Helmuth Lohners letzter Film: Spiel um die Wahrheit
Von Christoph Silber
Nach 30 Jahren kehrt Lydia (Ina Weisse) in ihren Heimatort zurück. Besonders ihre Schwester (Petra Schmidt-Schaller), die vor der Hochzeit mit Christian (Simon Schwarz) steht, freut sich darüber. Doch Lydia beginnt eine Abrechnung mit ihrer Vergangenheit – mit Christian, den sie der Vergewaltigung beschuldigt, mit der Mutter, dem Stiefvater Hans (Helmuth Lohner) und ihrem Halbbruder Max (Hary Prinz).
Aus dieser Konstellation heraus entwickelte der österreichische Drehbuch-Autor Martin Ambrosch in „Das Dorf des Schweigens“ (20.15, ZDF) ein großartiges Drama antiken Ausmaßes, das Regisseur Hans Steinbichler („Hierankl“) sensibel inszeniert hat. In dessen Mittelpunkt steht der Umgang mit der Wahrheit. „Die Wahrheit ändert doch nichts“, meint Stiefvater Hans an einer Stelle. „Für mich aber schon“, antwortet Lydia. „Manchmal ist die Wahrheit dem Menschen nicht zumutbar“, beharrt er. Doch am Ende kommt sie ans Licht und von der Familie, den Figuren, bleibt nichts mehr übrig.
Teil des wunderbaren Ensembles ist Helmuth Lohner, der mit „Das Dorf des Schweigens“ seinen letzten Film vor seinem Tod am 23. Juni des Vorjahres drehte. Es war ein Wunsch des Regisseurs gewesen, den 82-Jährigen zu besetzen.
Patriarch
Regisseur Steinbichler erinnert sich in der Münchner AZ: „Lohner hatte ja mit diesem ganzen Geschäft überhaupt nichts mehr am Hut, aber er fand es dann wahnsinnig nett, dass noch jemand an ihn gedacht hat ... Er war auch ganz erstaunt, dass er Geld dafür erhalten sollte.“
Um Lohner die Arbeit zu erleichtern, wurden die langen Textpassagen aufgeteilt. „Er ist natürlich vom alten Schlag. Er hatte Respekt vor dem, was ich bisher gemacht habe, und ich habe wahnsinnig intensive Gespräche mit ihm gehabt über Liebe und Tod, die Themen, die ihn am meisten interessiert haben, und die auch mich an seiner Figur am meisten interessiert haben. Es war für mich ein unglaublicher Gewinn, mit einem Menschen, der so einen Erfahrungsschatz hat, zusammenzuarbeiten“, sagte Steinbichler der AZ.