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Ansturm auf "Charlie Hebdo"-Hefte setzt sich fort

Der Ansturm auf die erste Ausgabe des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo nach dem blutigen Terroranschlag von Paris setzt sich fort. Auch am Donnerstagmorgen war das Blatt schon am frühen Morgen ausverkauft.

"Ich hatte 50 Exemplare; die waren um halb sieben nach zehn Minuten weg", sagte ein Kioskbesitzer im Osten der Stadt nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt, wo in der vergangenen Woche zwölf Menschen getötet worden waren.

Bereits am ersten Erscheinungstag am Mittwoch war "Charlie Hebdo" an den meisten Verkaufsstellen nach wenigen Minuten vergriffen gewesen. Um die riesige Nachfrage zu decken, soll das aktuelle Heft in einer Auflage von fünf Millionen Exemplaren gedruckt werden. Vor dem Anschlag lag die Auflage bei 60.000.

Die Ausgabe Nr. 1178 war bereits in der Früh in allen 27.000 Kiosken Frankreichs ausverkauft, wie die Presse-Handelsvereinigung UNDP mitteilte. Insgesamt sollen bis Samstag drei Millionen Zeitungen an die Kioske gehen, die restlichen zwei Millionen bis kommenden Mittwoch, teilte der Zulieferer am Mittwochvormittag mit.
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An etlichen Pariser Zeitungsständen war das Heft am Mittwoch bereits um 7 Uhr in der Früh ausverkauft. Viele Stammkunden hätten sich schon im Vorfeld Exemplare reserviert, berichteten Verkäufer. Am Pariser Ostbahnhof war bereits um 6 Uhr kein Exemplar mehr zu bekommen. Nur eine Viertelstunde davor hatte das Geschäft die Rollläden hochgezogen. Da hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Manche hatten bereits eine Stunde vor dem Geschäft gewartet.

In der jüngsten Ausgabe des Magazins machen sich die noch lebenden Macher von Charlie Hebdo unter anderem über die islamistischen Terroristen lustig, die am vergangenen Mittwoch bei einem Angriff auf die Reaktion zwölf Menschen erschossen hatten. In Karikaturen werden sie als geistig minderbemittelte Idioten der Lächerlichkeit preisgegeben (siehe weiter unten). Es wurden auch Cartoons der ermordeten Karikaturisten abgedruckt.

Bilder vom Ansturm auf "Charlie Hebdo":

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Mit Tränen in den Augen

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Mit Tränen in den Augen haben die Überlebenden des Satiremagazins die neue Ausgabe produziert -Der Titel zeigt den Propheten Mohammed mit einem Schild in Händen: "Je suis Charlie."

Sichtlich aufgewühlt gaben die Macher am Dienstag Einblicke in die Entstehung der neuen Ausgabe. Er habe geweint, als er die Mohammed-Karikatur für die Titelseite fertig gezeichnet habe, berichtete der Karikaturist Luz bei einer Pressekonferenz in Paris.

Ich habe gezeichnet und gesagt: 'Ich bin Charlie'", sagte Luz, der mit vollem Namen Renald Luzier heißt. "Das war eine Idee, die ich im Kopf hatte, aber es war nicht genug, das war noch keine Titelseite. Und dann gab es noch diese Idee, Mohammed zu zeichnen. Ich habe ihn angeschaut, er war am Weinen, und dann habe ich darüber geschrieben: 'Alles ist vergeben' - und dann habe ich geweint. Und das ist die Titelseite."
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Auf der Charlie Hebdo-Titelseite hält ein weinender Mohammed ein Schild mit dem inzwischen weltweit bekannten Solidaritäts-Spruch für die Anschlagsopfer, "Ich bin Charlie". "Unser Mohammed ist in erster Linie ein Mann, der weint", sagte Luz, der immer wieder nach Worten rang und bei seinen Ausführungen lange Pausen machte. "Ich habe keinerlei Sorge, was mein Titelblatt angeht. Denn ich glaube, dass die Menschen intelligent sind, immer mehr, als man glaubt."

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Charlie Hebdo-Chefredakteur Gerard Biard sagte, der Mohammed auf dem Titelbild sei "viel sympathischer als der, den die (islamistischen) Schützen vor sich hertragen." In muslimischen Ländern ist bereits Kritik an der Abbildung des Propheten Mohammed auf derCharlie Hebdo-Titelseite laut geworden.

