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"Die Tore der Welt": Es fließt wieder Blut

England, 1327: Wieder geht es um Liebe, Leidenschaft und Tod – und um die Freiheit Englands. Hollywood-Regisseur Michael Caton-Jones ("Der Schakal") versammelte Stars wie Cynthia Nixon, Miranda Richardson oder Ben Chaplin für die epische Verfilmung der Ken-Follett-Schwarte "Tore der Welt".

Kingsbridge, kurz vor Beginn des Hundertjährigen Krieges: Petranilla (gespielt von Cynthia Nixon, "Miranda" aus "Sex and the City") versucht, die Mächtigen des Ortes gegeneinander auszuspielen, um ihren Sohn zum neuen Prior zu machen. Sie schreckt weder vor Verrat noch Mord zurück. Dazwischen ging sich ein Telefonat mit dem KURIER aus.

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KURIER: Stimmt es, dass Sie keinen Fernseher haben?
Cynthia Nixon: Ich habe kein Kabel und in New York City kannst du ohne Kabel kein Fernsehen empfangen. Aber ich habe ein Fernsehgerät und einen Videorekorder. Ich bin wahrscheinlich der letzte Mensch in New York, der noch so was besitzt.

Das ist ja ungewöhnlich. Ein TV-Serienstar, der sich selbst nicht im TV sehen kann. Sie werden sich also nicht als Petranilla im Fernsehen sehen können?
Nein, ebenso wenig, wie ich mich als Miranda in "Sex and the City" sah. In all den Jahren hab ich mich nicht ein Mal im Fernsehen gesehen.

Warum haben Sie sich gegen Fernsehen entschieden? Wegen Ihrer Kinder? (Anm. Nixon hat drei Kinder im Alter von 16, 10 und zwei Jahren)
Nein, diese Entscheidung hab ich schon im College getroffen, damit ich nicht fernsehe, sondern lerne. Ich hab dauernd das TV-Gerät eingeschaltet und dann ein Post-It in die Mitte des Schirms geklebt, auf dem stand: "Nicht fernsehen! Lernen!" Letztlich dachte ich, das Beste wäre, das Kabel abzumelden. Das war 1986.

Ihre Kinder haben diese Entscheidung akzeptiert?
Naja, sie hatten so ihre Momente, wo sie unbedingt einen Fernseher wollten. Aber es wurde schnell zu einer guten Story für sie, wenn sie in der Schule davon erzählen konnten. Mein Zehnjähriger liebt die fassungslosen Reaktionen von Gleichaltrigen, wenn er sagt, er habe keinen Fernseher.

Lesen Ihre Kinder deshalb mehr?
Ja, bestimmt. Und ich merke, sie haben längere Aufmerksamkeitsspannen. Es ist etwas anders, einen Film auf DVD anzuschauen, als eine halbstündige Comedy, die ständig von Werbung unterbrochen wird.

Apropos Lesen: Ken Folletts Mittelalter-Thriller sind Bestseller. Können Sie sich erklären, warum diese Periode so fasziniert?
Nun, das Mittelalter ist eine spannende Sache. Was tatsächlich vorgefallen ist, ist ja schon sehr, sehr heftig ... allein die Geschichte mit Isabella und Edward. Und der Hundertjährige Krieg! In diesen Geschichten stecken viele saftige Zutaten: verlorene Liebe, Verbrechen, Mord. Da ist einfach wahnsinnig viel los. Und die Charaktere sind sehr ausgeprägt. Das hab ich schon bei der ersten Lesung des Skripts gemerkt.

Ihre Petranilla ist ja auch ein ziemlich ausgeprägter Charakter.
Ja, und sie wird immer schlimmer. Sie bringt so viele Leute um, kämpft, lügt, betrügt.

Das klingt, als hätte Ihnen diese miese Type viel Spaß gemacht?
Ja! Es ist toll, jemanden derartig Bösen zu spielen, mit dem Bösen in einem selbst in Kontakt zu treten. Es ist auch deshalb schön, weil sie so unglaublich falsch und intrigant ist. Sie tut ja so, als wäre sie lieb und hilflos. Dabei ist ihre Boshaftigkeit generalstabsmäßig geplant.

Sicher eine nette Abwechslung nach Miranda in "Sex and the City". Nach der Rolle bekamen Sie bestimmt unzählige Angebote, eine Anwältin zu spielen?
Ja. Viele Büromenschen. Frauen in Anzügen.

Was war die größte Herausforderung bei Petranilla?
Nicht zu schnell zu böse zu werden. Nicht das Ende gleich am Anfang auszuspielen. Und nicht komplett abgestoßen von ihr zu sein.

