den Charakter geht, dann bin ich schon Bürgermeister", sagt Strache.

"Ich lass mir nicht vorwerfen, die Unwahrheit gesagt zu haben. Sagens nicht zu mir, ich bin charakterlos", entgegnet Häupl.

"Herr Strache, Sie sind beim Hetzen erster, beim Helfen letzter": Vassilakou greift direkt Strache an: "Und sie stellen sich her, und wollen uns sagen, wer diese Menschen sind?"

Vassilakou erinnert an den kalten Krieg: "Was wir nicht brauchen, ist ein 'Zaun der Schande'". Unsere Eltern haben gekämpft, dass diese Zäune entfernt werden. Wir brauchen keine politischen Zwerge wie Herrn Strache und Orban, die diese Zäune wieder aufbauen" (Gorbatschov und Kohl hätten sie abgebaut).

ÖVP-Frontmann Manfred Juraczka plädierte für Vernunft und Anstand. Man müsse zwischen Flüchtlingen, die an Leib und Leben bedroht seien, und solchen, die aus wirtschaftlichen Gründen kämen, unterscheiden. Diese Linie sehe er bei der FPÖ, deren Funktionäre Flüchtende als "Erd- und Höhlenmenschen" bezeichneten, nicht. Wobei der schwarze Spitzenkandidat auch die grüne Position, möglichst alle Menschen aufzunehmen, ablehnte.

"Die politischen Ränder, bringen uns nicht weiter", sagt Juraczka dazu.

Frage: Wie kann man das Zusammenleben der Kulturen in Wien verbessern?
Häupl: "Deutsch lernen ist eine Unerlässlichkeit. Es geht auch darum, dass man bestimmte Dinge nicht zulässt. Etwa Zwangsehe, das geht gar nicht. Es gibt aber auch Machos unter den Autochthonen". Und man müsse sich um die Zugezogenen kümmern, "das sind unsere Sorgenkinder"

"Wir müssen die Integration forcieren", sagt Strache.

Vassilakou: "Wir brauchen zusätzlich 1000 LehrerInnen zur Unterstützung. Jedes Kind ab dem zweiten jahr soll den Kindergarten besuchen dürfen".

"Ich will den Stadtschulrat abschaffen" (Meinl-Reisinger)


Meinl-Reisinger: "Ein Fünftel sind Schulabbrecher und Analphabeten, das sind meist Menschen mit Migrationshintergrund. Rot-grün hat da nicht gut gearbeitet. Und weiter: "Ich will den Stadtschulrat abschaffen. Ich brauche keine Chefin, die sagt 'Ich bin Politikerin".

Thema Arbeiten und Wohnen:
"Am Wirtschaftsstandort ist etwas nicht in Ordnung. Seit Ende 1994 wurden in Wien nur 7800 neue Jobs geschaffen. Das wird sich nicht ausgehen." Und weiter: "Wer den Arbeitsmarkt so sträflich vernachlässigt, wie das bisher geschehen ist, hat kein Recht auf Wiederwahl" (Michael Juraczka).

"Wir haben sehr, sehr gut versucht, gegen die Krise anzuinvestieren. Schauen Sie sich andere Städte an" (Michael Häupl)

Gegen Ende nimmt Strache mit Blick auf Maria Vassilakou noch selbst Stellung zu der an ihn herangetragenen Abneigung: "Manchmal ist gelebte Form der Agrressivität auch eine Form der Zuneigung, Frau Vassilakou".

Strache zu Manfred Juraczka: "Sie sind schon bald eine zu schützende Minderheit in Wien".