Auch in Österreich große Nachfrage

Wann die neue Ausgabe von Charlie Hebdo in Österreich erhältlich sein wird, ist noch unklar. Morawa teilte mit, möglicherweise erhalte man kommende Woche einige Exemplare. In der Morawa-Filiale in der Wiener Wollzeile hofft man, mit einigen Exemplaren beliefert zu werden. Es gebe bereits hunderte Anfragen von Kunden, die das Satiremagazin erwerben wollen. Der Filialleiter sagt gegenüber dem KURIER: "Es gibt am Telefon derzeit nur ein Thema: Charlie Hebdo. Auch im Geschäft hört man überall: Charlie, Charlie . . ."

In der Schweiz wird die Sonderausgabe am Donnerstag erhältlich sein. In der Deutschschweiz wird die Auslieferung bis Freitag auf sich warten lassen, wie die zuständigen Stellen am Dienstag auf Anfrage bekannt gaben.

Die neue Ausgabe von Charlie Hebdo macht sich unter anderem über die islamistischen Terroristen lustig, die am vergangenen Mittwoch bei einem Angriff auf die Reaktion zwölf Menschen erschossen hatten.

- Im Leitartikel des Magazins schreibt man über die Vorbereitungen: "Seit einer Woche hat Charlie, eine atheistische Zeitung, mehr Wunder vollbracht, als alle Heiligen und Propheten zusammen".

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- Drei Islamisten sitzenmit schlechter Laune beisammen. "Die Leute vonCharlie Hebdo dürfen wir nicht anrühren", sagt einer. "Sonst werden sie den Leuten alsMärtyrer erscheinen und uns im Paradies die Jungfrauen wegschnappen." Es dürfte sich um einen der letzten Cartoons von Tignous handeln. Er ist einer der Mitarbeiter vonCharlie Hebdo, die vergangenen Mittwoch ermordet wurden. Auch die Namen der getöteten Charb, Cabu und Wolinski stehen unter einzelnen Karikaturen.

- In einer anderen Karikatur fragen die von der Polizei getöteten Attentäter im Himmel nach Jungfrauen, die sie von Gott als Belohnung für ihren Terrorangriff erwarten. Die seien alle beim Team von Charlie, wird ihnen aus einer Wolke zugerufen, in der eine wilde Party steigt.

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- Ein Cartoon ist folgendermaßen betitelt: "Zeichner bei Charlie Hebdo- das sind 25 Jahre Arbeit". Im Bild darunter steht: "Terrorist -25 Sekunden Arbeit. Terrorist, ein Beruf für faule Wichser".

- Im Auslandsteil wird von dem verheerenden Boko-Haram-Massaker in Nigeria von vergangener Woche berichtet. Ein Dschihadist sagt: "2000 potenzielle Charlie-Abonnenten weniger".

- Auch die Solidaritätsbekundungen für die Toten von Charlie Hebdo werden aufs Korn genommen. Ein Bild zeigt die rechte Politikerin Marine Le Pen von der Front National und ihren berüchtigten Vater Jean-Marie Le Pen. Statt "Je suis Charlie" trägt Marine Le Pen ein Schild mit der Aufschrift "Ich bin begeistert". Ihr Vater, der Charlie Hebdo kritisiert hatte, hält hoch: "Ich bin Charlie Martel". Karl Martell, genannt "der Hammer", ist eine historische Figur. Er hatte 732 in der Schlacht von Tours und Poitiers die einfallenden Araber abgewehrt.

- Einer der Attentäter habe bei einem Pariser Entsorgungsbetrieb gearbeitet, steht über einer Zeichnung. Darin steht ein junger Mann vor zwei Mülltonnen. Auf einer steht "gut" auf der anderen: "böse". Er kratzt sich am Kopf und meint: "Das ist zu kompliziert."

Der Mann ähnelt den Kouachi-Brüdern, es wird aber im ganzen Heft vermieden, die Namen der Terroristen zu nennen. Sie wollten den Mördern in ihrem Heft keine Bühne geben, sagte der Karikaturist Luz bei der Pressekonferenz am Dienstag.

Das gesame Heft von "Charlie Hebdo Nr. 1187" ist unter diesem Link abrufbar.

