Anadi-Chef: „Eine Bank muss so einfach sein wie ein Kaffee-Automat“
Von Irmgard Kischko
Am österreichischen Bankenmarkt geht es rund. Zu viele Banken ringen um die Gunst der Kunden, die Gewinnmargen sind eng. Christoph Raninger, Chef der Anadi Bank, die Ende 2013 aus dem Verkauf der Hypo Alpe Adria Bank Österreich entstanden ist, hat sich vorgenommen, in genau diesem hart umkämpften Markt einen Expansionskurs zu fahren.
„Wir fordern die traditionellen Großbanken heraus. In drei Jahren wollen wir die Zahl der Kunden bei der Anadi Bank verdoppeln“, lautet seine Ansage. Rund 60.000 Kunden bedient das Institut in seinen 15 Filialen in Kärnten, der Steiermark und Wien sowie mit Online-Angeboten derzeit.
Um das Ziel der Kunden-Verdoppelung zu erreichen, setzt Raninger auf die Vorzüge einer kleinen Bank. „Wir sind flexibel und können sehr schnell auf geändertes Kundenverhalten reagieren“, erklärt er im Gespräch mit dem KURIER. Er habe viele Jahre in Großbanken gearbeitet. „Da weiß man, wie lange es dort oft dauert, bis neue Ideen umgesetzt werden.“ Auf den Paradigmenwechsel, der sich heute im Bankgeschäft vollziehe, könne eine Bank wie Anadi ohne viel Zusatzaufwand reagieren. Für die Jungen, die schon mit der Digitalisierung aufgewachsen seien, gebe es alles online, für Ältere, die Bankgeschäfte lieber von Angesicht zu Angesicht machen würden, die Filialen.
Das allerdings bieten auch alle anderen Banken. Warum also sollte ein Kunde die Anadi Bank bevorzugen? „Weil wir schneller und unkomplizierter sind“, lautet die Antwort von Raninger. Konsumkredite zum Beispiel bekomme man bei der Anadi Bank innerhalb eines Tages. Und das Ziel sei, die Zeitspanne vom Kreditantrag bis zur Entscheidung der Vergabe auf fünf bis zehn Minuten zu verkürzen.
Kredit-Shops
Um mit dem Konsumkreditangebot in breitere Kundenschichten vorzudringen, hat die Anadi Bank das Konzept der „Loan Shops“ entworfen. Das sind Mini-Filialen, in denen es nur Kredite gibt. Ein erster solcher Shop wurde bereits in der Wiener Favoritenstraße eröffnet. Wenn das Geschäft dort gut läuft, sind weitere Loan Shops in den großen Ballungszentren in Österreich geplant.
Bis zu 30.000 Euro an Konsumkrediten können Kunden in diesen Shops ohne großen bürokratischen Aufwand erhalten. Die Zinsen rangieren – je nach Bonität der Kreditnehmer – zwischen 2,6 und sechs Prozent.
Als nächsten Schritt denkt Raninger an die Vergabe von Wohnbaudarlehen sowie Kredite an Klein- und Mittelbetriebe in ähnlich einfacher und rascher Form.
„Eine Bank muss so einfach zu bedienen sein wie ein Kaffeeautomat“, ist das Motto Raningers. „Oben drei Knöpfe mit den Produkten, die zur Auswahl stehen. Dahinter ein effizienter Abwicklungsprozess und unten kommt das fertige Produkt heraus“, erklärt der Anadi Bank-Chef.
Für Sparer hat die Bank in erster Linie Online-Angebote parat. „Wir sind zu 100 Prozent durch Spareinlagen finanziert. Diese sammeln wir nicht nur in Österreich ein, sondern auch in Deutschland“, betont Raninger. Mit Zinsen für täglich fällige Einlagen von bis zu 0,44 Prozent sticht das Institut den Großteil der Konkurrenz aus.
Mit der Strategie, sich auf einfache Produkte und Schnelligkeit zu konzentrieren, ist die Anadi Bank bisher gut gefahren. Im Vorjahr konnte das Kreditvolumen nahezu verdoppelt werden.
Die Hypo-Österreich Nachfolge-Bank
Ende 2013 hat die indische Anadi Financial Holding die Österreich-Geschäfte der Hypo Alpe Adria Bank übernommen. Alle Lasten von damals sind inzwischen bereinigt. 2018 verdiente die Bank 6,7 Millionen Euro. Die Bilanzsumme belief sich auf 3,1 Milliarden Euro.
Christoph Raninger (47) hat nach dem Studium bei der Bank Austria begonnen. 2007 kam er in den Vorstand der Investmentbank der Bank Austria, 2010 in den Vorstand der Bawag/PSK, später in die Chefetage der ÖVAG. Seit Juli 2015 leitet er die Anadi Bank.