Wirtschaft

Millionenkrimi um All Property Limited

Diese mutmaßliche Anlagebetrugs-Affäre ist an Brisanz kaum zu toppen. Ein versuchter Autobombenanschlag auf eine Verwandte des inhaftierten Masterminds Christian H., 11.000 Geschädigte und Ermittlungen in Österreich, Deutschland, Tschechien und Dubai.

Die Rede ist vom mutmaßlichen Schneeballsystem All Property Limited (APL) mit Adresse in Dubai. Mit APL soll der Deutsche Christian H. und seine willigen österreichischen Helfer jahrelang Anleger abgezockt haben. Ursprünglich wurden die Anleger mit 18 Prozent Rendite gelockt, später sogar mit fantastischen 36 Prozent – bei 100 Prozent Sicherheit. Selbst eine Investorenwarnung der Finanzmarktaufsicht (FMA) im Mai 2009 wurde mit krausen Verschwörungstheorien wegargumentiert. Die neidischen Banken würden dem „kleinen Mann“ höhere Gewinne nicht gönnen und daher APL als „unseriös und suspekt“ hinstellen, hieß es in einem Schreiben eines APL-Keilers aus Niederösterreich. Die Anleger ließen sich offenbar täuschen.

Bei Großveranstaltungen soll die APL-Truppe zumindest 138 Millionen Euro für Immobilienprojekte in Dubai und Währungsspekulationen eingesammelt haben, u.a. in Linz und Brünn. Das macht rund 12.500 Euro pro Anleger. Tatsächlich dürfte der einzelne Schaden größer sein. „Aus Zeugenaussagen in Schadenersatzprozessen geht hervor, dass der durchschnittliche Schaden 20.000 bis 30.000 Euro beträgt“, sagt Anlegeranwalt Michael Poduschka, der APL-Geschädigte vor Gericht gegen einen früheren „Keiler“ vertritt.

Sieben Beschuldigte

Bei der Staatsanwaltschaft Wels ist ein Strafverfahren wegen Betrugsverdachts anhängig. Ganz oben auf der Liste der Verdächtigen steht der frühere APL-Statthalter Mario S., der laut Behörde einschlägig vorbestraft ist. „Wir haben aktuell sieben Beschuldigte“, sagt Staatsanwalt Christian Hubmer zum KURIER. „Das Kerngeschäft war in Österreich und Tschechien.“ Nachsatz: „Im Jänner wird die Staatsanwältin, die den Akt führt, nach Deutschland fahren, um Christian H. einzuvernehmen.“ APL-Boss H., der lange untergetaucht war, sitzt seit vergangenen Juli in München in Haft.

„Wir versuchen dieses Schneeballsystem zu durchleuchten, Geschädigte auszuforschen und den Geldfluss nachzuvollziehen“, sagt Hubmer. „Es ist nicht so, dass das Geld nur irgendwo verpufft ist, sondern es wurden auch Liegenschaftskäufe getätigt.“ Wohin die Erlöse aus den Immobiliendeals hingeflossen sind, sei „Gegenstand intensiver Erhebungen“.

Seit Jänner 2010 hat APL den 11.000 Anlegern aber kein Geld mehr ausgezahlt.

Indes hat Anwalt Poduschka für einen APL-Geschädigten ein erstes Urteil erstritten. Doch der verurteilte APL-Vermittler muss nur die Hälfte des Schadens berappen. Laut Gericht hätte der Anleger Mitschuld, weil er die Warnung der FMA nicht berücksichtigte. Er hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.