In der muslimischen Welt wurden zahlreiche kritische Stimmen gegen die neuen Karikaturen in Charlie Hebdo laut.

Der Weltverband der muslimischen Religionsgelehrten nannte die neuen Mohammed-Karikaturen "unklug". Es sei "weder sinnvoll noch logisch noch klug", derartige Zeichnungen zu veröffentlichen, in denen der Prophet beleidigt oder der Islam angegriffen werde, teilte die vom in Katar ansässigen Prediger Yussif al-Qaradawi geleitete Organisation mit. Der Prediger mit ägyptischen Wurzeln gilt als Graue Eminenz der Muslimbrüder.

"Attentäter sind Minderheit"

Der Verband erklärte weiter, die Attentäter von Paris seien eine Minderheit, die weder den Islam noch die Muslime vertreten würden. Allerdings richteten sich die Karikaturen nicht gegen die Attentäter, sondern "gegen den von eineinhalb Milliarden Muslimen verehrten Propheten". Derartige Karikaturen stützten die These von Attentätern, wonach der Westen gegen den Islam sei. Solche Veröffentlichungen schürten "Hass, Extremismus und Spannungen".

Auch die jihadistische Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) hat sich zu Wort gemeldet und bezeichnete die Zeichnungen am Mittwoch als "extrem dumm". Die "gottlose Zeitung" wolle aus den Ereignissen Kapital schlagen, in dem es eine Ausgabe verkaufe, in der der Prophet beleidigt werde, hieß es am Mittwoch in einer Erklärung im Radiosender Al-Bayan, den die IS-Extremisten in von ihnen kontrollierten Gebieten in Syrien und im Irak ausstrahlen.

Die einflussreiche islamische Al-Azhar-Universität in Kairo forderte Muslime auf, die Charlie Hebdo-Veröffentlichung zu "ignorieren". Der Prophet sei "zu erhaben", um durch diese "hasserfüllte Frivolität Schaden zu erleiden". Die in Ägypten ansässige Al-Azhar-Institution ist die einflussreichste Lehranstalt des sunnitischen Islam.

Irans Außenminister Javad Zarif hat mit Blick auf die Mohammed-Karikatur auf der aktuellen Titelseite Respekt für Heiligkeiten verlangt. "Wenn wir nicht lernen, einander zu achten, wird es sehr schwer in einer Welt unterschiedlicher Meinungen und unterschiedlicher Kulturen und Zivilisationen", sagte Zarif am Mittwoch in Genf vor einem Gespräch mit US-Außenminister John Kerry im Atomstreit. "Wir werden keinen ernsthaften Dialog führen können, wenn wir damit anfangen, die Werte und Heiligkeiten der anderen zu verachten", sagte Zarif. "Wir glauben, dass Heiligkeiten respektiert werden müssen."

"Teufelskreis des Extremismus"

Das iranische Außenministerium teilte mit, die Karikaturen seien "beleidigend" und "provokativ". Damit würden die Gefühle der Muslime weltweit verletzt. Zudem könnten sie "den Teufelskreis des Extremismus" weiter anheizen. Ministeriumssprecherin Marzieh Afkham erklärte, die Anschläge von Paris stünden "in komplettem Widerspruch zur islamischen Lehre". Die neuen Mohammed-Karikaturen allerdings seien ein "Missbrauch der Meinungsfreiheit, was heutzutage im Westen üblich ist".

In den Philippinen gingen in der mehrheitlich muslimischen Stadt Marawi rund 1.500 Menschen aus Protest gegen die Karikaturen auf die Straße. Einige reckten die Fäuste in die Luft, zudem wurde ein Charlie Hebdo-Plakat verbrannt. "Was in Frankreich passiert ist, die 'Charlie Hebdo'-Morde, ist eine moralische Lektion für die Welt, jede Religion zu respektieren, insbesondere die Religion des Islam", hieß es von den Veranstaltern.

Internet-Sperre und Proteste in der Türkei

Ein Gericht in der Türkei hat die Sperrung von Internetseiten angeordnet, die das Titelbild der neuen Ausgabe von Charlie Hebdo zeigen. "Es wurde entschieden, den Zugang zu relevanten Sektionen von Internetseiten, die heute die Titelseite von 'Charlie Hebdo' zeigen, zu blockieren", erklärte das Gericht am Mittwoch laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Als einzige Zeitung in der mehrheitlich muslimischen Türkei hat das linksgerichtete OppositionsblattCumhuriyet mehrere Karikaturen aus der neuen Ausgabe vonCharlie Hebdonachgedruckt. Dagegen regte sich Protest: Vor dem Redaktionsgebäude in Ankara demonstrierten nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi pro-islamische Studenten.

