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ATV kauft sich eine Soap

ATV-Chef Martin Gastinger kreißte. Und gebar eine deutsche Soap Opera. Der österreichische Privatsender investiert eine Summe von mehr als fünf Millionen Euro, um 100 Folgen von „Wien – Tag und Nacht“ zu produzieren, ein Spin-off des deutschen TV-Erfolgs „Berlin – Tag und Nacht“, das RTL2 Quotenerfolg nach Quotenerfolg bescherte und heute als meistgesehene deutsche Soap gilt.

Das Rezept ist eine relativ verschrobene, aber geniale Verschränkung von Realität, Internet und Fernsehen. So verfügt die Serie über keine echten Schauspieler, sondern über Laiendarsteller, die sich unter fiktivem Namen weitestgehend selbst spielen. Die Truppe lebt gemeinsam in Wohngemeinschaften, betreibt eine (echte) Bar in Wien und ist auch auf Facebook aktiv, wenn die Sendung gerade nicht läuft.

Hype in Berlin

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In Deutschland hat die Serie bereits einen so großen Hype ausgelöst, dass die Produktionsfirma Filmpool Entertainment einen Sicherheitsdienst engagieren musste, weil Hunderte Fans die eigentlich geheimen Drehorte belagerten.

Auch in Wien werden die Adressen der Wohnungen unter Verschluss gehalten, wiewohl sich Gastinger bewusst ist, dass das auf Dauer nicht funktionieren wird, denn schon jetzt finden sich im Internet Spekulationen darüber, wo denn die Serie genau spielen wird.

Start im Februar

Anlaufen wird die Serie im Februar (18.20 Uhr, Montag bis Freitag), wobei es erste Lebenszeichen von „Wien – Tag und Nacht“ bereits vorher geben soll, wie der ATV-Chef verriet: Ab Silvester werden die Mitglieder der Soap-Familie bereits auf Facebook aktiv sein und damit einen sanften Vorlauf für die Sendung schaffen. Denn eine Lektion lernte man beim deutschen Original schnell: Die Sendung hob erst nach Wochen ab, auf Facebook war „Berlin – Tag und Nacht“ jedoch sofort ein Hit. Nach und nach kamen auch die Seher und bescherten RTL2 einen vier Mal so hohen Marktanteil wie zuvor. Der Sender stürzte mit dem Format sogar den bisherigen deutschen Soap-König „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ vom Thron. Gastinger hat sich die Messlatte für einen Erfolg noch nicht allzu hoch gelegt, hofft aber auf eine Sensation: Derzeit seien es auf dem Sendeplatz vier Prozent (14 bis 49 Jahre), mit der Soap solle „mindestens das doppelte“ drin sein.