Wirtschaft

Gewerkschaft will Überstunden reduzieren

In der Wochenendausgabe der Salzburger Nachrichten hat Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die langjährige Forderung der Industrie nach flexibleren Arbeitszeiten unterstützt und will schon im Frühjahr Neuerungen erwirken. Mitterlehner bezeichnete den momentanen Arbeitnehmerschutz in Österreich als "überzogen", manche Betriebe fühlten sich "gepiesackt". Bei den Arbeitszeitmodellen klagten die Unternehmen, dass die Arbeitnehmerseite an alten Modellen festhalte.

Wenig überraschend fand der Vorstoß Anklang bei der Industriellenvereinigung. Das derzeitige Arbeitszeitrecht sei unübersichtlich und sehr restriktiv, die gesetzliche Tageshöchstarbeitszeit von zehn Stunden vielfach nicht praktikabel, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer am Sonntag.

"Neues Jahr - alte Leier", meinte dazu Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des Gewerkschaftsbundes ÖGB. Die geltenden Regeln erlaubten bereits ein hohes Maß an Flexibilität. "Dass die Unternehmen sie nicht nutzen, ist nicht der Fehler der ArbeitnehmerInnen", so Achitz. Österreich gehöre zu den Spitzenreitern bei Wochenarbeitszeit und Überstunden - auch unbezahlten Überstunden. "Lange Arbeitszeiten schädigen nachweislich die Menschen", so der Gewerkschafter.

Umdenken in Richtung kürzere Arbeitszeiten

Nichts von dem Vorhaben halten die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA-djp. "Diese Vorschläge sind weder familienfreundlich noch bedeuten sie eine sinnvolle Flexibilisierung. Fakt ist, dass Österreich bei langen Arbeitszeiten im absoluten Spitzenfeld in Europa liegt", so Pro-Ge-Vorsitzender Rainer Wimmer und der stellvertretende GPA-djp-Geschäftsführer Karl Proyer am Montag in einer Aussendung.

Vielmehr müssten die regelmäßigen Überstunden reduziert werden, "um die Beschäftigung in Österreich zu erhöhen". Das gehe nur, wenn Überstunden für Arbeitgeber teurer würden, um deren Attraktivität zu senken. Es sei Zeit für ein Umdenken in Richtung kürzere Arbeitszeiten.

Bei den Flexibilisierungswünschen der Arbeitgeber gehe es nicht ums Abdecken von Arbeitsspitzen, sondern um die Kosten regelmäßiger Überstundenleistungen der Beschäftigten. Unter dem "Vorwand" der Flexibilisierung sollten die Überstunden für die Wirtschaft billiger gemacht werden, vermuteten die Gewerkschafter, was für die Arbeitnehmer längeres Arbeiten für weniger Geld bedeute. "Dies ist weder unter wirtschaftlichen noch unter gesundheitlichen Aspekten sinnvoll. Lange Arbeitszeiten machen krank und verhindern, dass mehr Leute in Beschäftigung kommen", meinten Wimmer und Proyer.