Gekrönt: "Breaking Bad"gewinnt bei den Emmys
Es wurde dann doch nicht die ganz große Sensation, über die im Vorfeld der Emmy-Verleihung spekuliert worden war. Mit "House of Cards" war erstmals eine Serie nominiert, die ausschließlich im Internet zu sehen war. Am Ende reichte es zum Emmy für die beste Regie und zwei in Nebenkategorien.
Zu den Abräumern des Fernsehpreises, der am Sonntagabend in Los Angeles verliehen wurde, gehörten jedoch andere.
"Breaking Bad", die gerade auslaufende Kultserie um den drogenkochenden Chemielehrer, gewann in der wichtigsten Kategorie "Beste Dramaserie". Als beste Comedyserie wurde "Modern Family" mit "Al Bundy" Ed O'Neill ausgezeichnet.
Die Gewinner und Highlights im Überblick
Michael Douglas mit großem Auftritt
Großer Gewinner des Abends war "Behind the Candelabra". Die Filmbiografie über den homosexuellen Pianisten Liberace räumte in der Kategorie Film/Miniserie ab und gewann insgesamt elf Preise. Michael Douglas als Starpianist Liberace und Matt Damon als dessen Geliebter konnten Kritiker wie Publikum begeistern.
Mit 23 Millionen Dollar war der Fernsehfilm so teuer wie manche Kinoproduktion.
Überraschend: Douglas dankte in seiner kurzen Rede vor allem Ehefrau Catherine Zeta-Jones - die beiden leben derzeit getrennt.
Jeff Daniels sorgt für Überraschung
"Breaking Bad" gewann zwar den wichtigsten Emmy als beste Dramaserie, doch zur großen Überraschung vieler wurde Bryan Cranston nicht als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.
Diesen Preis bekam einer, der kaum als Favorit galt: Jeff Daniels für seine Rolle in "The Newsroom".
Beste Hauptdarstellerin wurde Claire Danes aus "Homeland". Die Serie, großer Gewinner des letzten Jahres, bekam zwei Emmys. "Homeland" hat damit den ewigen Gewinner "Mad Men" verdrängt - der zum zweiten Jahr in Folge komplett leer ausging.
Achtungserfolg für "House of Cards"
Das Ergebnis für "House of Cards" wurde mit Spannung erwartet. Die Serie war unter anderem in der Königskategorie "Bestes Drama" nominiert, Kevin Spacey als US-Kongressabgeordneter, der bei seinem Machtstreben über Leichen geht, als "Bester Hauptdarsteller".
Der Damm ist mit "House of Cards" aber gebrochen: Nie wieder werden die Fernsehpreise nur Fernsehpreise sein.
Die Reihe gilt als Beispiel dafür, wie sich das Zuschauerverhalten bei Serien durch das Internet verändert. Anders als bei der wöchentlichen Ausstrahlung im Fernsehen hatte Netflix im Februar alle 13 Folgen auf einmal online gestellt.
Moderiert wurden die Emmys am Sonntag von dem Schauspieler Neil Patrick Harris, der durch die Serie "How I Met Your Mother" bekannt ist. Er wandte sich dabei auch an das "junge Publikum", das heutzutage "auf dem Telefon" fernsehe.
Schauspieler wie Diane Kruger, die lieber in TV-Serien spielen als in einem Hollywoodstreifen. Regisseure wie Martin Scorsese, die Berührungsängste zum Fernsehen aus vergangenen Tagen längst abgelegt haben und nicht zuletzt Serien wie das nun auslaufende "Breaking Bad", die nicht nur mit dem entsprechenden Budget, sondern vor allem mit vielschichtigen Charakteren und einer neuen Art des Erzählens aufwarten. Dazu ein künstlerisch schwächelndes Hollywood, das vor allem auf Fortsetzungen baut, um an der Kinokasse nur ja kein Risiko einzugehen.
Kurz: Das amerikanische Fernsehen ist drauf und dran Hollywood den Rang abzulaufen.
Entsprechend wichtiger werden auch seine Preise. Die Emmys haben sich gemausert. "Emmys, the new Oscars?" fragte der Hollywood Reporter vor der Verleihung. Damit waren zwar nur die eleganter gewordenen Roben der Damen gemeint - doch auch sonst ist die Aufbruchstimmung allgegenwärtig.
Kommerz und Kultur
Das finanzielle Primat wird Hollywood wohl noch länger nicht verlieren. Selbst im viel-gescholtenen Flopbuster-Sommer, in dem mit "Lone Ranger" oder "After Earth" gleich mehrere programmierte Blockbuster an den Kinokassen enttäuschten, konnte die amerikanische Filmindustrie dank erfolgreicher Fortsetzungen ("Iron Man 3", "Die Monster Uni") einen Rekordgewinn vermelden: 4,75 Milliarden Dollar nahmen die Hollywoodstudios alleine diesen Sommer ein.
Künstlerisch hingegen hat die amerikanische Fernsehindustrie - allen voran Kabelsender wie HBO oder AMC - längst die Themenführerschaft übernommen. Denn "in Zeiten, in denen Jennifer Aniston eine Stripper-Mum in We're the Millers spielt und Johnny Depp immer nur Jack Sparrow, muss man den Glauben an Studios komplett verlieren", schreibt Anne Philippi in der Süddeutschen Zeitung.
Es sind die US-Serien, die sich mit dem Amerika nach den Kriegen im Irak und Afghanistan auseinandersetzen ("Homeland"), in denen Drogen ("Breaking Bad"), Sex, Gewalt ("Game of Thrones") und Machtspiele ("House of Cards") wie selbstverständlich erzählt werden.
Wie Hollywood darauf reagiert, bleibt abzuwarten. Dass die Studios in Zeiten klammer Budgets ebenfalls beginnen auf kontroverse Themen setzen, glaubt kaum jemand. Die Filmschaffenden selbst scheinen sich jedenfalls einig zu sein: Bei einer Pressekonferenz am Tag nach der Premiere von Charlie Sheens neuer Serie "Anger Management" stellte einer der Produzenten klar: "Filme drehen? Sorry, etwas Härteres gibt es gerade nicht."