Wirtschaft

Andritz kämpft mit Liebesentzug der Anleger

Andritz-Aktionäre sind eine verwöhnte Spezies. Seit 2009 kannte der Kurs nur eine Richtung: aufwärts. Der Erfolgslauf endete vorerst im März 2013 bei einem Höchststand von knapp 55 Euro. Dann brachten die Zahlen für das erste Quartal 2013 eine empfindliche Abkühlung der Liebesbeziehung: Der österreichische Anlagenbauer musste Probleme bei einem Zellstoffwerk in Uruguay, Rückstellungen in zweistelliger Millionenhöhe und einen drastischen Gewinneinbruch beichten.

Nun nahmen die Investoren dem steirischen Unternehmen auch das zweite Quartal übel: Die Aktie gab am Mittwoch im Tagesverlauf um bis zu 7,4 Prozent nach und sank auf 39,3 Euro.

„Keine Jobgarantie“

Andritz-Chef Wolfgang Leitner ertrug es bei der Präsentation der Halbjahresbilanz mit Fassung: „Es ist nicht alles gut, wenn der Aktienkurs hoch ist, und nicht alles schlecht, wenn er niedrig ist.“

Nach dem unglücklichen Start sei man „auf dem richtigen Weg“. Das zweite Quartal war besser als das erste. Im Halbjahr stieg der Umsatz auf 2,6 Mrd. Euro (+ 7,1 Prozent); das Konzernergebnis sank jedoch auf 47 Mio. Euro (– 57 Prozent). Dabei machte sich der Kauf des deutschen Metallpressenherstellers Schuler bemerkbar: Dieser wird 2013 und 2014 mit je 50 Mio. Euro abgeschrieben.

Der Umsatz mit Wasserkraft-Turbinen und Generatoren stieg im Halbjahr um 5,4 Prozent, die Auftragslage im zweiten Quartal war aber überraschend dünn. Die Sparte Stahl lieferte dank Schuler bessere Zahlen. Probleme bereiten Zellstoff und Papier, wo Konkurrenten wie Voith (Deutschland) oder Metso (Finnland) ebenfalls kämpfen. Ein Abbau bei den 24.000 Stellen (3400 in Österreich) sei nicht geplant, aber auch nicht ausgeschlossen. „Es gibt keine Arbeitsplatzgarantie“, so Leitner. Fürs Gesamtjahr rechnet er mit einem „deutlichen Ergebnisrückgang“. Zuletzt erzielte Andritz 243 Millionen Euro Konzerngewinn.