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Vergangenheit, die nachwirkt

Es war der Bürgermeister“, erzählt der 2012 gestorbene Adolf Papai, „und das war ein großer Nazi. Der hat uns Roma nicht leiden können. Der hat für alle unterschrieben. Wenn der Bürgermeister nicht unterschrieben hätte, wären wir nicht ins Lager gekommen.“ Und die Schriftstellerin Lily Brett sagt: „Meine Eltern waren zwei der wenigen Menschen, die nicht starben und dessen bin ich mir immer bewusst.“

Schicksal und Sprachlosigkeit

Es sind viele und unterschiedliche Stimmen, die Sabina Zwitter-Grilc in ihrem Dokumentarfilm „Schatten der Scham“ zu Wort kommen lässt. Thema: Das Schicksal von Angehörigen österreichischer Minderheiten während der Nazizeit. Und wie ihre Nachkommen damit umgehen. Zwitter-Grilc stellt drei junge Frauen vor – die Kärntner Slowenin Ajda Sticker, die Romni Sandra Selimović und die Jüdin Olivia Pixner-Dirnberger –, und zeigt, wie sie sich mit der Vergangenheit auseinander setzen.

Dazu kommen die Erzählungen von Opfern, die den Nazi-Terror selbst er- und überlebt haben, sowie prominente Stimmen. Der Bürgerrechtskämpfer Harry Belafonte weist auf die Wichtigkeit von Geschichtsaufarbeitung hin: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht genießen.“

Und der Musiker Harri Stojka erinnert sich an die Sprachlosigkeit der Elterngeneration. Als er seinen Vater als Kind einmal nach der auf seinen Unterarm tätowierte Nummer fragt, „hat er mich total zusammengeschrien und zusammengeschimpft. Und ich hab’ nicht verstanden, warum. Und hab nie wieder gefragt. Als ich ungefähr 30 war, hat er auf einmal angefangen, zu erzählen.“

25 Jahre

Anlass für die Ausstrahlung ist das 25-jährige Bestehen der ORF-Minderheitenredaktion. Als die Minderheitenredaktion 1988 ihren Dienst aufnahm, produzierte sie zunächst eine 20-minütige Servicesendung für Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus der Türkei. Zwei Jahre später wurde die Sendezeit auf 30 Minuten verlängert, berichtet wurde über die autochthonen Volksgruppen (Kroaten, Roma, Slowenen, Slowaken, Tschechen und Ungarn ) sowie zugewanderten Gruppen in Österreich. Heute bestehe die Herausforderung u. a. in der Berichterstattung über die sogenannte Zweite und Dritte Generation, so der ORF.

Info: Samstag 20.15h auf ORF III