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Bachmann-Preis: "Geistige Selbstamputation"

Von der Süddeutschen Zeitung bis zum Focus – am Wochenende kam das deutsche Feuilleton wegen des drohenden Ausstiegs des ORF von den „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ heftig in Fahrt. Die Lesungen, die am 3. Juli in Klagenfurt beginnen, könnten nämlich zum letzten Mal live übertragen werden.

Die österreichische Autorin Maja Haderlap, die den Bachmann-Preis 2011 gewann, bezeichnete die Pläne im Focus als „geistige SelbstamputationÖsterreichs. Die Bachmann-Preisträgerin von 1986, Katja Lange-Müller forderte, dass „Österreichs profiliertester und populärster Beitrag zur Förderung der deutschsprachigen Literatur fortbestehen“ solle. Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, Gewinnerin 1998, sprach sich für eine Fortsetzung des Wettbewerbs durch andere Sender aus: „Das literarische Leben wäre um eine sehr öffentlichkeitswirksame Arena ärmer.“

350.000 Euro kostet den ORF die Übertragung des Wettlesens. Die kann oder will er nicht mehr aufbringen. Insgesamt muss der ORF etwa 80 Millionen einsparen. Und das Geld, das da ist, fließt in mehr Seher verheißende Kanäle wie den Sport, für den 2014 100 Millionen ausgegeben werden. Olympische Winterspiele und Fußball-WM müssen damit finanziert werden.

Hoffen

Die Direktorin des für die Austragung des Bachmann-Preises zuständigen ORF-Studio Kärnten, Karin Bernhard, hofft noch auf die Gebührenrefundierung, wie sie der Kleinen Zeitung sagte. Und widersprach dort Fernsehdirektorin Kathrin Zechner, die im KURIER am Samstag zur Frage nach der Zukunft des Bachmann-Bewerbs gemeint hatte, dass dies Aufgabe der Landesdirektion Kärnten sei. „Prinzipiell ist das sehr wohl eine Entscheidung von Generaldirektor Wrabetz“, sagte Bernhard.

Die Zuzahlung aus dem ebenfalls klammen Bundesbudget für Gebührenbefreiungen aus sozialen Gründen war auf vier Jahre befristet und brachte dem ORF zusätzliche 160 Millionen. Diese Frist hat man aber offenbar nicht ausreichend genutzt, sich um Alternativen zu kümmern. Nun steht also auch der Bachmann-Preis auf der „Geiselliste“ für die Refundierung, wie es einmal ORF-General Wrabetz offenherzig formulierte. Für Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ein „sehr durchsichtiges Spiel“.