Am liebsten töten und lieben die Menschen
Von Anna Gasteiger
Immer noch werden zahlreiche Spielfilme und Dokumentationen produziert, die sich mit der Hitlerzeit beschäftigen. Weniger gut beleuchtet ist die Zeit kurz davor. Anlässlich des 80. Jahrestages der Machtergreifung Hitlers zeigt die ARD einen neuen Fernsehfilm, der in der Endphase der Weimarer Republik spielt (Mittwoch, 20.15 Uhr). „Nacht über Berlin“ erzählt die Geschichte des jüdischen Arztes Albert Goldmann (Jan Josef Liefers), eines leidenschaftlichen Demokraten, der, von seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg traumatisiert, nur eines will: nie wieder Krieg. Im Berlin des Jahrs 1932 lernt er die lebenslustige Henny Dalgow (Anna Loos) kennen. Vor dem Hintergrund des Reichstagsbrands entwickelt sich „eine zum Scheitern verurteilte Liebesgeschichte“, wie Liefers sagt. „Hier kollidieren die zwei ältesten Lieblingsbeschäftigungen der Menschen: Lieben und Töten. Der Film zeigt es, ohne dem Zuschauer die Oberlehrer-Geschichtskeule auf den Kopf zu hauen.“ Anna Loos, auch im wirklichen Leben Liefers' Partnerin, legt Wert auf den fiktiven Charakter der Figuren: „Mich interessieren die deutsche Verfilmungen der angeblichen Helden von damals nicht so sehr. Ich finde es geschichtsbezogen fragwürdig, was da manchmal so behauptet wird. Wir haben uns entschieden, keine Helden künstlich zu erschaffen.“
Rangeleien
Für Drehbuch und Regie zeichnet Friedemann Fromm verantwortlich. Besonders schwierig sei es gewesen, die unruhige Stimmung der 30er herzustellen. „Ich habe noch nie zuvor so viele Rangeleien und körperliche Auseinandersetzungen in einem Film inszeniert wie hier. Es war auch nicht einfach, Komparsen zu finden, die von ihrer Physiognomie und von ihren Gesichtern in diese Zeit passen.“
Ein besonderes Highlight des Films ist der Auftritt von Jürgen Tarrach: Er spielt (mit aufsehenerregendem Makeup) den jüdischen Entertainer Matze Belzig, der nach Amerika emigriert.