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Antisemitismusvorwürfe gegen deutschen Verleger Augstein

Antisemitismusvorwürfe gegen einen prominenten Kolumnisten und Verleger: Jakob Augstein, Verleger der Wochenzeitung Der Freitag und Autor einer regelmäßigen Kolumne auf Spiegel Online („Im Zweifel links“) ist laut Simon Wiesenthal Center in Los Angeles der neunt-schlimmste Antisemit der Welt. Auf Platz 1 stehen Ägyptens Muslimbrüder, Platz 2 geht an das iranische Regime, das den Staat Israel vernichten will.

Anlass ist Augsteins Kritik an der israelischen Regierung, die bereits im September den Welt-Autor Henryk M. Broder bewegt hatte, Augstein Antisemitismus vorzuwerfen. Das Wiesenthal Center bezieht sich in seiner Begründung auf Broder.

Vordergründig sei das eine innerjournalistische Debatte, sagt der Wiener Journalismusforscher Maximilian Gottschlich, aber: Es werde „ständig Öl ins Feuer gegossen“. Israel gelte in der öffentlichen Meinung mittlerweile als Hauptbedrohung des Friedens, „weil das von den Medien ständig getrommelt wird.“

Rückendeckung bekommt Augstein vom Zentralrat der Juden in Deutschland, der die Vorwürfe gegen den Verleger und Spiegel-Online-Kolumnisten für falsch hält. „Ich hatte nie den Eindruck, dass das, was er geschrieben hat, antisemitisch ist“, sagte Salomon Korn, Vizepräsident des Zentralrates im Deutschlandradio.

Augstein ist der Meinung, das Wiesenthal Zentrum habe nicht gut recherchiert. Kritischer Journalismus dürfe nicht auf diese Art diffamiert werden, sagte er im Interview mit den Tagesthemen. Er räumte aber ein, die Verwendung des Begriffs „Lager“ in Hinblick auf die Situation im Gazastreifen sei problematisch gewesen.

Jakob Augstein ist der anerkannte Sohn des Spiegel-Begründers Rudolf Augstein und der Übersetzerin Maria Carlsson. Sein leiblicher Vater ist Martin Walser, wie Jakob Augstein nach dem Tod von Rudolf Augstein 2002 auf Nachfrage von seiner Mutter erfuhr und im November 2009 bekannt gab.