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Böses Spiel mit der Angst vor dem Rattenfänger

Es war nur als Spaß gemeint. "Wenn ihr euch am Freitag versingt, seid ihr die nächsten, die er sich holt", scherzt Gesangslehrerin Johanna Bischoff, als der Bus mit dem Schulchor am Berg Ith vorbei fährt. In den soll, so die Sage, der Rattenfänger von Hameln einst 130 Kinder geführt haben.

Für Johanna (Julia Koschitz) ist es eine Rückkehr in ihre Heimat, wo noch immer ihr Vater (Matthias Habich) mit ihrer Tante (Ruth Reinecke) wohnt. Doch auf der Fahrt dorthin wird die psychisch instabile Frau von schlimmen Tagträumen gequält. Und dann verschwinden tatsächlich vier Chorkinder und Johannas neuer Liebhaber, der Organist David …

"Beim Anblick des Berg Ith fragt man sich zwangsläufig, ob die Rattenfänger-Sage ein Märchen ist – oder ob hier tatsächlich die 130 Kinder der Stadt Hameln verschwunden sind. Und ob deren Gebeine vielleicht heute noch im Berg zu finden sind. Aus dieser beklemmenden Frage entwickelten wir die Idee für ,Die Toten von Hameln‘", erklärt Autorin Annette Hess, die selbst bei Hameln lebt. Ihre Schwester und Co-Autorin Christiane Hess ergänzt: "Die Figur des begnadeten Verführers, der Einzelne, ihre Kinder, eine ganze Stadt oder gar die Allgemeinheit ins Verderben führt, ist eine zeitlos bedrohliche Erscheinung. Auch in unserem Drehbuch erzählen wir nicht nur von dem einen ,Rattenfänger‘."

Herausgekommen ist eine etwas gewagte Mischung aus Sagen-Mythos, Nazi-Grausamkeit und Psychothriller. Doch dem Spiel des Ensembles um die Österreicherin Julia Koschitz – 2014 für die ROMY nominiert und mit dem Deutschen Schauspielerpreis ausgezeichnet – und den Bildern von Kamerafrau Eeva Fleig mag man sich nicht entziehen.