Der Cumhuriyet-Chefredakteur Utku Cakirözer berichtete der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch, telefonische Drohungen erhalten zu haben. Der Abdruck des vierseitigen Auszugs aus der französischen Satirezeitung sei "ein Zeichen der Solidarität", erklärte Cakirözer. In einer Kommentarspalte ist zudem eine kleine Version des Titelbilds mit einem weinenden Propheten Mohammed abgedruckt.

Cumhuriyet werde sich weiter energisch für die Meinungsfreiheit einsetzen, erklärte Cakirözer weiter. Er fügte hinzu, bei der Auswahl der Auszüge aus Charlie Hebdo seien religiöse Empfindlichkeiten berücksichtigt worden. Die Straße vor der Redaktion wurde für den Verkehr gesperrt, das Gebäude wurde von Spezialkräften der Polizei mit Wasserwerfern gesichert.

Alle anderen Medien in der Türkei verzichteten auf Nachdrucke aus Charlie Hebdo, mehrere Satireblätter bekundeten allerdings mit schwarzen Titelseiten und "Je suis Charlie"-Aufdruck ihre Solidarität mit den Opfern.

Die erste Ausgabe des Satiremagazins Charlie Hebdo nach dem Terroranschlag hat am Mittwoch auch viele neue Leser gefunden:

"Ich kaufe die Zeitschrift regelmäßig, aber heute möchte ich sie natürlich noch mehr haben. Der Zeitung und auch des Ereignisses wegen. Auch wenn mich manches darin oft schockiert. Ich selbst bin Katholikin, und es wird sich ja nun wirklich über alles und jeden lustig gemacht. Aber das ist Frankreich, Satire gehört dazu."
(Charlie-Käuferin Simone Bartoli, 59, in Paris)

"Ich habe Charlie immer gelesen. Nicht jede Woche, aber er gehört einfach zu Frankreich. Heute geht es mir auch darum, die Redaktion wertzuschätzen. Die Zeitung stand schon immer in der Kritik, aber letztendlich ist es eine Frage des Prinzips, dass es sie geben muss."
(Charlie-Fan Philippe DuPont, 79, in Paris)

"Nie, ich habe noch nie Charlie Hebdo gekauft. Jetzt wollte ich ein Exemplar für eine Freundin in New York kaufen, die mich darum gebeten hat."
(Mary Neil, 71, aus New York City, an einem Zeitungskiosk)

"Ich hatte 40 Exemplare, die waren in wenigen Minuten weg. Einige standen schon hier, als ich den Kiosk aufmachte. Morgen früh gibt es das Blatt wieder."(Zeitungsverkäufer Henri an der Pariser Oper)

"Ich kaufe die Zeitung heute aus Solidarität und irgendwie auch, weil alle darüber sprechen. Ich habe das aber noch nie gelesen und bin auch nicht sicher, dass ich das in Zukunft tun werde."
(Eine Pariserin, 52, die ihren Namen nicht nennen will)

"Ich hätte gerne zwei Ausgaben mit nach Kanada genommen. Ich mag Karikaturen und ich finde es schade, dass man so etwas in Kanada nicht sieht. Ich finde es sehr gut, dass die Redaktion weiter gemacht hat, denn es nicht zu tun, würde das Problem auch nicht lösen."
(Tamara Seidmann, 61, aus Kanada)

"Ich habe heute Morgen ganz früh schon eine Ausgabe ergattern können. Aber ich möchte insgesamt fünf haben - für meine Familie."
(Sophia Dos Santos, 36, geduldig hüpft auch sie von einer Schlange zur nächsten, obwohl sie schon eine Ausgabe besitzt)

"Das ist nicht richtig. Wir sind genauso Kunden und haben in der Schlange gestanden. Ich finde das wirklich unmöglich."
(Benjamin Freoua, 29, junger Pariser, außerordentlich aufgebracht darüber, dass der Kioskbesitzer alle Ausgaben schon für Stammkunden reserviert hat)

