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Götz George brilliert als sein eigener Vater

War er ein Faschist?“ wird der Mann vom russischen Geheimdienst fragen.

„Er war Schauspieler“, wird Heinrich Georges Freund Robert Müller sagen.

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Heinrich George war einer der größten deutschen Schauspieler des 20. Jahrhunderts. Er brillierte als „Götz von Berlichingen“, in Fritz Langs „Metropolis“ – und im antisemitischem Hetzfilm „Jud Süß“.

Anlässlich des 75. Geburtstags Götz Georges am Dienstag zeigt die ARD am Mittwoch um 21. 45 Uhr das Doku-Drama „George“ des Dokufilmers Joachim A. Lang („Jud Süß – ein Film als Verbrechen?“). Götz George spielt darin seinen Vater Heinrich. ARTE bringt den Film bereits am Montag um 20.15 Uhr. George protestierte gegen den Sendetermin „mitten im Sommerloch“.

Der Film stellt die Frage nach Schuld und Verantwortung in der NS-Zeit: Heinrich George wollte spielen um jeden Preis. Und die Nazis ließen ihn spielen. George arrangierte sich mit dem NS-Regime, mehr noch: Er stellte sich in den Dienst der NS-Propaganda. Propagandaminister Josef Goebbels machte ihn dafür zum Intendanten des Berliner Schiller-Theaters. Dort half der einstige Linke auch vielen Juden.

1945 wird George als Repräsentant der nationalsozialistischen Kulturpolitik vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und in einem Lager interniert, wo er an den Haftbedingungen stirbt.

Ohne Soße

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Götz George spielt in dem Doku-Drama gewissermaßen eine Doppelrolle: Neben Freunden, Lagerinsassen und Kollegen ist er gemeinsam mit seinem älteren Bruder Jan George Zeitzeuge. Der Film begleitet die Brüder zu den Schauplätzen ihrer Kindheit. Götz sah seinen Vater zum letzten Mal als Sechsjähriger vor dem Lagertor. Es sind intime Szenen ohne, wie Götz George es ausdrückte, „sentimentale Soße“.

Der Großteil des Films erzählt in Spielfilmszenen Georges Leben in Rückblenden, während dieser sich vor dem russischen Geheimdienst verantworten muss. Immer wieder werden Vater George (in authentischen Filmausschnitten) und Sohn George einander gegenübergestellt.

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Spiel und Wirklichkeit werden verschränkt. „Unsere Vereinbarung war von Anfang an, dass die Biografie nicht geschönt wird“, sagt Regisseur Lang. Der Film zeigt Georges Naivität – oder seine Bereitschaft, über vieles hinwegzusehen: Als bereits die Synagogen brannten, bezeichnete er Antisemitismus noch als „Pipifax, der bald vorbei sein wird“.

Götz George ist ein genialer Heinrich George. Wunderbar auch Martin Wuttke und Burghart Klaussner.