Eine feine Hochschaubahn der Emotionen
Von Christoph Silber
Es ist wohl der schlechtestmögliche Zeitpunkt, um an die große, unerfüllte Jugend-Liebe erinnert zu werden: Matthias ("Tatort"-Kommissar Devid Striesow) hat nach Jahren der Krise in der lebensfrohen Stewardess Diana ( Anna Maria Mühe) endlich die Frau fürs Leben gefunden. Am Tag der Hochzeit verletzt sich der Pastor und eine Gemeindepfarrerin springt ein. Es ist dies Lily (Jeanette Hain), inzwischen mit dem früheren Mitschüler Jan (Barry Atsma) verheiratet, die Matthias 25 Jahre davor mit gebrochenem Herzen zurückließ, als sie mit den Eltern verzog.
Bald entsteht zwischen den Vieren Freundschaft, doch zwischen dem frischgebackenen Ehemann und der Pfarrerin wird es mehr. "Für Lily und Matthias gilt, das war eine Liebesgeschichte, die noch nicht zu Ende erzählt ist. Wir wollen sie zu Ende erzählen", erläutert die Grimme-Preisträgerin Jeanette Hain.
Spätestens an dieser Stelle brechen bei Schnulzetten Herz und Schmerz aus. Doch bei "Göttliche Funken" (20.15, ARD) läuft das etwas anders. Weil gute Schauspieler am Werk sind, und Drehbuch (Sathyan Ramesh) und Regie (Maria von Heland) das in Bild und Text zu würdigen wissen: Als etwa Matthias und Lily ihren Partnern fast wortident den Seitensprung beichten, ist das, im Fernsehen ungewöhnlich, parallel zu sehen. Und auch für Ironie bleibt Platz. "Hattet Ihr auch gerade Bescherung?", begrüßt der nach dem Geständnis deprimierte Jan die von ihrem Partner geflüchtete Diana, als sie einander zufällig am Fluss treffen – womit die nächste Beziehungskiste geöffnet wird.
Es geht bei "Göttliche Funken" um Freundschaft, Liebe, Hoch- und Schuldgefühle, Trauer und auch Großherzigkeit. Für falsche Romantik war kein Platz, dafür für die Lust am Spiel.
"Wir ließen beim Spielen alle Facetten von Emotionen zu", erklärt Hain. "Es ist eine Freude, wenn man sich beim Spielen nicht immer kontrollieren muss und wenn ich, derb gesprochen, schon auch mal die Sau rauslassen kann."