Sonst könnten Sie sie ja wohl gar nicht spielen, wenn Sie nicht irgend etwas Liebenswertes in ihr ent­decken würden?
Klar, denn auch die bösesten Menschen laufen nicht den ganzen Tag herum und denken "Ich bin böse". Das wäre grotesk. Bei allem Bösen, das wir tun, verwenden wir viel Zeit darauf zu rechtfertigen, warum wir es tun. Und Mutterliebe ist eine gute Rechtfertigung. Petranilla mordet und betrügt, um ihren Sohn zu beschützen. Er ist ja leider ein Idiot.

Der Film: "Die Tore der Welt"

Mittelalter mag man eben: Die Verfilmung von Ken Folletts Bestseller "Die Säulen der Erde" brachte dem ORF 2010 mehr als 800.000 Zuschauer und eine ROMY.

Jetzt kommt das nächste Mammutwerk des englischen Autors ins Fernsehen:
Unter Führung der Münchner Produktionsfirma Tandem Communications von Produzentin Rola Bauer begannen im Sommer 2011 die 46 Millionen Dollar teuren Dreharbeiten zur TV-Verfilmung von Ken Folletts "Die Tore der Welt".

Gedreht wurde erneut in den Budapester Korda-Studios, wo u. a. ein 20.000 Quadratmeter großes Außenset des Kingsbridger Marktes gebaut wurde. In Österreich wurde auf der Burg Kreuzenstein und in Wien gedreht.

Die internationale Koproduktion setzt sich aus Deutschland (Sat.1), Spanien (Cuatro), Österreich (ORF), Italien (Sky Italia) und Großbritannien (Channel 4) zusammen. Diese Kanäle beteiligten sich schon an den "Säulen der Erde"– neu als Partner ist Kanadas Shaw Media.

ORF-Premiere des vierteiligen TV-Events ist heute um 20.15 und um 22.00 Uhr sowie am Donnerstag, dem 1. November, um 20.15 und um 21.50 Uhr auf dem Programm von ORF eins.

Trzesniewski und die Mittelalter-Küche

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Der österreichische Beitrag zu "Tore der Welt" ist die Schauspielerin Nora von Waldstätten ("Carlos"). Wie kommt’s zum Namen? Sie stammt aus altem Wiener Adel, das "von" steht aber selbstverständlich nicht im Pass, ist ein Künstlername, der die deutsche Presse zum Schwärmen bringt.

Von wegen "Baronesse mit den eisblauen Augen".

Im Interview spricht die gebürtige Wienerin, die seit zehn Jahren in Berlin lebt, lupenreines Hochdeutsch. Ob sie noch Wienerisch kann? "Geh bitte, des geht si aus!" Oder : "Wann i ­wü, dann geht des scho."

Na bitte. Passt gut zu ihrer Rolle der kämpferischen Gwenda. Eine, die nicht auf die Butterseite gefallen ist.

Was ihr an der Rolle gefiel? "Das Mittelalter war ja kein zimperliches Zeitalter. Gerade bei Gwenda, der bitterarmen Tochter eines Tagelöhners, die von der Hand in den Mund lebt. Sie akzeptiert die Karten, die ihr das Leben zugewiesen hat, nicht. Sie lässt sich nicht unterkriegen, kämpft, steht immer wieder auf." In der heutigen Zeit wäre sie wohl bei der Gewerkschaft? Nora von Waldstätten lacht. Ein politischer Mensch ist sie bestimmt, aber das ist privat.

Warum kriegt sie denn so oft die "starken" Frauenrollen? Hat das was mit ihrem Äußeren zu tun? Die markanten Augen? "Vielleicht hat das mit meinem beruflichen Lebensweg zu tun. Mir hat niemand den Weg geebnet, und als ich nach Berlin zog, hat auch niemand applaudiert."

Dinner for One

Das hat sich ja mittlerweile geändert. Nicht nur im Hauptberuf, sondern auch, was weniger bekannte Talente betrifft: Das Kulinarische ist ihre Passion. Im Magazin der Zeitschreibt sie seit Längerem über Essen. "Dinner for One", heißt ihre Kolumne.

Ungewöhnliche Dinge werden da beschrieben. Einmal hat sie eine ganze Seite dem Thema Schinken-Käse-Toast gewidmet. Demnächst schreibt sie über Tiefkühlkost. Was macht sie, wenn sie nicht schreibt oder kocht? "Ich lese Kochbücher."

Und wie war das mit der Leidenschaft Kochen beim Mittelalter-Dreh? "Ich habe mich mit Lebensmitteln der Zeit auseinandergesetzt. Mittelalterküche ist ein spannendes Thema. Erstaunlich: Die kochten schon damals mit Ingwer! Das ist sogar in Originalkochbüchern der Zeit verankert." Vielleicht schreibt sie darüber ein Buch?

Derweil dreht sie mit Götz Spielmann in Wien und geht in den Drehpausen ins Anzengruber auf ein Schnitzel. Oder zum Trzesniewski auf ein Speck-mit-Ei-Brötchen.

Alles sehr wienerisch. Hier wird sie dann auch wieder "Sackerl" sagen. Die "Tüte" bleibt in Berlin.