Athen führt reichen Steuersünder vor
Von Susanne Bobek
A m 11. März wird Lavrentis Lavrentiadis 40 Jahre alt. Den Champagner wird er wohl eher nicht an seinem bescheidenen offiziellen Wohnsitz in Athen trinken. Denn sein Vermögen wird in der Schweiz, in Liechtenstein, in Singapur und im Libanon gesucht. Griechische Steuerfahnder haben dem gefeierten Starunternehmer diese Woche drei Schweizer Konten mit über 160 Millionen Euro gesperrt, berichtet das Handelsblatt.
Lavrentiadis ist der Sohn einer der großen Unternehmerfamilien des Landes. Er und seine Freunde sollen laut griechischer Zentralbank mindestens 700 Millionen Euro ins Ausland verschoben und sich vor griechischen Steuerbehörden als quasi mittellos ausgegeben haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Lavrentiadis sieht sich – wie andere reiche Griechen, die dem Staat insgesamt 15 Milliarden Euro schulden sollen und deren Namen im Jänner im Internet veröffentlicht wurden – als Opfer einer Kampagne.
Spiel auf Zeit
Immerhin wollte er schon einmal zum "weltweit besten Konzernchef" in Monte Carlo gewählt werden. 2009 übernahm er die Athener Privatbank Proton als Vorstandschef und Hauptaktionär. Danach wuchsen die Kredite für Gesellschaften, die unter "direktem oder indirekten Einfluss" des Unternehmers standen auf 724 Millionen Euro. Später musste die Bank mit EU-Geld und mithilfe des IWF um 900 Millionen Euro vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Lavrentiadis wurde Verwaltungsratspräsident der von ihm mitbegründeten Liechtensteiner Bank Lamda. In dieser Funktion ist er jetzt zurückgetreten, weil er Lamda vor "möglichen Reputationsschäden schützen" will. Ganz falsch, wer denkt, das sei ein Schuldeingeständnis.
In Athen wird gemunkelt, dass Lavrentiadis auf Zeit spielt und hofft, dass nach den Wahlen eine ihm freundlicher gesinnte Regierung an die Macht kommt. Die Berichte der griechischen Zentralbank und der Athener Staatsanwaltschaft, die ihn noch nicht als Beschuldigten führt, weist er zurück.