Bachmann-Preis: Hoffen auf Gebührenrefundierung nach Nationalratswahl
Selten waren sich Institutionen und Parteien in Kärnten so einig: Der vom Sparstift von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bedrohte Bachmann-Preis (Tage der deutschsprachigen Literatur) muss erhalten bleiben, lautet der einhellige Tenor von Verantwortlichen von Stadt Klagenfurt und Land Kärnten. ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard ortete am Sonntag in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" indes einen von Wrabetz angedeuteten "Rettungsanker". Und zwar in Form der Gebührenrefundierung, die nach der Nationalratswahl im Herbst vielleicht doch noch kommen könnte. Bernhard: "Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Bernhard widersprach auch Fernsehdirektorin Kathrin Zechner, die am Samstag auf die Frage nach der Zukunft des Bachmann-Bewerbs gemeint hatte, dass dies Aufgabe der Landesdirektion Kärnten sei. "Prinzipiell ist das sehr wohl eine Entscheidung von Generaldirektor Wrabetz. Ich kann den Bewerb, der uns 350.000 Euro kostet, mit meinem Budget nicht fortführen", konterte Bernhard.
"Tragweite nicht erkannt"
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) bezeichnete den offensichtlichen Poker um die Gebührenrefundierung am Rücken der Landesstudios als "sehr durchsichtigen Spiel" und eine "offensichtliche Leimrute". Das drohende Aus des Literaturwettbewerbs will er jedenfalls zum Thema in der kommenden Regierungssitzung und auch in der Landeshauptleutekonferenz machen. Eine konkrete Ansage, wie der Bachmann-Preis - etwa durch das Land Kärnten - zu retten sei, wollte Kaiser vorerst nicht machen. "Das würde nur bedeuten, so manchem im ORF auf den Leim zu gehen", sagte Kaiser zur APA.
Ähnlich sieht das der für Kulturfragen zuständige Vizebürgermeister von Klagenfurt, Albert Gunzer (FPK). "Die das entschieden haben, haben die Tragweite ihres Handelns nicht erkannt", so Gunzer. Der Politiker setzt zuerst einmal auf Gespräche mit der ORF Spitze sowie auf einen Runden Tisch mit Land, Stadt und ORF-Landesstudio. Am kommenden Dienstag soll im Stadtsenat zudem eine Petition für den Erhalt des Bachmann-Preises verabschiedet werden.
"Öffentlichkeitswirksame Arena"
Kärntens Kulturlandesrat Wolfgang Waldner (ÖVP) forderte indes von Wrabetz die Offenlegung der für Kulturprogramme vorgesehenen Gelder. "In Kärnten werden die höchsten ORF-Gebühren gezahlt. Da ist es nur fair zu wissen, wie viel in Kärnten tatsächlich für Kulturprogramme verwendet wird", sagte Waldner zur APA. Trotz allgemeiner Sparmaßnahmen in Kärnten hat Waldner das Ziel, das Landekulturbudget nicht zu kürzen, sondern auf gleichem Niveau zu behalten. "Sollte das gelingen, kann ich mir eine Umschichtung von Mitteln zur Literatur vorstellen", signalisierte der Landesrat seine Bereitschaft zur Rettung des Bachmann-Preises.
Laut Deutscher Presseagentur dpa forderte die deutsche Schriftstellerin und Bachmann-Preisträgerin 1986 Katja Lange-Müller im Nachrichtenmagazin "Focus", dass "Österreichs profiliertester und populärster Beitrag zur Förderung der deutschsprachigen Literatur fortbestehen" solle. Auch Bachmann- (1998) und Büchner-Preisträgerin (2013) Sibylle Lewitscharoff setzt sich in dem Nachrichtenmagazin für eine unbedingte Fortsetzung des Wettbewerbs ein: "Das literarische Leben wäre um eine sehr öffentlichkeitswirksame Arena ärmer."