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Helmuth Lohners letzter Film: Spiel um die Wahrheit

Nach 30 Jahren kehrt Lydia (Ina Weisse) in ihren Heimatort zurück. Besonders ihre Schwester (Petra Schmidt-Schaller), die vor der Hochzeit mit Christian (Simon Schwarz) steht, freut sich darüber. Doch Lydia beginnt eine Abrechnung mit ihrer Vergangenheit – mit Christian, den sie der Vergewaltigung beschuldigt, mit der Mutter, dem Stiefvater Hans (Helmuth Lohner) und ihrem Halbbruder Max (Hary Prinz).

Aus dieser Konstellation heraus entwickelte der österreichische Drehbuch-Autor Martin Ambrosch in „Das Dorf des Schweigens“ (20.15, ZDF) ein großartiges Drama antiken Ausmaßes, das Regisseur Hans Steinbichler („Hierankl“) sensibel inszeniert hat. In dessen Mittelpunkt steht der Umgang mit der Wahrheit. „Die Wahrheit ändert doch nichts“, meint Stiefvater Hans an einer Stelle. „Für mich aber schon“, antwortet Lydia. „Manchmal ist die Wahrheit dem Menschen nicht zumutbar“, beharrt er. Doch am Ende kommt sie ans Licht und von der Familie, den Figuren, bleibt nichts mehr übrig.

Teil des wunderbaren Ensembles ist Helmuth Lohner, der mit „Das Dorf des Schweigens“ seinen letzten Film vor seinem Tod am 23. Juni des Vorjahres drehte. Es war ein Wunsch des Regisseurs gewesen, den 82-Jährigen zu besetzen.

Patriarch

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„Wir wussten nicht, ob er überhaupt noch Filmrollen annimmt“, erläutert der zuständige ZDF-Redakteur Daniel Blum. „Umso größer war dann die Freude, als die Zusage kam. In diesem besonderen Familiendrama, das in den Bergen von Bad Gastein spielt, verkörpert er den geheimnisvollen, in einem tiefen Schmerz versteinerten Patriarchen, der nicht verhindern kann, dass seine Familie durch den Strudel einer alten Tragödie in den Abgrund gerissen wird und auseinanderfällt.“

Regisseur Steinbichler erinnert sich in der Münchner AZ: „Lohner hatte ja mit diesem ganzen Geschäft überhaupt nichts mehr am Hut, aber er fand es dann wahnsinnig nett, dass noch jemand an ihn gedacht hat ... Er war auch ganz erstaunt, dass er Geld dafür erhalten sollte.“

Um Lohner die Arbeit zu erleichtern, wurden die langen Textpassagen aufgeteilt. „Er ist natürlich vom alten Schlag. Er hatte Respekt vor dem, was ich bisher gemacht habe, und ich habe wahnsinnig intensive Gespräche mit ihm gehabt über Liebe und Tod, die Themen, die ihn am meisten interessiert haben, und die auch mich an seiner Figur am meisten interessiert haben. Es war für mich ein unglaublicher Gewinn, mit einem Menschen, der so einen Erfahrungsschatz hat, zusammenzuarbeiten“, sagte Steinbichler der AZ.