Angeschlagener Immokonzern Adler Group mit weniger Geschäft
Der schwer angeschlagene deutsche Immobilienkonzern Adler Group hat im ersten Quartal nach eigener Einschätzung im Tagesgeschäft solide abgeschnitten. Die Nettomieterträge gingen im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um knapp 16 Prozent auf 71,1 Mio. Euro zurück, wie das Unternehmen am Montagabend auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Das operative Ergebnis (FFO I) lag bei 29,7 Mio. Euro und damit 8 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.
Adler führte die Rückgänge vorwiegend auf den Verkauf eines Immobilienportfolios zurück. Flächenbereinigt habe die Durchschnittsmiete um 2,1 Prozent auf 7,46 Euro je Quadratmeter zugelegt. Nach einem zunächst positiven Start verlor die Aktie rund vier Prozent.
Plus bei Liquidität
Dank der Verkäufe von Immobilien legte zum Ende des Quartals die Liquidität um mehr als 200 auf 760 Mio. Euro zu. Unter dem Strich standen allerdings im ersten Quartal wegen hoher sonstiger Aufwendungen weiter rote Zahlen: Der auf die Eigentümer entfallende Nettoverlust betrug 2 Millionen Euro nach 83,2 Mio. Gewinn vor einem Jahr.
Die Jahresprognose bestätigte das Management. Die Nettomieterträge sollen zwischen 203 und 212 Mio. Euro liegen, das operative Ergebnis in einer Spanne zwischen 73 und 76 Mio. Euro.
Wegen ausbleibender Zahlungen hat das Unternehmen den Verkauf eines Immobilienpakets rückgängig gemacht. Der Vertrag mit Partners Immobilien Capital Management wurde nach Unternehmensangaben gelöst, da die Gesellschaft dem Konzern noch Geld zu einem 313 Mio. Euro schweren Deal aus dem Mai 2020 schuldete. Partners hatte sieben Entwicklungsprojekte von der Adler-Tochter Consus erworben. Consus habe bis Ende 2021 nur einen Teil des Kaufpreises erhalten und es sei fraglich gewesen, wann und in welcher Höhe die Zahlungen beglichen werden würden, hieß es weiter. Daher sei für Consus die beste Lösung gewesen, den Vertrag rückgängig zu machen und damit langwierige Gerichtsverfahren gegen den Käufer zu vermeiden.
Bafin untersucht
Derzeit untersucht die Finanzaufsicht Bafin die Bücher von Adler. Die Behörde hatte sich eingeschaltet, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober erstmals unter Druck des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Dieser und sein Researchdienst Viceroy hatten schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Adler hatte Ende April trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 vorgelegt - dabei war wegen hoher Abschreibungen ein Milliardenverlust angefallen. Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer zur Verfügung. Wegen des fehlenden Prüf-Testats hatten fast alle Mitglieder des Verwaltungsrats ihren Rücktritt erklärt. Verwaltungsratschef Stefan Kirsten hatte jedoch nur vier davon angenommen.
Aktie
Die Adler-Aktie notierte zuletzt unter 5 Euro. Anfang 2021 hatte sie im Hoch noch fast 30 Euro gekostet. Derzeit bedeutendster Adler-Aktionär ist Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia, der rund 20,5 Prozent der Aktien von Adler hält.