Die französischen Tageszeitungen kommentieren am Mittwoch die erste Ausgabe nach dem blutigen Anschlag vor einer Woche auf die Redaktion in Paris, wie folgt:

Libération (Paris):
"Die Titelseite von Charlie? Ein Modell politischer Intelligenz. Viele erwarteten eine Provokation, andere befürchteten ein Zurückweichen. Nichts von all dem. Der Prophet Mohammed ist wieder da. Aber in einer positiven Rolle, mit einem Hauch von Zärtlichkeit. (...) Die wirkliche Karikatur des Propheten ist die der Islamisten. Der wahre Islam ist der, den die Masse der Gläubigen in Frankreich praktiziert. Und dieser Islam hat seinen Platz in unserer Republik."

La Croix (Paris):

"Und 'Charlie Hebdo' erscheint wieder. Auf der Titelseite eine Zeichnung, die weit weniger ätzend ist als frühere Karikaturen. In den Augen von Muslimen, die keine Darstellung des Propheten Mohammed akzeptieren, ist diese Zeichnung dennoch provozierend. Doch für das Team 'der Überlebenden' war es unmöglich, vor der Einschüchterung zurückzuweichen. Sie durften nicht auf die Karikaturen verzichten, die ihnen dieses Todesurteil eingebracht haben, sie durften ihre toten Freunde nicht verraten. Charlie ist sich selbst treu geblieben."

Le Monde (Paris):

"Und nun? Was machen wir mit dem Schock, der in unserem Land ausgelöst wurde - von diesem Ausbruch der Gewalt und des religiösen Fanatismus, der den Tod von 17 Menschen verursacht hat? Was tun wir nun mit dieser überwältigenden Reaktion des Volkes auf ein Trauma, dessen Spuren in der Nation tief eingegraben sind und bleiben werden? (...) Versäumnisse müssen identifiziert werden, Verbesserungen sind notwendig. Doch die Folgen des 11. September 2001 haben uns gelehrt, dass die harte Gangart, Terror gegen Terror, keine Lösung ist und die Gefahr nur verlagert. (...) Die Ereignisse der letzten Tage erfordern ein gründliches Nachdenken über heikle, aber wesentliche Themen. (...) Um in diesem schwierigen Bereich voranzukommen benötigen wir Mut, Intelligenz und die Fähigkeit, zuzuhören."

Neues "Charlie Hebdo"-Cover auf fast allen Titelseiten

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Praktisch alle österreichischen Tageszeitungen haben die neue Titelseite vonCharlie Hebdoveröffentlicht. In einem Großteil der Mittwoch-Ausgaben wurde die Karikatur mit dem trauernden Propheten Mohammed, der ein Schild mit der Aufschrift "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) in Händen hält, auf Seite Eins abgedruckt. Sp auch im KURIER.

Das überwältigemde Interesse an der neuen Ausgabe Satiremagazins hat auch die Geschäftemacher auf den Plan gebracht. Am Mittwoch erschienen im Internet Dutzende Angebote, die Exemplare der schnell vergriffenen ersten Tranche der mehrere Millionen hohen Auflage anboten. Manche Anbieter verlangten dabei zum Teil tausende Euro für ein Heft.

Wohl am optimistischsten zeigte sich ein Verkäufer auf der französischen Internetseite von Ebay, dem gar 25.000 Euro als angemessener Preis für die "Zeitung der Überlebenden" vorschwebten. Während jedoch Angebote von mehreren Tausend Euro offenbar zunächst wenig Interesse fanden, erwiesen sich jene Verkäufer als erfolgreicher, die Versteigerungen mit niedrigen Startpreisen von wenigen Cent oder Euro ausriefen. Da konnte der Preis schon mal in nur einer Stunde auf mehrere Hundert, fallweise sogar auf über 2.000 Euro steigen - und ein Ende ist nicht abzusehen, da die Versteigerungen meist noch mehrere Stunden oder sogar Tage andauern.

Auf der österreichischen Ebay-Seite erreichte das Interesse an dem Satiremagazin zwar nicht derart hohe Ausmaße wie in Frankreich oder Großbritannien - immerhin gab es aber Gebote von über 150 Euro pro Heft. Ein Angebot von 500 Euro stieß hingegen vorerst auf kein Interesse.